Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Tochter 2 Jahre total verändert und ängstlich!

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Tochter 2 Jahre total verändert und ängstlich!

Tina34

Sehr geehrter Hr. Dr. Nohr! Meine Tochter ist 27 Monate alt und seit einigen Wochen wirkt sie verändert! Sie war immer ein sehr liebes und anhängliches Kind aber im Moment werde diese Phasen von "aggressiven" Verhalten überschattet! Sie wirft ständig mit allem herum was sich in ihrer Reichweite befindet, ich erkläre ihr dann das sie das nicht darf und dann schaut sie mich provozierend an und wirft es erst recht! Oder wenn ich ihr etwas nicht erlaube schlägt sie mich, wenn ich dann sage das darf sie auf keinen Fall machen, entschuldigt sie sich bei mir was ja grundsätzlich ok ist aber sie macht es dann immer wieder so, schlagen und dann entschuldigen! Auf der anderen Seite ist sie total ängstlich, alles was sie nicht kennt macht ihr Angst! Ich habe ihr z. B. ein WC gekauft welches singt und lustig aussieht und sobald ich sie darauf setze läuft sie schreiend davon, das selbe mit dem Töpfchen, ich versuche es immer mal wieder und zeige ihr das sie keine Angst haben braucht aber keine Chance! Sie möchte auch nur ständig zu Hause sein, wenn wir woanders zu Besuch sind obwohl es sich dabei nur um Familienmitglieder handelt die sie eigentlich kennt weint sie und möchte nach Hause! Ist das denn alles normal? Sonst ist sie eigentlich sehr weit, sie spricht in ganzen Sätzen und kann sich sehr gut mitteilen ist sehr lebhaft und fröhlich! Vielen Dank für eine kurze Rückmeldung! Mfg Tina


Liebe Tina, als Grundlage empfehle ich meinen Text zum Trotz auf dieser Seite. Die Autonomieentwicklung Ihrer Tochter ist in vollem Gange, sie erprobt das Nein und die Wirkung der Ablehnung, versucht eigene Interessen und Wünsche stärker durchzusetzen. Das ist eine wichtige Entwicklungsphase, in der man passend und altersgerecht handeln muß (s.Text). Lernen, z.B. dass man nicht schlagen darf/soll, ist ein Prozess und wird nicht nach zehnmal sagen verinnerlicht. Ausserdem widerspricht das im Moment dem eigenen Wunsch des Kindes, der gerade jetzt große Bedeutung hat. Das schliesst überhaupt nicht aus, dass Ängste spürbar werden, neue Ängste dazukommen und sehr verunsichern. Autonomieentwicklung bedeutet auch schon an sich immer wieder große Verunsicherung und Unklarheit über das Richtige (auch wenn für Eltern meist der Trotz und die Heftigkeit überwiegt). Es ist wichtig, in dieser Zeit die Haltung der "liebevollen Klarheit" zu praktizieren, was bedeutet, verstehend, mitfühlend und nicht abwertend zu sein und in der Sache (z.B. schlagen geht nicht) klar zu sein. Man kann leider in dieser Zeit viel falsch machen, weil man die Kinder nur als widerspenstig erlebt und nicht realisiert, dass es auch eine wichtige und schwierige Entwicklungsphase (für alle Beteiligten) ist. Dr.Ludger Nohr


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