Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Kleinkind freut sich nicht, wenn Mama nach Hause kommt

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Kleinkind freut sich nicht, wenn Mama nach Hause kommt

Cissie

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Sehr geehrter Herr Doktor Ludger, meine Tochter ist 26 Monate alt, wird seit letztem August tagsüber 7-9 h von der Oma, die im gleichen Haus wohnt, betreut. Sie mag es morgens nicht, wenn ich gehe, lässt sich aber Tschüss sagen, sagt es mir dann auch, schaut mich dabei nicht an. Ich frage sie öfter, ob ich gehen darf, nach ein paar mal nein, eventuell noch ein Buch lesen, kommt irgendwann ein ja. Wenn ich sie bitte, mich anzuschauen, macht sie es sehr ausweichend, schaut nur kurz ohne echten Augenkontakt. Sie hat nie geweint, wenn ich sie bei Oma ließ. Allerdings freut sie sich auch nicht, wenn ich wieder zu Hause bin. Sie macht weiter mit dem, was sie tut, registriert aber, dass ich da bin. Wenn ich zu ihr komme, gibt sie mir abwesend einen Kuss und spielt weiter. Nach ein paar Minuten kommt sie mit mir mit, wenn ich sie frage. Ich lasse sie auch, versuche mitzuspielen und nicht traurig zu sein. Ich war lange alleinerziehend, ihre Oma hat sie erst im Juni letzten Jahres kennengelernt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihr zu viel weg bin oder Oma einfach Papa-Ersatz ist. Muss ich mir Sorgen machen? Oma meint, sie frage nur vor dem Mittagsschlaf, ob Mama und Papa bald wieder da wären. Anfangs waren sie auch ein paar Male bei mir auf der Arbeit, als sie nach mir fragte. Zur Oma möchte sie auch immer mal gucken, wenn ich zu Hause bin, ihr z. B. die Einkäufe zeigen. Es ist aber nicht so, dass sie von uns weg und nur zur Oma will. Ein paar Daten, die vermutlich unwichtig sind, aber mich an unserer Bindung zweifeln lassen: In der Säuglingszeit krankenhausbedingte Trennungen von ihr und mir (mit 0 und 7 Tagen über Nacht, mit 7 Monaten zu den 5 Mahlzeiten und für Toilettengänge für 10 min über 3 Tage, mit 9 Monaten über Mahlzeiten und Toilettengänge10 min und 1x nächtlich für 1 h über 5 Tage unter Angst und Schmerzen der Kleinen), sonst war ich immer da. Nach dem letzten Krankenhausaufenthalt große Probleme. Viel Weinen, fast Verstummen über 8 Wochen, schlug mit dem Kopf gegen alles, wenn sie schlafen sollte. Ich nahm sie auf den Arm, ich hatte blaue Flecken und blutige Lippen. Es ist seither schwer, sie zum Einschlafen zu bringen für mich, bei Oma und Papa geht es mittags, abends nur durch mich. Mit 14 Wochen verließ uns ihr Vater, ich war allein in der Fremde ohne Hilfe von außen isoliert. Die Kinderärztin übersah eine Milcheiweißallergie, sodass sie bis zum Alter von 8 Monaten ständig Bauchschmerzen und eine schlimme Neurodermits am ganzen Körper (Blutigkratzen, Ärztin lehnte Therapie ab, gab keine Juckreizminderung (keine Kortikoide etc.), hatte. Nach Erkennen, milchfreier Kost, Verschwinden der Symptome. Mit 12 Monaten gelang es uns, in die Heimat zurückzukehren. Sie bekam die ersten 8 Wochen ihres Lebens 2 stündlich Augentropfen, für die wir sie wecken sollten, von da an schlief sie nie länger als 2 h am Stück bis sie 24 Monate alt war. Ich war mehr als nur einfach erschöpft, dazu wegen der Allergie alles selbst kochen etc. Vermutlich habe ich deshalb nicht alle Bedürfnisse bestmöglich befriedigen können. Ein Freund begleitete uns von 10-14 Monate, verließ uns, das war schlimm für die Kleine. Mit 15 Monaten lernte sie ihren neuen Papa kennen, funktioniert super, will z. B. morgens immer erst mit mir, dann mit Papa kuscheln, macht viel mit ihm. Seitdem sie 18 Monate alt ist, trat die Oma dauerhaft in ihr Leben und übernahm 2 Monate später erst für 3 h täglich, nach 4 weiteren Wochen eben 7-9 h Betreuungzeit. Es gab eine Versuch sie in die Kita zu geben (Ich bin leider Alleinverdiener). Allerdings waren Behandlung und Betreuungsschlüssel von 1:7 und in Realität 1:12 nicht akzeptabel. Oma rang sich durch. Sie ist normal entwickelt, kann sich lange konzentrieren, Sätze mit Nebensätzen bilden und lacht nicht wenig. Wir haben 5-6 h Wachzeit täglich zusammen und die ganzen Wochenenden. Ist das zu wenig? Danke für Ihre Hilfe


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Liebe Cissie, da ist schon viel passiert in dem kurzen Leben ihrer Tochter. Vor allem gab es immer wieder Beziehungsabbrüche, die Kinder in diesem Alter ja nicht verstehen können. Dadurch wird selbst eine eigentlich sicher Bindung immer wieder beeinträchtigt. Auf diesem Hintergrund ist ihr Weggehen im August letzten Jahres gewichtiger für ihre Tochter, auch wenn sie von der Oma gut versorgt ist. Es wirkt so, als habe ihre Tochter gelernt sich zu schützen, in dem sie sich nicht zu sehr emotional einlässt, damit die Trennung auch nicht so schlimm ist. Und wenn sie zurückkommen, zeigt sie ihnen erstmal, dass sie weder will noch versteht, dass sie immer wieder gehen. Der Kontakt muß dann, wie sie es auch beschreiben, immer wieder neu aufgebaut und gesichert werden. Das ist so und wird sich erst ändern, wenn ihre Tochter genügend Sicherheit hat, sich auf andere verlassen zu können. Das wächst mit jeder guten Situation, braucht aber seine Zeit. Manchmal hilft es, das "Dilemma" des weggehen müssens in Worte zu fassen, damit das Kind merkt, dass sie die Schwierigkeit verstehen. Wenige Worte, keine Erklärungen oder Vorträge.Eher Mitgefühl. Noch ein kleiner Nachsatz: Vermeiden sie Fragen wie z.B. ob sie gehen können. Sie überfordern ihre Tochter aus dem verständlichen Wunsch heraus, es für sich selbst ein bißchen leichter zu machen.Für ihre Tochter wird die Situation aber dadurch schwieriger.


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