NaddelTee
Guten Tag Herr Dr. Nohr, ich würde gerne wissen, wie man im großen Ganzen erkennen kann, ob ein Kind sicher oder unsicher gebunden ist. Denn ich weiß nicht recht, wie ich meinen Sohn einordnen kann. Er (21M, war Schreikind, schon 2 OPs) ist sehr aktiv und rennt auch gerne mal vor, aber schaut öfters ob da bin, und bei Erwachsenen reagiert er unterschiedlich, bei manchen skeptisch und traut sich nur an ihnen vorbei wenn ich daneben bin, ein anderer den er paar Tage im KH auf der Station kennenlernte, durfte ihn hochnehmen. Das Pflegepersonal dagegen nicht mal in seine Nähe, da schrie er. Wenn ich den Raum verlasse will er mit, wenn es nicht geht weint er, auch wenn ich Erledigungen mache und der Vater aufpasst knatscht o. weint er zuerst, dann sitzt er laut meines Mannes aber mit glasigem Blick auf den Schoß und schaut in die Luft, bis er dann nach paar Minuten spielt. Und wenn ich zu lange weg bin oder bes. wenn ein Foto von mir sieht, weint und ruft er. Wenn ich zurück bin freut er sich. Und auch im allgemeinen ist er bei mir schnell beruhigt. Wie kann ich das deuten? Ich dachte Verlustangst sei ein Zeichen unsicherer und das schnelle beruhigen und die Rückversicherung eins sicherer Bindung?
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, der sog. Fremde-Situation-Test zur Frage der Bindung gilt eigentlich nur für Einjährige. Ausserdem sind solche Tests immer Momentaufnahmen, so wie Sie jetzt auch eine momentane Situation beschreiben. Ich finde das Verhalten Ihres Sohnes gut nachvollziehbar und auch altersgerecht, vor allem wenn man bedenkt, dass er über die zwei OPs sicher Belastungserfahrungen gemacht hat. Sichere Bindung bedeutet nicht, keine Trennungsangst mehr zu haben oder locker mit solchen Situationen umgehen zu können. Es heißt mehr, den primären Bezugspersonen zu vertrauen. Aber trotzdem kann die Trennung mehr oder weniger schmerzhaft sein, er bleibt aber beruhigbar. Ich rate mehr zu versuchen im Kontakt die Art der Bindung zu erleben und darauf passend zu reagieren. Das kann auch bei belasteten Erfahrungen weiter stabilisieren und das Vertrauen stärken. Dr.Ludger Nohr
NaddelTee
Nachtrag: Natürlich ist es nicht immer permanent so, dass er hinter will, wenn ich aus dem Raum gehe, aber schon öfters. Und mit Problemen, wie Hunger, aua, Fussel am Finger kommt er zu mir und wie oben geschrieben beruhigt er sich dann schnell bei mir und bekommt Hilfe.
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