Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Urvertrauen

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Urvertrauen

Belinda573

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Hallo Frau Henkes, ich mache mir Sorgen um die Bindung und das Urvertrauen meines Sohnes. Er ist 3 Wochen, meine Tochter fast 3 Jahre. Ich versuche, seine Bedürfnisse immer so schnell wie möglich zu erfüllen und kuschle viel mit ihm. Allerdings weint er abends, wenn ich meine Tochter ins Bett bringe,sehr viel. Sie lässt sich nur von mir ins Bett bringen. Ich stille ihn kurz vorher, ein Fläschchen hab ich bislang nicht bereit gestellt, um eine Saugverwirrung zu vermeiden,da das Stillen noch Probleme bereitet. Er möchte aber abends viel an die Brust und weint teilweise deswegen, wenn ich die Schwester zu Bett bringe. Sein Vater trägt ihn dann und versucht,ihn zu beruhigen, er ist also nie sich selbst überlassen. Wird dadurch bereits das Urvertrauen verletzt? Heute hatte ich auch einen einstündigen Termin und als ich heim kam, hat er stark geweint, ich wusste das nicht,sonst wäre ich sofort gekommen, um zu stillen. Wie schnell wird die Bindung oder das Urvertrauen gestört? Kann das bisher Geschehene  bereits Folgen haben? Geht es eher darum, die Kinder nicht alleine weinen zu lassen? Es ist momentan wirklich eine verzwickte Situation, ich möchte beiden gerecht werden.  Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Bindung und Urvertrauen Ihres Sohnes durch Ihre kurzen Abwesenheiten geschädigt werden. Beide sind bei einem drei Wochen alten Säugling noch in Entstehung begriffen und entwickeln sich erst allmählich. Dazu tragen alle guten Erfahrungen bei, die ihr Sohn täglich macht. Da Sie intensiv auf ihn eingehen und sich bemühen, seine Bedürfnisse zuverlässig und rasch zu befriedigen, macht er weitgehend positive Erfahrungen. So wird sich die Bindung festigen und Urvertrauen kann allmählich entstehen. Das Weinen eines Säuglings wird sich niemals völlig vermeiden lassen. Das ist auch nicht nötig. Für einen Säugling ist es wichtig zu erleben, dass die Eltern ihn bei Kummer liebevoll begleiten und trösten. Daher wird es nach einiger Gewöhnung eine gute Erfahrung für Ihren Sohn, dass er in Ihrer Abwesenheit vom Vater betreut wird, seiner zweiten liebevollen zugewandten Bezugsperson. Dieser ist ihm noch nicht so vertraut wie Sie, schon durch die Nähe während der Schwangerschaft. Er lernt ihn jedoch zunehmend besser kennen und ist vor allem nicht allein gelassen. Sie alle müssen sich nach drei Wochen noch in die neue Familiensituation einfinden. Mit der Zeit wird Ihre Tochter sicher akzeptieren können, dass auch der Vater sie mal ins Bett bringt. Zu vielen Terminen können Sie Ihren Sohn mitnehmen, um ihn bei Bedarf rasch stillen zu können. Erlauben Sie sich, dass in dieser "verzwickten" neuen Situation nicht alles perfekt gelingen muss. Sie geben sich die größte Mühe. Das ist ausreichend, um Ihre Kinder bestmöglich zu betreuen und ihrem Sohn einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Winnicott, ein Pionier der frühen Kindheitserforschung, nannte das die "good enough mother". Es kommt darauf an, dass es Ihnen allen möglichst gut geht in dieser Phase. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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