Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Verhalten 3 jähriger

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Verhalten 3 jähriger

Mammi1

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Guten Abend Frau Henkes, Ich bin mit meinem Latein bald am Ende und hoffe sie können mir ihre Einschätzung zu dem Verhalten meines 3 jährigen Sohnes geben (Anfang september war der dritte Geburtstag)  Mein Sohn war schon immer ein sehr neugieriges und Energie geladenes Kind, das es bis heute nicht selber schafft, sich ab einem gewissen Punkt wieder selber zu "erden. Es ist als würde er so viel aufsaugen wie ein rießiger schwann...nein, eher wie eine ganze Packung rießiger Schwämme. Er ist wahnsinnig schnell abgelenkt und kann sich auf nichts konzentrieren. So als hätte er Angst irgendetwas von der Welt zu verpassen. Bestes Beispiel heute: er wollte unbedingt Laufrad fahren, wofür er sich endlich mal vor ca 1 Monat angefangen hat zu begeistern. Konnte es vorher nicht, weil er auch einfach keinerlei Interesse daran hatte. Nun kommt es endlich) also sind wir raus, er schon hibbelig und voller lachen und Freude den Helm aufgesetzt und hetzte mich "komm schon Mama, komm, los, ich will losfahren" 1 Meter gefahren springt er plötzlich ab, lässt sein Laufrad fallen "oh, Mama, eine Feder...hat die ein Vogel verloren? Hat der Vogel jetzt keine Federn mehr? Wachsen die nach wie unsere Haare? Darf ich die behalten? Sagte dann "ja, die darfst du gerne behalten, ich trag sie dir so lange du Laufrad fährst"...dann kam nur "nein Mama, ich will nicht mehr fahren"...kehrte um und lief wieder in den garten...das war's dann...feder liegt nun immer noch in der pfütze in die er sie dann beim reinlaufen reingeschmissen hatte. Danach hatte er sich dann aber eine Stunde an deiner matschküche mit Steinen etc beschäftigt. Wenn wir alleine sind, kann er sich lange mit Dingen beschäftigen die ihm spaß machen...z.b mit Pinsel auf die Leinwand, oder seine prallgefüllte sortierbox mit seinen schätzen (Steine, Muscheln, murmeln etc) ausschütten und wieder alles einsortieren etc...für Dinge die ihn nicht interessieren, wie z.b. ein Buch anschauen (außer die Abend Geschichte...da könnte er Stunden lang zuhören) oder mal puzzeln, lässt er sich überhaupt nicht zu begeistern...höchstens 2 min, dann heißt es " Mama, ich mag das nicht, also will ich das nicht"  Wenn wir unter Leuten sind, ist es die reinste Katastrophe. Mehr als 5 Menschen auf einem Haufen und er dreht völlig auf und durch. Springt immer nur rum, lässt Sachen durch die Gegend fliegen, schreit, haut, spuckt, etc. Alle sind immer nur am gucken und teilweise am Kopf schütteln. Es ist nicht so, dass er wärend dieses durchdrehens aggressiv ist. Dies macht er alles mit einem ständigen lachen. Außerdem stiftet er dann die anderen Kinder mit an "komm wir schreien ganz laut" oder "komm wir werfen Sand und Steine auf die Rutsche" und dies alles so unter Energie, dass man meinen könnte er hätte ein paar Dosen Energy getrunken. Seit ein paar Tagen sagt er immer wieder, " komm wir nehmen den Stock als Pistole und schießen damit das Kind (und zeigt auf ein anderes spielendes Kind) ab...das muss er definitiv aus dem Kindergarten aufgeschnappt haben. Als er dies das erste Mal sagte war ich echt schockiert und hab mich echt geschämt. Selbstverständlich reagieren die meisten anderen Eltern alles andere als begeistert auf das Verhalten/benehmen meines Sohnes.  Die Erziehung geht zu 90% auf mein Konto, da der Papa kaum Zuhause ist und nur am Wochenende Zeit mit dem kleinen verbringen könnte, dies aber selten macht, da er sich ja von der harten Arbeitswoche erholen muss (armes Kerlchen ...) bei uns liegt leider beidseitig ADHS in der Familie und sein großer Bruder, 17jahre (nur vom Papa) nimmt schon seit der frühen Kindheit Medikamente. Wir starten nun auch bald mit der Frühförderung "Heilpädagogik". Zudem sind wir beim Kinderturnen und bei der Psychomotorik. Kinderturnen ist die reinste Katastrophe. Am liebsten würde ich ihn da rausnehmen, da er die meiste Zeit nur wild durch die Gegend rennt und sich andere teilweise auch schon durch das wilde und rumgeschreie gestört fühlen. Auch für mich ist die Stunde turnen anstrengender als mein 6 Std arbeitstag. Nur freut er sich immer soooo sehr darauf und fragt immer "wann ist wieder Turnen, Mama?" Zu diesem Turnen geht auch seine "heißgeliebte-quatsch-mitmach-freundin" , die er wirklich seeehr gerne hat. Ich würde ihm so ungerne diese Freude auf das Turnen weg nehmen. Bei der Psychomotorik läuft es super. Es ist für die ganz kleinen nur eine ganz kleine Gruppe von 3 Kindern. Kleine Gruppe klappt also wieder. Mein Sohn sagt auch jeden morgen er will nicht in den Kindergarten und er findet das gemein von mir, dass ich ihn hinbringe obwohl er lieber bei Mama bleiben will. Er sagt auch, dass er Angst hat vor dem Kindergarten. Im Kindergarten läuft es durch die großen Gruppen (25kinder) genauso wild. Aber die Erzieher sagen auch immer wieder, dass er trotzdem viel spielt, viel blödsinn macht und viel lacht. Sie haben nicht den Eindruck dass er dort nicht gerne ist. Eigentlich haben wir eine gute Bindung. Würde ich jetzt behaupten. Ich gebe zu, ich habe ihn als Baby und bis ca zum 2 Lebensjahr etwas verwöhnt, nie schreien lassen, immer auf seine bedürfnisse geachtet und ihn sehr viel in der Trage gehabt...sogar beim staubsaugen, kochen etc. Immer bei mir gewesen. Ich musste nun aber auch an mir arbeiten, da ich etwas zu locker und inkonsequent war. Ich hab zwar nicht alles erlaubt, aber immer oft "ja ok, ausnahmsweise" dies habe ich vor ca einem Jahr gemerkt, dass ich konsequenter sein muss und habe dies auch sehr schnell und sehr gut hinbekommen und bin nun echt konsequent geworden mit kaum noch "ja ausnahmsweise ja"...und er hört auch meist wenn ich nein sage. ich bin immer für ihn da, helfe ihm wenn er Hilfe braucht, lasse ihn aber auch mal frustriert sein, setze ihm Grenzen, wir kuscheln waaahnsinnig viel zusammen (nach dem Kindergarten und der Arbeit immer 1 Std auf dem Sofa und zwischendurch auch immer wieder...also wir kommen in 5 Std die wir nachmittags zusammen haben, auf mind 2 Std kuscheln...ohne Buch, etc...nur kuscheln und bisschen reden) außerdem schlafen wir alle drei gemeinsam im familienbett. Keine Ahnung, ob ich einfach nur Hirngespinste habe, oder dieses Verhalten einfach normal ist, bei einem energiegeladenen 3 jährigen? Ich würde mich sehr über ihre Einschätzung zu diesem Verhalten freuen. Liebe grüße


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, das Verhalten, dass Sie beschreiben, ist tatsächlich nicht ungewöhnlich für einen lebhaften Dreijährigen. Da es in Ihrer Familie ADHS gibt, ist Ihre Sorge verständlich. Die Erblichkeit von ADHS ist jedoch nicht erwiesen. Es ist ganz normal, dass Ihr neugieriger Sohn sich von neuen Reizen leicht ablenken lässt. Konzentration und Beständigkeit bei einer Beschäftigung entwickeln sich erst mit der Zeit. Dreijährige meiden Beschäftigungen, an denen sie kein Interesse haben. Das ist völlig in Ordnung. Das Verhalten, dass Ihr Sohn in größeren Gruppen zeigt, ist durchaus recht aggressiv getönt, auch wenn er dabei lacht. Da Ihr Sohn seine Impulse noch nicht kontrollieren kann, braucht er Ihre Unterstützung, um sein Verhalten zu ändern. Nehmen Sie ihn kurz aus der Situation, wenn er sich aggressiv verhält, schlägt, spuckt oder andere Kinder aufstachelt. Besprechen Sie mit ihm, dass er nicht bei den anderen bleiben kann, wenn er ... macht. Geben Sie ihm dann jedoch unbedingt einen neue Chance, ein anderes Verhalten zu zeigen. Immer wenn die aggressiven Impulse wieder aufscheinen, nehmen Sie ihn heraus, um ihm kindgemäß zu erklären, was er nicht darf. Ihr Sohn will mit diesem Verhalten vermutlich Aufmerksamkeit erregen. Die scheint er ja auch zu bekommen, allerdings auf eine ablehnende und negative Art, die seiner Entwicklung nicht förderlich ist. Ähnlich können Sie auch beim Kinderturnen vorgehen. Sie müssen dieses wertvolle Bewegungsangebot für Ihren Sohn nicht beenden. Helfen Sie ihm lediglich, sich mehr an die Regeln anzupassen. Für Ihren Sohn ist es wichtig, dass Sie gemerkt haben, dass Sie konsequenter sein müssen und das jetzt auch umsetzen. Da Sie Ihren Sohn als sehr lebhaft bezeichnen, könnte es sich als sinnvoll erweisen, wenn er nachmittags von Ihnen mehr Bewegungsangebote bekommt, statt so lange auf der Couch zu kuscheln und zu reden.  Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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