Mitglied inaktiv
Lieber Dr. Posth, ich habe soeben mein Baby in der 14.SSW aufgrund eines med.induzierten Abbruchs verloren. Das Verhalten meines 2,5 Jahre alten Sohnes in dem Zusammenhang hat mich sehr beschäftigt: er hat dem Arzt im Krankenhaus gesagt, daß er ihm seine Mama geben soll und hat mich dann stolz mit seinem Papa abgeholt. Er fragt mich ständig: Was ist los, Mama? Bist Du traurig, weil der Papa arbeiten muß? Er trocknet meine Tränen mit den Worten: "Ich tröste Dich, Du tröstest mich doch auch immer." Er ist so rührend, dabei ist er doch noch so klein. Wie kommt das?? Und ist er nicht sehr überfordert?? Ich habe Angst, daß er denkt, daß ich wegen ihm unglücklich bin und sage immer: Wenn Du da bist, geht es mir ganz, ganz gut! Danke, Du bist so lieb, ich freue mich sehr. etc. Ist das so richtig? Natürlich reiße ich mich weitgehend zusammen, aber was empfindet der Kleine, wenn ich weine??? Danke und viele Grüße Hanna
Liebe Hanna, es tut auch mir Leid, was Ihnen bei Ihrer zweiten Schwangerschaft widerfahren ist. Ihr Sohn kann jetzt mit seinen zweieinhalb Jahren begreifen, daß der Ausdruck von Gefühlen, so wie er ihn bei sich selbst kennt, auch bei anderen Menschen den gleichen inneren Leidensdruck zur Ursache hat. Das nennt man Empathie oder Mitleidsfähigkeit. Es bereitet ihm Sorge, daß Sie als seine (starke!) Mutter solche Gefühle erleiden müssen. In seinem noch vollkommen ich-bezogenen Denken befürchtet er aber tatsächlich, daß er der Auslöser hierfür ist. Deshalb will er gerne von Ihnen hören, daß er lieb sei und "unschuldig". Ihm kommt es darauf an, zu wissen, daß Sie ihn fortgesetzt lieben. Man muß ihm das nicht ständig sagen, nur zeigen sollten Sie es ihm, in dem Sie sich zu ihm weiter so verhalten wie bisher. Viele Grüße
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