Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Schlafen

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Schlafen

Schniesenase

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Lieber Herr Dr. Nohr, vielen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung! Unsere Tochter (9) hat lange unter nachtschreckähnlichen Episoden gelitten, in denen sie uns um Hilfe anrief, mit uns kommunizieren konnte (also auch beschreiben, was sie erlebte), während sie "nicht mehr aus der Traumwelt herausfand". Ratschläge bezüglich Nachtschreck funktionierten nicht. Sie schlief niemals wieder ein, sondern wurde immer panischer, schrie um Hilfe, flehte uns an, sie herauszuholen und wachte irgendwann schweißgebadet, fix und fertig auf. Das einigermaßen gelassen zu begleiten, mussten wir lernen. Heute passiert es nur noch bei Krankheiten oder überfordernden Situationen. Das Kind ist hochsensitiv dabei extrovertiert und sehr empathisch. Wir legen uns zum Einschlafen zu ihr. Sie hat Angst abends allein, sieht "Monster" und ist besorgt, weil sie wieder so eine Episode haben könnte, und dann wäre niemand da, um sie "zurückzuholen". Wir können das gut verstehen, aber mich umtreibt der Gedanke, ob wir nicht noch andere Wege finden könnten, sie zu stärken, dass sie sich zutraut, auch ohne uns einzuschlafen. Sie kann es theoretisch; Schulschlafen oder wenn die Nachbarin aufpasst, aber sie möchte es nicht im Alltag und ist bei dem Gedanken panisch. Ist jemand da, dann ist einschlafen eine schöne Sache. Haben Sie Ideen für uns? Herzliche Grüße Sileick


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Liebe Sileick, zuerst mal finde ich es bemerkenswert, wie und dass Sie diese Zeit miteinander geschafft haben. Das, was die Kinder als Leid in der Nacht erleben, ist für die Erwachsenen daneben ja auch aufwendig, schlafraubend und oft auch verstörend. Also alle Achtung. Grundsätzlich halte ich es für einen guten Weg, miteinander an die Grenze zu gehen, nicht darüber. Was traut sie sich zu, was könnte man mal probieren, welche Erfahrung könnte hilfreich sein? Die nächtlichen Erlebnisse sitzen noch geraume Zeit in ihr fest, schränken ein und machen Angst, sind vor allem in Belastungssituationen schnell wieder reaktivierbar. Noch lebt Ihre Tochter mit der Idee, dass das nächtliche Drama jederzeit wiederkommen könnte. Die Erfahrung, damit zurecht zu kommen (also die stabilisierende Seite zu stärken), "Grenzerfahrungen" zu machen, die nicht zu dieser Angst führen , kann auf Dauer dazu führen, dass sie sich nicht mehr so machtlos und ausgeliefert fühlt. Dabei sollte Ihre Tochter den Takt und die Geschwindigkeit angeben, sie sollte sagen könne, was sie sich zutraut und was sie noch braucht. Die Erfahrung eigener Stärke und Möglichkeiten ist auf Dauer das wesentliche stabilisierende Element. Dr.Ludger Nohr


Schniesenase

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Lieber Herr Dr. Nohr, vielen Dank für Ihre Antwort und die Anerkennung. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich noch nachfrage und ergänze. Wir haben ein wundervolles Kind und empfinden es auch als besonders ehrenhafte und schöne Aufgabe, sie ins bzw. im Leben begleiten zu dürfen. Ja, das Leid ist sehr groß gewesen, und wir haben alle viel dabei gelernt. Ich kann ergänzen, dass sie mittlerweile eher mal schlafwandelt statt zu toben, und zwar IMMER zu mir, wenn sie wach wird und ich noch nicht schlafe. Sie schafft es, mich zielstrebig zu finden, intuitiv, und meidet dabei instinktiv, in einen lichterfüllten Raum zu treten, öffnet die Tür, bleibt im Dunkeln und ruft. Ich finde das sehr bemerkenswert, stelle dann fest, dass sie ja noch schlafe und trage sie freundlich wieder ins Bett, wo sie fast augenblicklich friedlich weiterschläft und sich am nächsten Tag nicht mehr erinnert. Das ist doch eigentlich so eine stabilisierende Erfahrung, also wenn wir darüber sprechen, dass sie mich findet, dass sie sogar im Schlaf weiß, wie sie sich helfen kann. Sehen Sie das auch so? Die anderen stabilisierenden Erfahrungen sind das Schulschlafen und das seltene Babysitting durch die Nachbarin. Bisher hat sie noch nicht genügend Vertrauen, um bei Freundenen zu übernachten (wobei das aktuell natürlich ohnehin nicht so einfach geht). Sie kann sehr gut sagen, was sie braucht und tut das auch. Meine Tochter lebt mit der Vorstellung, dass es ihr immer wieder geschehen kann UND wir sie auffangen und ihr heraushelfen können. Ich finde das sehr wichtig. Es war ein Grund, weshalb wir nach einigen Versuchen der Schlafenzeiten beinhaltenden Fremdbetreuung (außer durch die eine Nachbarin, die unser Kind sehr liebt oder dem Schulschlafen, das sie selbst so wollte und erfolgreich war) Abstand genommen haben, denn sie ging daraus, wie die Betreuenden selbst, sehr verängstigt und beunruhigt hervor. Die Betreuenden waren trotz genauer vorheriger Aufklärung mit dem Auftreten einer solchen Episode beim Mittagsschlaf (den das Kind bis ins 6. Lebensjahr noch brauchte) deutlich überfordert und äußerten das auch so. Ich habe unter anderem darum zu arbeiten aufgehört, es war nicht anders zu leisten, und es ist auch gut so für uns. Ich danke Ihnen für Ihre Hinweise. Sie zeigen mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, sie dort abzuholen, wo sie gerade ist und uns vorsichtig an ihre Grenzen heranzustasten. Ich freue mich sehr über weitere Ergänzungen Ihrerseits, falls Ihnen noch welche einfallen sollten und danke sehr für Ihre Unterstützung! Herzliche Grüße Sileick


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