Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Große Wut mit 5 1/2 Jahren

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Große Wut mit 5 1/2 Jahren

Anja8531

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Sehr geehrte Frau Henkes, unsere Tochter ist 5 1/2 Jahre und schon immer voller Emotionen, viel Freude aber auch viel Wut. Sie ist ein cleveres, strukturiertes Mädchen, rechnet plus und minus, zählt bis 100, kennt fast alle Buchstaben, fragt viel und saugt alles Wissen in sich auf. Sie begreift komplexe Zusammenhänge. Seit einigen Wochen machen wir uns nun Sorgen. Kleinigkeiten werfen sie völlig aus der Bahn, wahnsinnige Wut steigt in ihr auf wenn Dinge z. B. nicht so eintreten, wie sie sie in ihren Gedanken bereits geplant hat. Sie tritt, haut, kratzt, schreit heftig, möchte beißen, wirft Dinge umher, rastet völlig aus, ist nicht mehr sie selbst, fast wie fremd- gesteuert. Sie ist nicht zu beruhigen. Dieses aggressive Verhalten ist mitunter gefährlich. Das kommt nun seit Wochen mehrfach täglich vor, aber nur bei uns Eltern. Überall anders kommt dieses Verhalten nicht zum Vorschein. Aktuelle Anlässe gibt es unserer Meinung nach nicht. Im Kindergarten ist sie sehr beliebt, im Sport erfolgreich und ehrgeizig und die Geburt ihrer Schwester liegt nun 18 Monate zurück. Das Verhältnis zwischen beiden ist sehr liebevoll und wir verbringen auch oft Zeit mal nur mit ihr alleine. Wir möchten gern zum einen wissen, wie wir uns in dieser Situation korrekt verhalten können, auf Worte z.B. reagiert sie in diesem Zustand nicht. Es wirkt, als wäre ihr Verstand vollkommen abgestellt. Und ist dies aus Ihrer Erfahrung gesehen noch ein normales Verhalten für ein Kind in diesem Alter und nur eine Phase, die bald wieder vergeht oder müssten wir uns Hilfe holen? Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen und herzliche Grüße, Anja


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, im Alter Ihrer Tochter sind solche aggressiven Durchbrüche nicht ungewöhnlich. Vermutlich ist Ihre Tochter in einer Entwicklungsphase, in der sie Frustrationen besonders schlecht ertragen kann. Die Ursachen dafür mögen im Unbewussten liegen. Möglicherweise beruhen sie noch auf einer  Rivalität zur Schwester, die sie trotz der sichtbar guten Beziehung unbewusst noch beschäftgt. Vielleicht ist es ihr wichtig, sich als "Große" von der kleinen Schwester abzugrenzen. Sie kann schon mehr und hat hohe Ansprüche an sich, möglicherweise um sich damit Ihre Aufmerksamkeit zu sichern.  Wenn ihr dann etwas nicht gelingt, gerät sie in heftige Wut, weil das ihr Selbstwertgefühl verunsichert. Ihre Tochter muss altersbedingt noch ausreichend Frustrationstoleranz entwickeln, um diese Verunsicherungen angemessener zu ertragen. Dazu braucht sie Ihre Unterstützung. Trösten Sie Ihre Tochter, weil sie ihren schwierigen Gefühlen so hilflos ausgeliefert ist. Manchen Kindern hilft es, wenn sie sich alleine in einem ruhigen Raum beruhigen können. Anderen kann es helfen, wenn sie von den Eltern in einer Umarmung fest und sicher gehalten werden. Eltern zeigen damit, dass sie die heftigen Gefühle ihres Kindes ertragen können, den Wutausbrüchen gut gewachsen sind und dem Kind helfen möchten, sich zu beruhigen. Sie können zudem mit Ihrer Tochter gemeinsam überlegen, was ihr helfen könnte, nicht so in Wut zu geraten oder sich leichter zu beruhigen. Es kann Kindern helfen, wenn sie das Gefühl haben, selber etwas verändern zu können und dadurch handlungsmächtig zu bleiben. Professionelle Hilfe müssen Sie vermutlich nicht in Anspruch nehmen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes  


Anja8531

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Vielen herzlichen Dank für Ihre kompetente liebevolle Antwort! Das hilft uns sehr weiter! Vielen Dank!!


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