AnikaS
Sehr geehrte Frau Henkes, unsere Tochter (34 Monate alt) wird seit 3 Wochen für 3-4 Stunden zum ersten Mal in einer kleinen U3-Gruppe fremdbetreut und wir erleben nun eine Krise. Die Eingewöhnung hatte sehr gut begonnen, sie hatte sich sofort auf die meisten Angebote und die anderen Kinder eingelassen und wirkte in der Gruppe selbstbewusst. Die Trennungen von meinem Mann (er bringt sie hin), die bereits am dritten Tag versucht wurden, verliefen ohne Probleme und sie betonte in den ersten 2 Wochen, dass sie in der Kita bleiben möchte, dass sie früher hinmöchte und später abgeholt usw. Sie hatte nach anfänglichem Unwillen sogar zu einer Erzieherin so viel Vertrauen gefasst, dass sie sich von ihr hat wickeln lassen. Am Freitag der 2. Woche haben wir bereits gemerkt, dass sie weniger euphorisch ist und seit dem darauffolgenden Montag formuliert sie ganz klar, dass sie nicht mehr hinmöchte. Ihre Ablehnung steigerte sich nun täglich und gipfelte am Mittwochmorgen in verzweifeltem Weinen und Klammern. Besonders bei der Trennung von meinem Mann in der Kita weint und klammert sie bitterlich fast 20 Minuten lang. Die Situation in der Kita scheint, von Stress durch kleinere weinende Kinder abgesehen, laut Erzieherinnen gut. Angebote zum Spielen werden sowohl abgelehnt als auch angenommen, spielen mit anderen Kindern kommt auch vor. Ansonsten zieht sie sich aber auch oft zurück bspw. mit einem Bilderbuch. Die Krise scheint unserer Beobachtung nach also vorwiegend bei der Trennungssituation zu liegen, was auch zu ihren Äußerungen passt. Außerdem haben wir im Nachhinein den Eindruck, die Trennung war zu früh und bevor eine Beziehung zur Bezugserzieherin genügend aufgebaut wurde. Wenn wir sie abholen, wirkt sie müde, aber gut aufgelegt und laut den Erzieherinnen beruhigt sie sich nach wenigen Minuten, nachdem mein Mann weg ist. Ihre Erzählungen über die Kita sind mittlerweile ambivalent, positive Erlebnisse werden erzählt um in Anschluss zu sagen, dass sie nicht mehr hingehen möchte. Gleichzeitig stellen wir zuhause einen vehementeres Trotzen gegenüber mir fest. Könnte durch die zu frühe Trennung der Ablösungsprozess gefährdet werden? Auf welche Signale können wir achten, um einzuschätzen, ob wir ihr zu viel zumuten? Und wie können wir die Eingewöhnung besser unterstützen? Wir wären sehr dankbar für eine Orientierung. Herzlichen Dank
Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter kommt recht häufig vor. Dreijährige beginnen die Eingewöhnung mit sehr viel Neulust und Interesse an all den neuen Erfahrungen. Das hilft bei der Eingewöhnung. Nach einiger Zeit lässt diese Neulust nach und die Kinder merken, dass der Kitabesuch eine dauerhafte Angelegenheit sein soll. Sie sollen täglich in die Kita, auch wenn sie mal keine Lust darauf haben. Da Kinder dabei ihren Willen nicht durchsetzen können, reagieren sie mit verstärktem Trotz. Auch die morgendliche Trennung kann dann vorübergehend wieder schwerfallen. Sie haben bereits erlebt, dass Ihre Tochter sich schon gut trennen kann. Sie ist mit der Kita und den Erzieher/innen nun bereits vertrauter. Sie wird also die aktuellen Schwierigkeiten vermutlich überwinden. Sie können überlegen, ob Sie die Trennung morgens nicht abkürzen können. Sie zwanzig Minuten hinauszuschieben, hilft Ihrer Tochter nicht, sondern verlängert eher das Unbehagen. Sie hat begonnen, sich von den Erzieher/innen trösten zu lassen und beruhigt sich recht schnell. Das sind wichtige Erfahrungen für Ihre Tochter. Sie sollte auch spüren, dass Sie ihr zutrauen, die Trennung auszuhalten. Sie erlebt ja, dass Sie sie täglich abholen. Damit wächst Ihre Sicherheit, dass die Trennung nur vorübergehend ist. Da Sie nach der Kita ein zufriedenes und gut gelauntes Kind abholen, müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Sie Ihrer Tochter zuviel zumuten. Die altersgerechte Ablösung wird durch den Kitabesuch vermutlich nicht gefährdet. Wenn die Eingewöhnung noch weiter fortgeschritten ist, wird der Kitabesuch die Ablösung eher fördern. Mit der weiteren Entwicklung wächst zudem die Objektkonstanz Ihrer Tochter. Das bedeutet, dass sie zunehmend verinnerlicht, dass Sie ihre Eltern bleiben, auch wenn Sie nicht anwesend sind. Das erleichtert das Aushalten von Trennungen noch mehr. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
AnikaS
Sehr geehrte Frau Henkes, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr uns Ihre Einschätzung beim heutigen Kita-Tag geholfen hat. Ich habe das Gefühlt, die Situation besser einschätzen zu können. Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre ausführliche Nachricht und begegnen der Eingewöhnung nun wesentlich optimistischer. Wir wünschen Ihnen ebenfalls alles Gute und nochmals vielen Dank. Herzlich, Familie Steppacher-Schmidt
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