Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Verlustangst oder Angst vorm Papa

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Verlustangst oder Angst vorm Papa

sula1201

Sehr geehrter Hr. Dr. Nohr, unsere Tochter (fast 20 Monate) ist schon immer sehr Mamabezogen. Seit Mitte September geht sie nun in die Kita, was anfangs sehr schwierig war, jetzt aber gut klappt. Ab und zu weint sie kurz beim Abgeben, aber beruhigt sich schnell. Sie ist bisher für 4 Stunden dort und wir wollen auf 5 Stunden ca. steigern. Allerdings ist seit dem Kitastart die Ablehnung des Papas noch verstärkt worden. Ins Bett darf schon immer nur ich sie bringen und auch wenn sie nachts wach wird, darf nur ich sie beruhigen. Ein oder zweimal hat es mein Mann geschafft. Er ist leider abends oft nicht da und somit war er wohl zu wenig präsent für sie. Gestern Abend wollte er sie beruhigen und sie hat sich scheinbar so reingesteigert, dass sie erbrochen hat. Ich war innerhalb von 5 Minuten bei ihr, aber es hat trotzdem nichts geholfen. Seit dem Kitasstart ist das schon das dritte Mal das sie erbricht beim Weinen oder aus Angst, ich weiß es nicht. Warum lehnt sie den Papa so ab und warum erbricht sie seit dem Kitastart? Unser Kind war nie ein Spuckkind und mir tut es im Herzen weh, wenn sie so leidet. Ab Dezember soll ich wieder arbeiten und mein Mann wird sie von der Kita abholen und eine Stunde mit ihr verbringen, bis ich heim komme. Ich habe jetzt schon richtig Angst davor wie das klappen soll. Für eine Antwort und einen Rat bin ich sehr dankbar. Viele Grüße, Susanne


Hallo Susanne, die Frage nach dem Warum kann ich aus der Ferne natürlich nicht beantworten. Aber ersichtlich ist, dass es bisher nicht gelungen ist, den Vater als zweite primäre Bezugsperson einzuführen, warum auch immer. Was ist zu tun? Wie kann der Vater trotz häufiger Abwesenheiten eine ausreichend gute Beziehung zum Kind entwickeln? Man kann Zuwendung/Zuneigung nicht erzwingen, man kann sich immer nur anbieten. Väter erleben die Ablehnung von Kindern oft als kränkend und undankbar, werden dann abweisend oder hart, was den Kreislauf noch befördert. Wenn Ihr Mann eine Haltung erreichen könnte, die Zuwendung anbietet ohne zu fordern, wenn er gerade in diesem Alter der beginnenden Eigenständigkeit ("Trotzalter") zugewandt bleiben kann und sich in seiner Zuneigung nicht verunsichern lässt, sind seine Chancen größer. Da tun sich viele Väter schwer, weil sie eigentlich an ihrer eigenen Fähigkeit, mit Kindern gut umgehen zu können, zweifeln. Da müssen sie bestärkt, ermuntert und auch gestützt werden, das ist uns Männern oft leider nicht so selbstverständlich, uns da kompetent zu fühlen. Darin sehe ich die größte Chance, auch langfristig eine gute Beziehung aufzubauen. Viel Erfolg, Geduld und Gelassenheit auch Ihrem Mann Dr.Ludger Nohr


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