sunny160
Sehr geehrte Frau Henkes, vorab, ich gehöre leider zu der sehr besorgten Sorte Mütter und dies hat meine Tochter wohl schnell durchschaut. Sie ist 19 M alt und ein sehr lebhaftes und aufgewecktes Mädchen. Sie ist sehr fordernd und gefühlt ständig unzufrieden und am jammern. Sie kann sich eigentlich nie mal alleine beschäftigen (natürlich meine ich nur kurz) und ist auch während dem gemeinsamen Spielen nur am nörgeln und jammern. Sie konnte schon sehr früh sprechen und spricht schon 2 Wort Sätze, man kann wirklich gut mit ihr kommunizieren. Leider hat sie schnell herausgefunden, das wenn sie "Aua" sagt ich sofort alles stehen und liegen lasse und nach ihr schaue. Ich habe ein großes Haus, ein weiteres Kind und ein paar Tiere um Die ich mich auch kümmern muss. Als ich feststellt das sie Aua sehr oft benützt um meine sofortige Aufmerksamkeit zu bekommen, habe ich nicht mehr sofort alles stehen und liegen lassen sondern ihr gesagt sie muss einen Moment warten bis ich xy erledigt habe. Jetzt ist es so das sie, wenn sie merkt aua reicht nicht aus, sich den Kopf extra irgendwo anhaut oder sich mit der Hand gegen den Kopf schlägt. Ich denke das macht sie damit sie quasi wirklich aua hat und ich sofort springe. Wie soll ich mich verhalten? Ist das ein normales Verhalten? Mein Sohn war immer ein sehr zufriedenes Kind und sowas kenne ich von ihm absolut nicht. Ich verzweifle langsam und weiß nicht was ich tun soll. Dieses Verhalten zeigt sie nur bei mir. Wenn mein Mann am Wochenende da ist und ich zb im Stall bei den Pferden, ist sie das liebste Kind und total zufrieden. Auch wenn mal die Großeltern aufpassen (was leider nur 1 mal im Monat möglich ist) ist sie super lieb. Nur bei mir ist sie unzufrieden und zeigt dieses Verhalten. Bitte helfen sie mir. vielen Dank Sunny
Guten Tag, da Sie vermutlich bisher die engste Bezugsperson für Ihre Tochter waren, hat sich zwischen Ihnen ein Kommunikationsmuster eingespielt, das jetzt nicht mehr passt. Natürlich ist Ihre Tochter mit neunzehn Monaten weiterhin sehr auf Sie angewiesen, aber Sie braucht nicht mehr bei allem sofortige Bedürfnisbefriedigung. Ändern können aber nur Sie das, was anders werden soll. Ihre Tochter kann das noch nicht. Deswegen ist Ihr Ansatz, bei einem Aua-Ruf nicht mehr sofort zu handeln, sicher sinnvoll. Ich denke nicht, dass Ihre Tochter mit der Autoaggression den Schmerz zum Ruf tatsächlich herbei führen will. Ihre Tochter nähert sich dem Trotzalter. Dieses Verhalten zeigen Kinder in dem Alter häufig. Es ist Ausdruck davon, dass sie mit ihren heftigen aggressiven Gefühlen noch nicht umgehen können. Sie müssen erst lernen, ihre Wut zu ertragen und abzureagieren. Das selber Schlagen gehört dazu. Man kann ein Kleinkind auch kaum daran hindern. Sie brauchen also auch bei diesem Verhalten nicht sofort zu Ihrer Tochter zu gehen. Sie können ausprobieren, sie durch Sprache aus der Distanz ein wenig zu trösten und zu vertrösten. Zeigen Sie ihr dabei, dass Sie Verständnis für ihr Bedürfnis haben und sich auch alle Mühe geben, schnell bei ihr zu sein, dass es aber noch einen kleinen Moment dauert. Mit neunzehn Monaten muss ein Kind sich auch noch nicht alleine beschäftigen können. Am leichtesten zeigen Kinder aber Ansätze dazu, wenn sie im Beisein der Mutter etwas zu tun bekommen, das dem Tun der Mutter ähnelt, z.B. in der Küche mit Kochtöpfen spielen, wenn die Mutter gerade kocht. Da die Verhaltensweisen Ihrer Tochter neunzehn Monate Zeit hatten sich zu entwickeln, wird es auch eine Weile dauern, bis Ihre Tochter dieses Verhalten wieder aufgeben kann. Wenn Sie dabei klar in dem sind, was Sie aushalten können, wird Ihrer Tochter das sehr helfen. Ihre Tochter hat durch Ihre Bereitschaft zur Besorgnis gelernt, dass sie sich nicht selber helfen kann oder braucht, sondern Sie das übernehmen. Sie kann aber mit Ihrer Hilfe jetzt allmählich lernen, etwas mehr für sich selber zu sorgen und ihr Interesse für Ihre Umwelt zu entfalten. In diesem Alter kann man schon gut unterscheiden, ob das Kind wegen Schmerzen oder Unzufriedenheit jammert. Danach richtet sich die Dringlichkeit der Hilfe. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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