Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Tut Eingewöhnung dem Kind gut?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Tut Eingewöhnung dem Kind gut?

KatharinaY

Beitrag melden

Guten Tag Frau Henke, Ich hoffe, Sie können uns weiterhelfen. Mein Sohn (23 Monate) befindet sich gerade in der Eingewöhnung bei einer Tagesmutter. Ich hätte nie gedacht, dass dies ein Problem werden könnte, da er bisher immer ein sehr kontaktfreudiges Kind war, das sich problemlos bei Papa und Oma hat abgeben lassen. Es gab manchmal kurzes Weinen beim Abschied, aber das hat schnell aufgehört. Bei den Spielgruppen, die wir vorher besucht haben, ist er immer sofort erkunden gegangen und war äußerst unerschrocken. Nun lief bei der Eingewöhnung einiges nicht so ideal (unter anderem, dass mehrere Kinder auf einmal eingewöhnt werden), aber anfangs lief es ganz gut, mein Sohn ging gerne zur TM und die ersten Trennungen verliefen relativ problemlos. Die letzte Woche empfand ich aber als sehr unruhig und es kam zu einem Vorfall, wo er so geschrieen hat, dass ich wieder zurück musste. Er war richtig aufgelöst und hat sich von mir nur schwer wieder beruhigen lassen. Die TM will nun wieder zurückrudern und ich soll erst einmal wieder die ganze Zeit dabeibleiben. Das befürworte ich grundsätzlich auch. Nun ist er aber auch im Alltag sichtlich verstört, er will sich überhaupt nicht mehr von mir trennen. Wenn ich die Wohnung verlasse (z.B. zum Wäsche aufhängen), fängt er extrem an zu weinen und lässt sich von Papa gar nicht mehr beruhigen. Auch beim Besuch bei Oma gestern kam er ständig zu mir und sie durfte ihn z.B. nicht wickeln, was noch nie der Fall war. Zwischendurch fängt er immer wieder an zu weinen und sucht mich, selbst wenn ich in Sichtweite bin. Er wirkt äußerst sensibel und fängt bei Kleinigkeiten oder manchmal ohne ersichtlichen Grund zu weinen an. Nun meine Frage: Wie soll ich hier weiter vorgehen? Ich habe das Gefühl, unser ganzer Alltag ist beeinträchtigt. Wie kann ich meinem Kind die Sicherheit zurückgeben? Ist unter solchen Umständen eine weitere Eingewöhnung überhaupt sinnvoll? Viele Grüße!


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Beitrag melden

Guten Tag, Zweijährige haben häufig Probleme mit der Trennung von der primären Bezugsperson, die ja meist die Mutter ist. Das ist völlig in Ordnung so und Sie sollten das akzeptieren. Die Objektkonstanz muss sich dann erst noch weiter entwickeln, bis die Kinder die innere Sicherheit haben, dass Ihre Mutter ihnen erhalten bleibt, auch wenn sie gerade nicht anwesend ist. Diese Sicherheit muss bei Zweijährigen noch keineswegs stabil sein. Die Neugier auf andere besteht zwar, aber meist handelt es sich um einmalige oder seltene Ereignisse. Die wecken die Freude des Kindes, wie der Besuch der Oma oder die Spielgruppe. Bei der TM war es sicher zunächst genauso. Dann wird Ihr Sohn gespürt haben, dass dies eine regelmäßige Veranstaltung und damit Trennung von Ihnen werden würde. Das könnte seine Angst ausgelöst haben. Ich denke, Sie können den Vorschlag der TM ausprobieren. Sie haben Ihr Kind gut im Blick und können feststellen, ob sich sein Verhalten ändert und er sich zunehmend sicherer fühlt. Ich gehe nicht davon aus, dass die Schwierigkeiten Ihres Sohnes mit der "nicht so idealen Eingewöhnung" zusammenhängen. Auch bei gut funktionierender Eingewöhnung sind Kinder zu Hause eine Weile deutlich anhänglicher als zuvor. Sie brauchen die Vergewisserung der mütterlichen Nähe. Wenn sie die bekommen, gewinnen sie wieder Sicherheit und können sich mit der für sie neuen Lebenssituation leichter arrangieren. Sie sind mit der TM im Gespräch und können beide die Entwicklung beobachten. TM haben oft große Erfahrung mit der Trennungsangst von Kindern. So werden Sie nach einer Weile gemeinsam beraten, ob die Eingewöhnung gelungen ist oder ob Ihr Sohn noch mehr Zeit braucht, um sich leichter von Ihnen trennen zu können und die Betreuung bei der TM noch verschoben werden sollte. Geben Sie ihm zu Hause die Nähe, die er braucht. Das hilft ihm. Nach einer Weile wird dieses Bedürfnis von alleine wieder aufhören. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Frau Henkes Vielen Dank für die Möglichkeit Fragen zu stellen. Unsere Tochter ist 9 Monate alt und wurde bisher nur von mir und meinem Mann betreut. Sie ist ein total fröhliches und motorisch bereits weit entwickeltes Kind. Sie schläft gut, isst gut und ist ein riesiger Sonnenschein. Sie reagiert auch anderen Menschen gegenüber sehr of ...

Hallo, Mein Sohn hat nun drei Wochen Eingewöhnung im Kindergarten hinter sich. Er kennt diesen und auch die Gruppe (1-3 Jahre, 11 Kinder), da die große Schwester (3 1/2 J) bis vor den Sommerferien in der Gruppe war (nun gewechselt in die Gruppe der 3-6 jährigen). Er hatte soweit nie Probleme bei der Trennung, bei Oma und Opa übernachtet etc. Au ...

Hallo Frau Henkes,  ich bin eigentlich vom Fach, aber meine fachliche Kompetenz verlässt mich etwas bei der Eingewöhnung meiner Kinder (Zwillinge, 31 Monate). Ich habe immer dafür postuliert, dass Kinder sanft und nicht zu früh eingewöhnt werden sollen, "gute und schnelle Eingewöhnung" von 1, 2 Wochen eine Anpassungsleistung der kleinen Kinder dar ...

Guten Tag Frau Henkes, seit diesem Monat wird meine 3jährige Tochter in den Kindergarten eingewöhnt. Bisher läuft es schon ganz ok. Sie geht gerne hin, hat allerdings dort, sobald ich weg bin, auch immer einen kleinen Einbruch und weint für ein paar Minuten ( laut den Erzieherinnen). Sie konnten sie aber meistens wieder ablenken. Einmal musste ...

Liebe Frau Henkes, am Donnerstag hatte ich von der Eingewöhnung meiner Tochter geschrieben. Als sie bei der Verabschiedung panisch schrie und sich an mich klammerte, habe ich sie wieder mit nach Hause genommen.Sie meinten, dadurch hat sie eine schlechte Erfahrungen mehr gemacht. Können Sie mir das erklären, ich möchte es gerne verstehen. Ich wa ...

Unsere Tochter wird im Dezember 4 Jahre.Im August ist sie in den Kindergarten gekommen.Die ersten vier Tage, bei der Eingewöhnung, war ich komplett vor Ort.Am dritten Tag haben wir Mütter in einem Vorraum gesessen während die Kinder in ihren Gruppen gefrühstückt haben. Plötzlich hörte ich meine Tochter ganz bitterlich weinen und rufen, ich will zu ...

Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn (27 Monate) wird seit dieser Woche im Waldkindergarten eingewöhnt. Bisher fand "Fremd"betreuung ausschließlich stundenweise durch Großeltern statt und er war auch nicht so häufig mit anderen Kindern in Kontakt.  Die ersten drei Tage waren wir zusammen jeweils für 1-1,5 Stunden dort (ich habe seine 4 Monate a ...

Liebe Frau Henkes,  unser Sohn ist vor wenigen Wochen zwei Jahre alt geworden und wird momentan in einer KITA in einer altersgemischten Gruppe eingewöhnt. Zuvor wurde er von mir zu Hause betreut. Er hat sich zunächst sehr gut auf die KITA eingelassen, war neugierig und hat eine gute Beziehung zu seinem Bezugserzieher aufgebaut. Auch die ersten ...

Sehr geehrte Frau Henkes, mein Sohn ist 2 Jahre und 4 Monate alt und geht seit 4 Wochen in den Waldkindergarten (2x 4 Stunden und 2x 6 Stunden). Die Eingewöhnung lief gut und ist eigentlich schon abgeschlossen. Er weint mittlerweile morgens nicht mehr beim Abschied und die Rückmeldungen der Erzieherinnen sind durchweg positiv, ab und zu weint e ...

Guten Morgen, wir haben im Mai mit der Eingewöhnung meiner 2,5 Jährigen Tochter im Kindergarten gestartet die leider nach 4 Wochen wieder abgebrochen wurde. Sie ist ein sehr willensstarkes, gefühlsstarkes und sensibles Kind. Sie hat schon sehr früh laufen gelernt und ist mit dem Kopf auch schon weit voraus aber an ihrem Sozialverhalten scheiter ...