BiszumMond
Liebe Frau Henkes, mein Sohn 9 Jahre hat immer noch häufig Wutanfälle. Im ersten Schuljahr hatte er auch in der Schule Schwierigkeiten seine Gefühle in Konfliktsituationen unter Kontrolle zu halten und nicht zu impulsiv/aggressiv zu reagieren. Auch konnte er sich als Baby schlecht regulieren, brauchte dafür viel Körperkontakt und Bewegung. Dies hat sich mittlerweile gebessert. Er ist jetzt in der 3. Klasse und in der Schule mittlerweile sehr sozial, möchte beim Spielen mit Freunden nur immer gerne der Bestimmer sein. Probleme gibt es allerdings immer noch Zuhause. Sobald seine Schwester (7 Jahre) in seiner Nähe auftaucht, gibt es Streit. Er faucht sie sofort an, egal was sie macht. Mit mir redet er auch oft sehr abfällig. Mit seinem Papa ist das Verhältnis besser. Er ist ein absolutes Papakind. Was uns sehr zu schaffen macht ist, dass er immer unzufrieden ist, er beschwert sich ständig, man kann ihm nichts recht machen und am schlimmsten ist der Geschwisterkonflikt. In Phasen, in denen er sehr gestresst ist, bekommt er immer noch richtige Wutanfälle, in denen er außer sich ist, schreit, schubst, haut, Türen knallt. In solchen Situationen habe ich Angst, dass die Wut mal mit ihm durchgeht und er seine Schwester schlimmer verletzt. Ich bin ja nicht immer dabei, wenn der Streit mal wieder ausartet. Bisher ist sie noch immer mit einem "blauen Auge" davon gekommen. Wir Eltern versuchen ruhig zu bleiben, was uns nicht immer gelingt. Häufig endet das Familienessen im Streit, weil er wieder wegen Kleinigkeiten überreagiert. ZB fängt seine Schwester vor ihm an zu Essen... Er fühlt sich immer benachteiligt, hat immer das Gefühl, dass seine Schwester mehr beachtet wird, als er. Was meiner Meinung nicht der Fall ist. Er hat jeden Abend Mama/Papa Zeit, wenn es ins Bett geht. Und gerade Papa unternimmt viel mit ihm und bezieht ihn wo es geht mit ein. Auch ich Versuche die Mamazeit so gerecht wie möglich aufzuteilen, wobei er sehr oft, gar keine Lust hat, was mit mir zu unternehmen, da mittlerweile die Priorität mehr auf den Freunden, als bei den Eltern liegt. Was ich in seinem Alter auch total OK finde. Mittlerweile ist es so schlimm, dass er den ganzen Raum für sich einnimmt und alle um ihn rumtänzeln, damit er nicht ausflippt. Dass das nicht der richtige Weg ist, weiß ich. Aber wie sollen wir uns ihm gegenüber Verhalten, damit er zum einen merkt, dass er nicht wie er denkt, an 2. Stelle steht und zum anderen seine Wut besser unter Kontrolle halten kann? Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit nehmen immer wieder so viele Nachrichten von verzweifelten Eltern zu lesen und zu beantworten!!
Guten Tag, Ihr Sohn hat mit seinem Gefühl der Benachteiligung unbewusst ein Druckmittel zur Verfügung, dass ihn in seinen Augen berechtigt, seine Wut auszuleben. Das ist jedoch nicht so. Ihr Sohn benötigt Ihre Begrenzung, dass es ihm nicht zusteht, die gesamte Familie zu tyrannisieren. Sie müssen nicht um ihn "rumtänzeln", sondern er muss wissen, dass Sie dieses Verhalten nicht dulden und die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Für ihn ist das Essen dann z.B. zu Ende und er muss den Tisch verlassen. IhrSohn hat sich durch seine Wutanfälle eine vorgebliche Macht eingeräumt, die ihm nicht gut tut. Ein Neunjähriger spürt, dass er mit einer solchen Macht überfordert ist. Die Autorität der Eltern anzuerkennen, hilft ihm für sich selbst eine realistischere Position einzunehmen und sich von Ihnen - auch vor seinen eigenen aggressiven Impulsen - geschützt zu fühlen. Das Gefühl der Benachteiligung resultiert vermutlich aus der unbewältigten Rivalität zur Schwester durch die Entthronung nach ihrer Geburt. Tatsächlich scheint er ja eine Bevorzugung zu bekommen, damit er auf keinen Fall denkt, er werde benachteiligt. Das können Sie mit einem Neunjährigen bereits besprechen. Sollten Sie den Eindruck haben, dass die Problematik bereits zu verfestigt ist, könnte Ihrem Sohn auch Kinderpsychotherapie helfen. Wenn Ihr Sohn merkt, dass Sie ihn begrenzen und sich seiner Wut entgegenstellen, kann er sein Verhalten ändern. Er darf dann eine Weile ruhig wütend über Sie sein und sich noch mehr beschweren. Das darf an Ihnen abprallen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
BiszumMond
Vielen lieben Dank für Ihre Hilfe! Wir werden Ihren Rat befolgen und schauen, ob es in den nächsten Wochen besser wird. Ihnen auch alles Gute und liebe Grüße.
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