Frage: Macht Hilfe zum selbst in den Schlaf finden Sinn?

Hallo H. Dr. Posth, unsere Tochter (4,5 M) nimmt keinen Schnuller o.Ä., zum Einschlafen bekommt sie die Brust und/oder wird getragen. Dann legen wir sie ins Beistellbett und halten Körperkontakt, bis ihr Schlaf tiefer wird. Das klappt gut. Eine Freundin war mit ihrem Sohn (ca. 4-5 M) in der Schreiambulanz, und da riet man: meckerndes (nicht schreiendes) Baby hinlegen, Hand auf den Bauch (ruhig etwas fester), streicheln, singen etc., mind. eine ¾ Std. Zeit geben (auf keinen Fall kürzer!), falls er dann nicht eingeschlafen ist, wieder hochnehmen, beruhigen und das Ganze von vorn. Wenn Pausen im Meckern entstehen, versuche das Baby, sich selbst zu beruhigen. Und tatsächlich: das Einschlafen gelang ihm immer früher. Was halten Sie davon? Und macht eine Hilfe zur Selbstberuhigung in diesem Alter überhaupt schon Sinn? Dankeschön im Voraus für Ihre Antwort, Ihr Forum ist uns immer eine große Hilfe! Viele Grüße.

von Ellie am 24.06.2013, 07:38



Antwort auf: Macht Hilfe zum selbst in den Schlaf finden Sinn?

Hallo, lassen Sie sich nicht verunsichern in Ihrem Vorgehen. Es ist genau richtig so. Die vom Säugling und Kleinkind in der -meiner Auffassung nach- konservativen Kinderheilkunde und Kinderpsychologie schon geforderte "Selbstregulation" wird letztlich nur erzwungen durch negativ konditionierende Maßnahmen. Das wird dann nicht so offen gesagt, ist aber nicht anders zu verstehen. Anders gesagt, der gewünschte Fortschritt im Verhalten des Säuglings und jungen Kleinkindes wird durch eine z.T. nicht unerheblich seelische Belastung durchgesetzt. Egal, ob man das Meckern, Weinen oder Schreien-lassen nennt. Es geht um die Zeit. Eine dreivietel Stunde nicht empathisch zu reagieren und das Kind einem maximalen inneren Stress auszusetzen, ist enorm ungesund für die seelische Entwicklung. Die Stressbelastung durch Cortisol und Adrenalin im Körper (im Gehin CRH und Noradrenalin) ist, wenn man das häufiger durchführt, so hoch, dass sich im Gehirn die Rezeptoren in den Hirnnervenzellen verstellen (und wie man inzwischen weiß nicht nur im Gehirn), um die Empfindlichkeit für den Stresshormonangriff zu senken. Das geht über die massive Vermehrung der Rezeptoren und ist eine natürliche Schutzreaktion der Hirnnervenzelle. Sie führt zu dem tückischen Ergebnis, dass später die Stressschwelle immer niedriger wird und eben nicht wie gewünscht höher. Dazu gibt es viele Tierversuche an Primaten und inzwischen auch einige neuropsychologische Ergebnisse am menschlichen Gehirn. Versuche hierzu am Menschen sind aus ethischen Gründen untersagt. Lesen Sie auch dazu bitte auch meine Ausführungen zum Emotionalen Bewusstsein, Teil 1, hier auf meiner Seite. Die emotionale Integration beschreibt genau diese Prozesse. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 26.06.2013



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