Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Als Mama geschafft und überfordert - wie gehe ich trotzdem gut mit Kindern um

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Als Mama geschafft und überfordert - wie gehe ich trotzdem gut mit Kindern um

Judy_2021

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Mein Mann und ich haben zwei Kinder, die Tochter ist 5 1/2 und der Sohn 2 Jahre alt. Der kleine ist sehr aufgeweckt, neugierig und akzeptiert selten ein Nein. Geht an jede Schublade, öffnet alles was er öffnen kann und ich kann ihn tatsächlich kaum aus den Augen lassen. Zwei Beispiele: Wenn ich noch mit dem Anziehen beschäftigt bin, wirft er die Hausschuhe die Treppe hinunter. Er öffnete neulich selbstständig die laufende Waschmaschine und holt den Waschpad raus. Es ist also auch nicht unbedingt ungefährlich, wenn er mal alleine in einem Raum spielt. Ich bin ständig am vordenken, was gefährliches weggestellt werden muss. Bei jedem basteln mit der Tochter kann ich sodann nicht mal fünf Minuten in Ruhe bei ihr bleiben, weil tagtäglich alle Aufmerksamkeit auf ihn geht. Ich nehme ihn dann mit einem klaren Nein einfach aus der Situation, was er nicht machen soll, raus. Das Konkurrenzdenken hält sich bei beiden in Grenzen, da ich der Tochter auch versuche jeden Abend „Exklusivzeit“ zu geben. Am Ende des Tages bin ich jedoch schlichtweg überfordert. Ich kriege die Tage so hin, habe aber beim aufwachen einfach schon keine Lust mehr. Keine Lust mehr, den Haushalt zu machen und auch keine Lust mehr, dem Kleinen hinterher zu laufen, irgendwas zu erklären bzw. Mich mit Ihnen zu beschäftigen. Was mich umtreibt ist, dass ich dann gefühlt gemein werde. Wenn die Kinder rumkreischen, ich aber loswill, wird der Kleine dann mit viel Festhalten in den Kinderwagen o Autositz gesetzt. Ich hätte wohl die zwei Minuten noch, aber keine Lust und Energie mehr dazu. Wie gehe ich am besten mit diesen ständigen Verhalten vom Kleinen um?    Der Alltag raubt mir Energie für jedwedes, was ich gerne machen würde. Ich habe wenig Unterstützung im Alltag, die Kinder bringe ich auch abends oft alleine ins Bett. Und da dasselbe: ich habe keine Lust mehr auf Theater abends, ich kann es schlichtweg nach dem Tag schon nicht mehr ertragen und will einfach nur, dass es nach meinem Willen läuft. Und dann werden die Kinder getrennt ins Bett gebracht. Wo natürlich dann wieder der Kleine mehr Zeit bekommt und die Tochter alleine einschlafen muss. Ich bin unzufrieden, dass es so läuft. Weiß mir aber keinen Rat es zu ändern. Ich weiß, es geht um mich, meine Interpretation der Dinge und meine Impulskontrolle. Aber es fehlt einfach Zeit, mich um mich zu kümmern und gut für mich zu sorgen. 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, der Alltag mit zwei jungen Kindern ist sehr herausfordernd. Ihr Sohn ist in der Trotzphase und hört nicht auf Sie. Zudem beschreiben Sie eine Situation, in der Sie wenig Unterstützung haben. Ich finde es sehr nachvollziehbar, dass Sie sich überfordert fühlen und nicht immer einfühlsam auf Ihre Kinder eingehen können. Sie müssen sich deswegen keine mangelnde Impulskontrolle vorwerfen. Der Druck von Müttern verstärkt sich häufig dadurch, dass sie denken, dass sie nicht aufgeben dürfen. Die Belastung muss jedoch erträglich bleiben. Da Sie die Situation nicht rasch verändern können, müssen Ihre Kinder lernen, damit zu leben, dass die Mutter nicht immer gute Laune hat. Es gibt sicherlich noch genügend Situationen, in denen Ihre Kinder merken, dass Sie Freude an Ihnen haben. Es ist ganz in Ordnung, dass Sie Ihren Sohn einfach aus einer Situation herausnehmen, in der er etwas Unerwünschtes macht. Er muss mit zwei Jahren noch lernen, die von Ihnen gesetzten Grenzen zu beachten. Bleiben Sie geduldig aber hartnäckig, um Ihre Regeln durchzusetzen. Solange sollten Sie versuchen, die Wohnung noch kindersicherer zu machen. Sie können auch Räume abschließen, wenn Ihr Sohn sonst z. Bsp. an die Waschmaschine geht. Sichern Sie alles, was geht, mit Kindersicherungen. Schaffen Sie sich Entlastung, wo es möglich ist. Ihre Tochter geht vermutlich schon in den Kiga. Vielleicht ist der auch für Ihren Sohn geeignet. Besprechen Sie mit Ihrem Mann, dass Sie dringend Entlastung brauchen und sich wünschen, dass er sich an der Kindererziehung mehr beteiligt. Machen Sie ihm klar, dass Sie in Ihrem Familiensystem dringend eine Veränderung brauchen, damit Sie die anstrengenden ersten Jahre noch gut durchhalten können. Gibt es Familienmitglieder oder Freund/innen, die Sie unterstützen können? Möglicherweise ist es vorrangig sinnvoll, eine Mutter-Kind-Kur zu machen. Dort werden die Kinder betreut und Sie können sich ein Stück mehr auf sich konzentrieren. Man bekommt dort auch Anregungen für den Alltag. Möglicherweise ist es für Sie hilfreich, sich Unterstützung bei einer Familienberatungsstelle zu holen. Sie können mit Ihren Kindern dort hingehen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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