Schüchternheit und Opferrolle

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Schüchternheit und Opferrolle

Lieber Dr Nohr, mein Sohn ist 4 Jahre alt. Er ist ein sehr liebes, schüchternes und angepasstes Kind. Im Kindergarten ist er oft unglücklich, weil andere ihn ärgern, mit Sand beschütten oder Boxen. Auch bei privaten Spieltreffen fällt mir auf, dass er sich immer unterordnet und sich alles gefallen lässt. Er versucht höchstens mit Worten Einhalt zu gebieten, aber darauf reagieren die meisten Kinder seiner Altersklasse nicht. Ich versuche ihn zu stärken wo es geht und ihm zu vermitteln, dass er sich nichts gefallen lassen muss was er nicht möchte. Wenn die anderen nicht auf ihn hören soll er den Erzieherinnen oder mir Bescheid geben oder wenn ein Kind ihn immer wieder Schubst oder bedrängt es ruhig mal bestimmt wegdrücken mit den Worten „ich will das nicht“. Ich erkläre ihm das immer wieder, aber er traut sich nicht. Ich bin ratlos. Ich habe den Eindruck er leidet, aber ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Können sie mir einen Rat geben? Vielen lieben Dank!

von highwind am 06.09.2021, 13:14



Antwort auf: Schüchternheit und Opferrolle

Hallo, es ist immer schwierig für Eltern zu sehen wie ihr Kind leidet, ohne dafür eine schnelle Lösung zu haben. Aber die Verbesserung des Selbstbildes ist ein Langstreckenlauf und braucht Geduld. Grundlegend ist, das Kind so wie es ist anzuerkennen und wertzuschätzen. Und nicht nur in Worten, sondern durch die Haltung und den alltäglichen Umgang miteinander. Ein Kind merkt sehr genau, ob man das auch meint oder es nur zeigt, weil es helfen soll. Dann ist es wichtig, das Kind von seinem Leid erzählen zu lassen, ohne gleich gute Tips zu geben, was es besser machen könnte. Empathisch zuhören und deutlich machen, dass das wirklich schwierig ist (was es ja auch ist). So kann Ihr Kind erleben, dass dieses Leid es nicht weniger liebenswert macht, es trotzdem respektiert wird. Und dann, wenn dieses Erleben stabil genug ist, kann man auch ermutigen, eigene Lösungen zu finden ("hast du eine Idee, wie man das ändern könnte?" o.ä.). Eigene Wege aus dem "Dilemma" sind sowohl wirksamer, als auch machen sie dem Kind erlebbar, dass es selbst aktiv verändernd wirken kann, stärken somit das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Hilfreich können da auch Zweiersituationen mit FreundInnen sein, in denen sich die Kinder nicht so überfordert von Ansprüchen fühlen. Und dann braucht man die Geduld, Gelassenheit und Zuversicht mit dem Kind daran zu glauben, dass sich das ändern kann. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise miteinander. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 07.09.2021



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