Hallo
mir kommt mein Kind (4 Mo.) in seinem Verhalten oft merkwürdig vor:
-auf Nähe hält er keinen Blickkontakt, weicht aus
-schaut oft verlegen weg, ignoriert manchmal wie bewusst
-Trinken meist nur „abgelegt“ (egal, wie bequem wir es im Arm machen); d. Brust lehnte er früh ab
-im Arm will er scheinbar nur sein, damit er schauen kann; im Wiegegriff schimpft er gleich
-> körperl. Ursachen (Blockaden..) sind ausgeschl.
-zieht manchmal zurück bei Berührung
-zum Spielen nimmt er gern Tücher - sehr intensiv, ausdauernd, geräuschvoll, oral, drückt es in sein Gesicht
-auch zum einschlafen (da fast „reflexartig“, sucht sie aber auch mit den Augen)
-spielt auch gern mit anderer Personen Hände
-wirkt schnell „wütend“ beim Spielen m. Spielzeug (schnauft, schimpft, klingt gereizt, strampelt heftig, steckt Finger in den Mund)
-mit seinem Arm macht er oft wdh. Auf- und Abbewegungen,
meist wirkt es, als wolle er mich schlagen (macht das ja auch) od. sich selbst -> Stereotypie?
-schreckhaft (Geräusche und Bewegung)
-keine Imitation von Lauten und Mimik
-steckt sehr oft seine Finger in den Mund
-insges. zappelig, unruhiges Temperament (oft auch im Schlaf)
Sind einzelne od. kombinierte Verhaltensweisen auffällig? Ich denke immer an Autismus. Oft wird gesagt, dass manch Verhaltensweisen retrospektiv darauf hingewiesen haben. Momentan sorgt mich vor allem das „Schlagen“. Oder red ich mir das Verhalten nur als „auffällig“ ein?
In der SS hatte ich viel negativen Stress.
von
Larus
am 19.08.2021, 08:48
Antwort auf:
Unsicherheit bzgl. Verhaltensweisen
Guten Tag,
was Sie von Ihrem Sohn beschreiben, sind keine merkwürdigen Verhaltensweisen. Mit vier Monaten müssen Kinder noch keinen Blickkontakt halten können. Verlegen sein oder Ignorieren können Kinder diesen Alters noch gar nicht. Das gilt auch für das Schlagen, das ja als aggressive Handlung einen bewussten Akt voraussetzt, den Kinder mit vier Monaten noch nicht leisten können, weil das Bewusstsein noch nicht so weit entwickelt ist.
Sie schreiben ja bereits, dass Sie aufgrund einer belasteten Schwangerschaft Schuldgefühle bezüglich der Entwicklung Ihres Sohnes haben. Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen, dass die beschriebenen Verhaltensweisen bei Ihrem Sohn auf Autismus hinweisen. Ihr Sohn zeigt Ihnen einfach, wie er so ist, was ihm behagt und was er nicht so mag. Das kann bei jedem Baby anders sein. So können Sie seine Armbewegungen eher als Bewegungsfreude oder Ausprobieren neuer Bewegungsmöglichkeiten (aufgrund der muskulären Entwicklung) verstehen. Wenn er sich die Finger in den Mund steckt, kann das ein Versuch der Selbstberuhigung sein. Der Mund ist ja wegen des Saugens bei der Nahrungsaufnahme ein wichtiges Erfahrungsorgan für Säuglinge.
Vielleicht beruhigt es Sie auch, dass Autismus - obwohl heute so viel darüber gesprochen wird - eine seltene Erkrankung ist. Er entsteht nicht durch eine belastete Schwangerschaft. Damit Sie sich da sicher fühlen, können Sie auch Ihren Kinderarzt fragen. Er sieht Ihren Sohn bei den Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig und kann seine Entwicklung beurteilen.
Alles Gute Ihnen
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 19.08.2021
Antwort auf:
Unsicherheit bzgl. Verhaltensweisen
Hallo,
Du könntest unseren Sohn in dem Alter beschrieben haben. Heute ist er drei Jahre alt und völlig normal entwickelt und gesund.
Vielleicht beobachtest Du Dein Kind kritischer, weil Du Deine Schwangerschaft im Hinterkopf hast? Hört sich jetzt blöd an, aber versuche, das hinter Dir zu lassen (evtl mit Unterstützung?), sonst könnte es Dir schwer fallen, Dein Kind und seine Entwicklung sorgenfrei zu genießen.
Viele Grüße
von
Mamamaike
am 19.08.2021, 09:50
Antwort auf:
Unsicherheit bzgl. Verhaltensweisen
Hallo mamamaike und vielen Dank für deine Antwort! Das mit der Schwangerschaft hast du gut durchschaut. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich mich dem Stress und den Belastungen so hingegeben- und meinen Sohn nicht besser „geschützt“ habe. Insofern beobachte ich ihn wirklich sehr hinterfragend. Hilfe habe ich bereits und immer öfter gelingt es mir „abzuschalten“. Aber ich bin dennoch oft sehr verunsichert und „verkopft“, ob er sich „normal“ entwickelt..
von
Larus
am 19.08.2021, 10:06
Antwort auf:
Unsicherheit bzgl. Verhaltensweisen
Ich würde sagen, eindeutig: du redest dir das Verhalten als “auffällig” ein.
Genieße deinen Sohn bevor du deine Sicht auf ihn überträgst und er selbst denken muss, dass mit ihm etwas nicht stimmt und sich dann aufgrunddessen auffällig verhält.
Stress in der Schwangerschaft haben ganz viele Frauen, zumal ganz von Natur aus Ängste verarbeitet werden und man weniger belastbar ist. Wenn die Babys so etwas per se nicht abkönnten, wären wohl ganz viele Kinder von vornherein gestört. Viele Störungen entstehen aber auch erst durch den Umgang mit den Veranlagungen, Sensibilität und Verhalten der Kleinen. Du darfst dein Kind annehmen wie es ist. Vorwürfe bringen dich nicht weiter. Die Vergangenheit kann niemand mehr ändern. Richte deinen Blick nach vorn und mach es da so gut du kannst.
von
SuJam
am 19.08.2021, 13:58