Trauer vom Kleinkind

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Trauer vom Kleinkind

Lieber Dr Nohr, Am 1.11.18 kam unsere Tochter Hanna zur Welt, die an Anenzephalie litt und fünf Stunden nach der Geburt starb. Wir haben in der 16.SSW von ihrer Fehlbildung erfahren und hatten somit noch fünf Monate Schwangerschaft mit dem Wissen, dass sie sterben wird. Unser Sohn ist mittlerweile 2,5 Jahre alt. Um ihm zu erklären, was gerade passiert, habe ich ein Kinderbuch für ihn geschrieben, das er mit sich selbst verknüpft hat. Trotzdem musste er mit unserer Trauer seit der Diagnose leben. Zwei Wochen vor der Geburt fing es an, dass er extreme Angst vor Lautstärke bekam. Das intensivierte sich im Kinderhospiz, wo wir einen Tag nach der Entbindung hin fuhren und bis zur Beerdigung blieben. Die Angst lässt zwar etwas nach, ist aber immer noch da. In den ersten Wochen nach der Entbindung war er auch sehr auf die Brust fixiert (ich habe ihn wieder gestillt). Ansonsten ist er ein fröhlicher Junge, der auch mutig die Welt erkundet, aber diese Angst war und ist schon sehr extrem. Wir haben versucht, ihn in alles mit einzubeziehen und alles zu erklären. Wie kann ich ihm denn noch helfen? Da meine Brüste auch gerade sehr wund sind, würde ich eigentlich gerne abstillen, habe aber Sorge, dass ihm dieser Verlust jetzt zusätzlich mitnimmt. Er redet auch immer wieder von ihr. Herzlichen Dank Viele Grüße

von Cymbeline81 am 31.01.2019, 17:03



Antwort auf: Trauer vom Kleinkind

Hallo, das war und ist für alle eine extrem belastende Erfahrung und Situation. Dass Ihr Sohn mit "Auffälligkeiten" reagiert, finde ich absolut nachvollziehbar und verständlich (umgekehrt wäre es auffallender). Er musste mit dem Tod der Schwester, vor allem aber mit Ihrer Trauer und Belastung über Monate leben, ohne wirklich verstehen zu können, was und warum das passierte. Geben Sie ihm (wie sich) Zeit, mit diesem Verlust zurecht zu kommen, lassen Sie ihm seine Trauerreaktionen und stärken Sie ihn in passenden Situationen. Es braucht für alle Zeit, diese leidvolle Erfahrung zu integrieren. Wenn Sie abstillen wollen/müssen erklären Sie es altersgerecht und bündig, und suchen gemeinsam einen Ersatz. Und nehmen Sie sich Zeit, wenn er darüber sprechen will. Auch das ist Integrationsarbeit. Alles Gute dabei. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 31.01.2019



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