Sehr geehrter Herr Dr. Posth!
Ich bräuchte Ihren Rat in Hinblick auf den Umgang m. meinem Vater.To. wird bedürfnis orientiert groß gezogen(nicht geferbert,als Säugling immer getragen,gestillt,Familienbett usw.). Es beginnt die Trotzphase u. mein Vater kann u.a. mit dieser so gar nichts anfangen. Er versteht trotz aller Erkl. nicht, weshalb es für unsere Tochter schlimm sein kann, z.B.ein T-Shirt anziehen zu müssen u. ich es ihr "durchgehen" lasse, wenn es die Witterung zulässt. Sie trotzt nicht sehr stark, aber deutlich u. so, wie es eben sein sollte. Alle Erklärungen scheitern u. er behauptet, ich habe nie getrotzt. Der Punkt ist der, dass er Dinge oftmals nicht anerkennt u. sich nicht in Sit. hineinversetzen kann, die er nicht selbst erfahen hat. Kann ich da was tun? Es ist sehr belastend, wenn der eigene Vater ständig alles in Frage stellt was man selbst oder was das Kind tut. Haben Sie einen Tipp, wie man Großeltern davon abbringt, noch immer zu denken, die Erde sei eine Scheibe?
Mitglied inaktiv - 04.10.2010, 00:50
Antwort auf:
Opa versteht Trotzverhalten nicht... Tochter knapp 2 Jahre alt. Vielen Dank!
Hallo, der Vergleich, mit dem Sie Ihr Schreiben beenden, ist zutreffend. Wahrscheinlich können Sie ihm so, wie Sie ihn mir schreiben, Ihrem Vater nicht sagen. Aber in der Tat, die Welt hat sich verändert und die Psychologie ist eines der Wissensgebiete, in denen sich massiv viel geändert hat. Die Menschen, die sich mit dieser Materie nicht befassen (wollen), hinken natürlich in ihren Ansicht weit hinterher.
Aber vielleicht versteht Ihr Vater ja einen Vergleich aus dem eigenen Berufsleben. Auch er hat sich sicher ein Stück Widerstand und Trotz in seinem Arbeitsleben erhalten, um sich nicht mit Haut und Haaren an seinen Betrieb, etc. zu verkaufen. Dabei ging es ihm um den Erhalt seiner Selbstständigkeit und um Autonomie. Er wollte er selbst bleiben. In ganz ähnlich Weise empfinden kleine Kinder. Sie wollen sie selbst werden (bleiben geht noch nicht). Alle psychisch gesunden Kinder trotzen, manche allerdings sehr schwach, was zunächst einmal mit ihren Charaktereigenschaften zu tun hat. Aber fragen Sie einmal Ihre Mutter, wie das mit Ihrem Trotzen gewesen ist. Väter sind da meistens nicht so ganz orientiert. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 05.10.2010