Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Ständiges Rollenspiel

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Ständiges Rollenspiel

Susan1312

Guten Abend Frau Henkes, unsere Tochter 30 Monate, ist sprachlich schon sehr sehr weit entwickelt. Auch hat sie eine extrem hohe Auffassungsgabe. Dafür ist sie eher etwas zurückhaltend (im Vergleich mit anderen Kinder), was klettern und turnen angeht, auch sauber werden macht sie noch keine Anzeichen, dass sie da schon was verändern möchte. Aber so ist das auch alles für uns in Ordnung, ich habe dies nur kurz geschildert, damit sie ein kleines Bild von ihr haben. Nur eine Sache lässt uns langsam skeptisch werden, ihr ständigen Rollenspiele. Es ging schon mit gut zwei Jahren los und wird immer stärker und intensiver. Sie schlüpft nicht nur in andere Rollen, sondern vergibt auch allen anderen andere Rollen. Wenn sie mit gleichaltrigen spielt und das dann macht, sind diese meist sogar überfordert und können damit nichts anfangen. Also spielt sie es auch immer mit uns (ihren Eltern oder Oma). Mittlerweile ist es so schlimm, dass sie direkt morgens nach dem aufstehen damit beginnt und erst damit endet wenn sie eingeschlafen ist. Am liebsten spielt sie eine sehr eng befreundete Familie von uns nach. Da ist sie dann der Sohn, ich dessen Mama und unser Papa dann deren Papa. Bsp.: letztens im Supermarkt, sie hat einfach nicht auf ihren eigenen Namen reagiert, erst als ich sie mit dem Namen (ihrer Rolle) angesprochen habe, kam sie zu mir. Es ist so unangenehm meine Tochter mit einem jungennamen zu rufen oder von ihr mit Sarah (so heißt die befreundete Mama) angesprochen zu werden. Ist es normal, dass sie immer nur Rollenspiele spielt? Einmal habe ich zu ihr gesagt, dass ich das jetzt nicht möchte und dass ich möchte das ich Mama bin und dass sie, sie ist (hab sie mit ihren Namen angesprochen). Dann hat sie ganz doll geweint und irgendwann habe ich eingelenkt und wieder mitgespielt. Ist das in diesem Ausmaß normal? Oder bedenklich? Wie gehe ich am besten mit diesem Verhalten um?  kann es schon aus Entwicklungspychiologischer Sicht Gründe geben, warum sie in Rollen schlüpfen muss? Wir haben bei uns zuhause einen tollen Umgang miteinander, wir erziehen Bedürfnissorientiert. Das einzige was ich mir erklären könnte. Unser Papa arbeitet leider sehr viel und der Papa der nachgespielten Familie ist mehr verfügbar. Sie und ich, sind auch oft mit der anderen Familie unterwegs. Kann es sein, dass sie immer in die Rolle dieser Familie schlüpft, weil sie sich nach Papa sehnt? Aber für sowas ist sie doch noch zu jung, oder? Also sie sehen, es beschäftigt mich wirklich sehr. Weil es einfach, immer und immer mehr wird. danke schon jetzt für ihre Hilfe. lg S.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, zur Zeit ist Frau Henkes nicht da und ich vertrete sie vorübergehend. Rollenspiele, auch sehr ausgeschmückte und intensive, sind bei kleinen Kindern sehr häufig und helfen grundsätzlich, sich gut zu entwickeln. Nun ist es bei Ihrer Tochter so, dass Gleichaltrige sich nicht so gerne mit ihr darauf einlassen, so dass Sie häufig die Einzige Rollenpartnerin sind. Es ist gut, sich auf Rollenspiele einzulassen, aber es ist ein als ob Spiel und sie dürfen sich durchaus abgrenzen, wenn Sie merken, dass es überhand nimmt und Sie in etwas hineingedrängt werden, was Sie nicht möchten. Ihre Tochter reagiert mit Weinen, wie Sie beschreiben. Es ist dann vielleicht günstiger, das Traurige, den Konflikt, die Reibung zusammen mit Ihrer Tochter auszuhalten, als nachzugeben. DIe Szene im Supermarkt, in der Ihre Tochter dickköpfig darauf besteht, dass man sie mit dem falschen Namen anspricht zeigt ja, dass sie einen starken Charakter hat und man nicht darum herumkommt, mit ihr zu verhandeln und in Konflikte zu geraten- auch wenn man das siche rhäufig mit Humor lösen kann, aber eben nicht immer. Sie können Ihrer Tochter erklären, dass Sie gerne mit ihr Rollenspiele machen, aber nicht den ganzen Tag. Außerdem könnten Sie ihr sagen, dass Sie sehr froh sind, genau Ihre Tochter mit dem bestimmten Namen zu haben und diese Tochter lieb haben und gar keine andere wollen, genauso wie Sie grundsätzlich keine andere Mama sein wollen; das Mädchen aus der anderen Familie, die selber eine eigene Mama hat, mögen Sie natürlich, aber die eigene Tochter ist doch immer die Beste. Das könnte Ihrer Tochter helfen, wieder mehr in ihre Rolle als Ihre Tochter zurückzufinden und den Druck aus der Thematik nehmen. Und auch wenn Sie manchmal Ihren Mann vermissen und die Tochter den Vater vermisst: Sie haben sich lieb und es muss nicht immer alles perfekt sein. Das können Sie Ihrer Tochter auch sagen. Darüberhinaus finden sich bestimmt mit Ihrer kreativen Tochter andere Beschäftigungen, die Ihnen beiden zusammen große Freude machen und das Rollenspiel kann an Dominanz verlieren. Alles Gute und herzliche Grüße Barbara Saitner


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