Mitglied inaktiv
Hallo Herr Dr. Posth, zuerst einmal vielen Dank für Ihre Antwort. Das waren wieder ganz neue Aspekte für mich. Inzwischen war Marlene wieder in der Spielgruppe, und es lief eigentlich ganz gut. Sie weint, wenn ich sie hinbringe, wenn ich dann aber weg bin, hört sie auf und malt oder spielt (alleine zwar, aber immerhin). Ich habe mich gestern mit der Gruppenleiterin (Erzieherin, leitet die Spielgruppe seit über 10 Jahren) und auch mit unserer früheren Krabbelgruppenleiterin (ebenfalls Erzieherin) über unser Problem unterhalten, und beide meinten, ich bzw. Marlene solle unbedingt noch eine Weile durchhalten. Sie hätten öfter Kinder gehabt, die sich anfangs schwergetan haben und denen es dann später besonders gut in der Spielgruppe gefallen hat. Außerdem habe ich Bedenken, wenn ich Marlene doch aus der Spielgruppe herausnemen würde, wie es ihr dann nächstes Jahr im Kindergarten ergeht??? Geht dann nicht dasselbe wieder von vorne los, und noch schlimmer, denn dort sind es ja noch mehr Kinder pro Gruppe, und der KiGa ist täglich? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich von selbst so weiterentwickelt, dass sie den KiGa dann in einem Jahr problemlos bewältigen könnte. Ist es eigentlich Veranlagung oder Erziehung, dass sie diese Probleme mit anderen Kindern hat? Mein Mann und ich sind auch beide eher zurückhaltend, und ich selbst hatte auch so meine Probleme in der Anfangszeit im Kindergarten (erzählt meine Mutter). Außerdem bin ich jetzt völlig verunsichert, was Krabbelgruppen im allgemeinen angeht! Ich wollte eigentlich mit meinem kleinen Sohn (jetzt 5 Monate) auch demnächst eine Krabbelgruppe besuchen. Sind diese Gruppen denn generell eher schlecht für die Kinder??? Ich gebe zu, dass bei den ganz Kleinen die Gruppe eher für die Mamas zum Quatschen und Kontakteknüpfen ist. Aber ist es für die Kinder nicht auch schön, immer wieder dieselben Gleichaltrigen zu treffen und immer besser kennenzulernen? Das waren jetzt einige Fragen auf einmal, ich hoffe, ich überrenne Sie nicht damit. Vielen Dank im voraus! Anja
Liebe Carol, Kleinkinder in diesem Alter können essen und "spielen" noch nicht auseinanderhalten, wobei in diesem Alter spielen hauptsächlich noch untersuchen des Gegenstandes ist und erforschen, was man alles damit machen kann. Daher der "unsittliche" Umgang mit den Nahrungsmitteln. Daher auch die Ansicht, daß Spielzeug bei Tisch eigentlich kein Problem ist, wenn das Auto nicht gerade über alle gefüllten Teller fahren muß. Man muß sich dem essenden Kleinkind eigentlich noch ganz zuwenden und es weitgehend füttern, wobei spaßige Spiele durchaus sinnvoll sind, die das einigermaßen konsequente Weiteressen ermöglichen. Z.B. Brothappen sind Autos, die in die Garage fahren müssen (offener Mund), weil es draußen regnet, etc. Es gibt Teller deren Grund mit Tieren geziert sind, damit die Kinder diesen Boden frei essen, um das Tier zu sehen. Also alle diesen Tricks sind erlaubt und sinnvoll. Mit Disziplin am Tisch hat das ja noch nichts zu tun Insofern gebe ich Frau Leach recht mit ihren Ansichten. Allerdings sollten Kinder jetzt verstehen lernen, daß Nahrungsmittel anders zu behandeln sind, als echtes Spielzeug. Das sind erwünschte Lernprozesse, die auch dem Kind auf Dauer weiterhelfen. Die Sorge, daß ein Kind durch sein Eßverhalten zu Schaden kämme, ist immer dann unbegründet, wenn nicht das Essen plötzlich als Mittel zum Trotz eingesetzt wird. Dann ist man als Eltern zu streng und rigide vorgegangen. Viele Grüße
Liebe Anja, leider hat der Einfügevorgang eine falsche Antwort ins Beitragfeld hineinprojiziert und dabei die richtige Antwort gelöscht. Also muß ich noch einmal von vorne anfangen. Daher etwas knapper: Über die Tendenz der Erzieherinnen, das Anpassungsbestreben der Kleinkinder als ihren Erfolg auszugeben und zu meinen, daß man als Eltern sich dem anzuschließen habe, habe ich mich schon mehrfach kritisch geäußert. Selbstüberwindung einzufordern, wenn es noch nicht geht, bedeutet eine Schwächung des entstehenden Selbst zu verursachen und nicht eine Stärkung. Das gilt grundsätzlich, wie ich meine. Sie kann erst dann wirklich Stärkung bedeuten, wenn das Selbstbewußtsein stark genug ist. Insofern ist es immer besser in solchen Situation, erst einmal einen Rückzieher zu machen und zu einem späteren Zeitpunkt einen neuen Anlauf zu versuchen. In den ersten drei Lebensjahren Fremdbetreuung in einer Ki-Krippe oder in einer kleinen, altersgemischten Gruppe einzuführen bedeutet immer, daß dem Kind Gelegenheit gegeben werden muß, sich eine Ersatzbezugsperson zu suchen, an die es sich gewöhnen muß und die es auch spontan sympathisch finden muß. Nur auf diese Weise ist meines Erachtens frühe Fremdbetreuung möglich. Viele Grüße
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