Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Schreien lassen

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Schreien lassen

Sonnenschein_2022_2

Liebe Frau Henkes, Unser 2. Kind ist gerade 3 Monate alt und eigentlich sehr zufrieden. Grundsätzlich lassen wir unsere Kinder nie schreien, schlafen im Familienbett (zu viert), ich stille die Kleine. Abends ist die Situation teilweise aber sehr verzwickt, die große (3 Jahre) möchte unbedingt von Mama ins Bett gebracht werden und ich möchte ihr gerne diese "Mama Zeit" geben. Alles andere würde in Gebrüll enden. Das dauert mit Geschichte und schlafen ca 20-30 Minuten. Teilweise weint die Kleine derweilen aber so schlimm beim Papa (meist nicht die ganze Zeit aber so 10-15 Minkten)  wenn ich sie nehme ist sofort Ruhe. Deshalb meine Frage: schadet einem Baby das weinen bei Papa? Natürlich schauen wir dass sie satt ist davor. Ich finde es alles in allem gerade sehr schwierig beiden Kindern gerecht zu werden.    danke für eine kurze Antwort!      


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie haben recht. Diese Phasen mit zwei kleinen Kindern sind sehr anstrengend  und man kann als Mutter nicht immer beiden Kindern gerecht werden. Das geht gar nicht und das muss es auch nicht. Winnicott, einer der frühen Kinderanalytiker, sprach hier von der "good enough mother". Eine Mutter soll gut genug sein, d.h. sich Mühe geben. Mehr kann niemand tun. Das reicht auch völlig, damit Ihre Kinder sich gut entwickeln können. Kleine Frustrationen gehören dazu. Sie lassen Ihre jüngste Tochter ja nicht unbeachtet schreien. Ich gehe davon aus, dass der Vater versucht, sie zu beruhigen und sie liebevoll tröstet. Sie wird nicht allein gelassen. Mit der Zeit wird sie das merken und sicher auch Möglichkeiten der Selbstberuhigung finden. Die große Tochter wird sich im Laufe der Zeit sicher auch vom Vater ins Bett bringen lassen. Sie können auch ausprobieren, ob Sie Ihrer großen Tochter vorlesen können, während Sie die Kleine bei sich haben. Dann hat die Große beim Zu-Bett-bringen keine Exklusivzeit. Dafür müssten Sie dann eine andere Zeit am Tag finden. Bleiben Sie gelassen und gestehen sich in dieser Lebensphase kleine Unvollkommenheiten und Improvisationen zu. Dann ist diese Zeit für alle Familienmitglieder am entspanntesten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes  


Sonnenschein_2022_2

Achso mein Mann tut natürlich auch liebevoll alles für die kleine während sie weint (trösten, tragen, singen usw, sie wird keinesfalls alleine gelassen) aber es hilft halt oft nur Mama...


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