Anne Müller
Liebe Frau Henkes, seit 4 Wochen läuft die Eingewöhnung meiner Tochter (jetzt 14 Monate alt) bei einer ausgezeichneten TM. Diese hat viel Erfahrung und reagiert feinfühlig und individuell auf die insgesamt 4 Kinder. Durch äußere Umstände werden alle 4 (gleichaltrigen) Kinder zusammen eingewöhnt. Die Gruppe ist neu entstanden. Zunächst waren meine Tochter und ich 3 Wochen gemeinsam für tgl. 2h bei der TM. Fortschritte waren zögerlich aber da: Müdigkeit überwunden und an neue Routine gewöhnt; lässt kleinere Berührungen (Hose ausziehen, Essen reichen, Hand streicheln, kurz hochnehmen) und gemeinsames Spiel/ Späßchen mit TM zu, toleriert Kontakt mit den anderen Kindern, erkundet zunehmend das Spielzimmer; bleibt aber in meiner Nähe und kommt rglm. zum „auftanken“. Meine Tochter ist sehr emphatisch, feinfühlig, nähebedürftig, gleichzeitig ausdrucks- und willensstark, aber sehr zurückhaltend und beobachtend gegenüber allen die nicht Mama oder Papa sind, bis sie Vertrauen fasst und auftaut. PEKIP, Baby-Schwimmen und Krabbelgruppe kennt sie. Sie war noch nicht von uns getrennt. Mein Mann, also der Papa, und ich ziehen sie nach dem Motto „artgerecht“ (viel tragen, bedürfnisorientiertes Stillen, Familienbett) und bindungsorientiert groß. Die Bindung schätze ich als sehr gut ein. Nur beim Thema Fremdbetreuung war ich blauäugig. Vor einer Woche starteten die Trennungsversuche, indem ich an 2 Tagen für 15min und an 2 Tagen für 1h das Haus verlies. Beim Abschied, den ich kurz hielt, weinte meine Tochter stark und noch mind. 15min danach, dann auch immer mal wieder. Die Obstmahlzeit hat sie nicht gegessen. Sie ließ sich nicht trösten oder auf den Arm nehmen, aber ablenken oder saß neben der TM auf dem Sofa. Als ich das Haus betrat, hörte ich sie sowie die Anderen weinen. Die Babys stecken sich gegenseitig an. Bei mir auf dem Schoß hörte sie sofort auf. Durch meine Abwesenheit empfindet sie Stress (und Angst?), was sich durch das Weinen äußert, wie ich denke. Nun sorge ich mich, weil meine Tochter resignieren oder ängstlich werden könnte, da sie ja deutlich zeigt, dass etwas nicht OK ist. > Erst wenn sie sich von der TM trösten lassen würde, wäre sie bereit für die Trennung, oder? > Kann der weitere Bindungsaufbau zur TM auch in meiner Abwesenheit, wenn meine Tochter weint, in einem guten Sinne gelingen? Meine Tochter soll mich nicht als „Inventar“ verstehen. Mein Sitzplatz bei der TM wurde schon zu einem festen Fixpunkt für sie. Deshalb wollten die TM und ich die Trennungen starten. > Welches weitere Vorgehen würde der jungen Psyche meiner Tochter am ehesten gerecht werden? A) Für ein bis zwei weitere Wochen gemeinsam zur TM gehen und derweil die Trennungsversuche pausieren, damit meine Tochter eine vertrauensvollere Beziehung aufbauen kann. Danach erneut eine Trennung versuchen. Dann würde ich gern zurück zum Job, weil mein Team wartet. B) Die Eingewöhnung an meinen Mann abgeben, der diese noch sechs weitere Wochen gestalten könnte. Er und meine Tochter haben eine gute Bindung. Allerdings haben sie keine Routinen, weil ich die Pflege unserer Tochter (bspw. Windeln, Anziehen oder ins Bett bringen) übernehme. Für meinen Mann wäre das eine Belastung, weil er seine Arbeit auf den Nachmittag verlegen würde. C) Mit ein- bis zweistündigen Trennungsversuchen fortfahren und beobachten, ob meine Tochter sich alsbald zunehmend beruhigen lässt und ins Spiel findet bzw. beim Spiel bleibt. > Welche Folgen hätte das für ihre Psyche? > Wann sollte ich die Eingewöhnung abbrechen? Ich würde auch meinen guten Job aufgeben, wenn sich die Situation nicht bessert. Für Ihren Rat, Ihr Wissen und Ihre Erfahrung ganz ganz herzlichen Dank. Beste Grüße
Guten Tag, Kinder im Alter Ihrer Tochter tun sich häufig schwer mit der Eingewöhnung bei einer TM. Die Bindung zur TM kann sich vertiefen, wenn Sie als "bessere Alternative" nicht zur Verfügung stehen. In diesem Alter bevorzugen Kinder immer die Mutter, d.h. jedoch nicht, dass sie nicht zur TM eine gute Bindung aufbauen können. Ihre Tochter braucht noch etwas Zeit, bis ihr die Eingewöhnung gelingt. Wenn der Abschied von Ihnen nicht zur Routine wird, sondern immer wieder von Unterbrechungen der Trennung durchsetzt ist, kann Ihre Tochter nicht lernen, die kurzzeitige Trennung von Ihnen auszuhalten. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass Sie ihr zutrauen, die Trennung von Ihnen zu bewältigen. Das kann sie noch nicht gedanklich erfassen, aber sie wird Ihre Haltung spüren. Besprechen Sie Ihr Vorgehen am sinnvollsten mit der TM. Sie hat Erfahrung mit solchen Anfangsschwierigkeiten und scheint sich gut in die Kinder einzufühlen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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