Silentmelody
Ich mache mir aktuell große Sorgen, dass etwas mit der Bindung zu meiner Tochter, 13 Monate alt, nicht stimmt. Sie geht seit dem 01.08. zur Tagespflege und die Eingewöhnung läuft für meinen Geschmack viel zu reibungslos. Was mich zum Grübeln bringt, ist dass sie von Anfang an kaum reagiert, wenn ich sie verabschiede oder wenn ich sie wieder abhole. Bisher ist keine Träne der Trennung geflossen. Am Anfang war ich noch dabei, dann war sie langsam steigernd länger alleine da. Heute war sie 2,5 Stunden da (bisher längste Zeit), und musste nur abgeholt werden, weil sie zu müde und deswegen knatschig war. Sie hat mich wie immer kaum angesehen und etwas verträumt ins Leere geguckt. Die Mundwinkel bewegten sich kein Stück, kein Ausstrecken der Arme zu mir. Die anderen Male waren bisher ähnlich. Ich habe sogar den Eindruck, sie möchte meist gar nicht gehen, denn sie quengelte schon beim Anziehen oder streckte einmal auf meinem Arm wieder die Arme zur Betreuerin aus. Heute meine ich auch eine etwas abwehrende Haltung (steif) gespürt zu haben, als die Betreuerin sie mir übergab. Das alles tut mir als Mama schon ziemlich weh… Die Betreuerin berichtet, dass sich meine Tochter super einlebt, aufgeweckt spielt, auch mal alleine. Auch, dass sie sich schon ohne Probleme trösten lässt, gut isst… Kein Anschein, dass etwas nicht stimmt. Ich habe schon öfter beobachtet, dass sie ein sehr offenes Kind ist, dass schnell mit Fremden interagiert und nahekommt. Unterwegs scheint sie sogar oft mehr an anderen Menschen interessiert als an mir. Sie vergewissert sich auch selten per Blick bei mir, ob alles gut ist. Sie zeigt, wie ich finde, überdurchschnittlich viel Explorationsverhalten, aber dafür weniger Bindungsverhalten. Vor allem wenig exklusives Bindungsverhalten. Sie hatte schon immer für ihr Alter einen sehr großen Abstand draußen, verschwindet auch einfach mal aus dem Sichtfeld. Noch ein Beispiel: Ich konnte sie vor Kurzem einfach beim Arzt bei den Rezeptionistinnen (zu denen sie selbstständig hin ist) lassen, während ich im Behandlungsraum war. Als ich wiederkam wurde ich ebenfalls kaum registriert, es war viel interessanter mit der Dame zu stempeln. Bevor sie sie mir überreichen konnte, hat sie noch ihren Kopf auf ihre Schulter abgelegt, als würden sich die beiden nicht bloß schon 15 Minuten kennen. Mit ca. 8/9 Monaten hatte sie eine Fremdelphase, welche wenige Monate anhielt. In der Zeit durften sie nur wenige hochnehmen oder ihr zu nahekommen. Seit das vorbei ist, scheint sie sich überall und mit jedem sicher zu fühlen. Übernachtungen bei Oma waren bisher schon öfter ohne Probleme möglich. Hier habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie wenig reagiert auf Trennungssituationen. Zuhause verhält sie sich anders. Da will sie oft auf den Arm (besonders wenn man in der Küche etwas außer Sichtweite macht) und folgt einem auch in andere Zimmer. Wenn wenig los ist, kommt sie häufig mit Spielsachen oder Büchern an, will auf den Schoß, kuschelt sich an einen, will einen füttern… Sie war schon immer ein eher unkompliziertes Kind, hat auch als kleines Baby wenig geweint und geschrien. Und wenn sie mal weint (meist wenn sie sich weh getan hat), dann lässt sie sich sehr gut trösten und ist schnell wieder gut drauf. Wut, weil sie etwas nicht darf, kommt auch mal auf, aber auch das ist schnell überstanden. Nun lese ich halt überall, dass ihr Verhalten bei Trennungen auf eine unsicher-vermeidende Bindung hindeutet. Ich kann mir allerdings nicht erklären wie diese zustande gekommen sein soll. Sie wurde bisher durchgehend gut versorgt und sehr geliebt… Dazu muss man noch sagen, dass sie sowohl mit dem Papa (1 Jahr Elternzeit) als auch mit mir (Homeoffice, Teilzeit, ab 7. Lebensmonat) ihr erstes Lebensjahr verbracht hat und wir beide Hauptbezugspersonen für sie waren. Man merkt auch keinen Unterschied in ihrem Verhalten zu uns (keine Präferenz). Der Papa ist nun seit einem Monat wieder 4 Tage die Woche arbeiten, wenn er am späten Nachmittag/ abend zur Tür hereinkommt, krabbelt unsere Tochter meist enthusiastisch in den Flur und lacht. Sie scheint sich also zu freuen. Auch wenn einer von uns, vor ihren Augen durch die Wohnungstür geht und diese schließt reagiert sie weinerlich, solange sie nicht gehalten wird. Ist aber auch leicht davon abzulenken. Wenn man sie aus dem Bett nach einem Schläfchen holt, scheint sie sich auch zu freuen. Aber warum zeigt sie kaum Trennungs- bzw. Wiedervereinigungsreaktionen gerade bei der Kitaeingewöhnung? Meinen sie, sie ist überfordert? Oder ist sie einfach ein offenes, selbstständiges Kind mit einer doppelten Portion Urvertrauen? Wie finde ich das heraus? Es fühlt sich einfach für mich so an, als wäre ich ganz leicht austauschbar ☹
Guten Tag, da Ihre Tochter insgesamt gut entwickelt ist, dürfen Sie davon ausgehen, dass sie so gut und sicher gebunden ist, dass sie sich gut von Ihnen trennen kann. Sie hat die grundlegende Erfahrung gemacht, dass ihre Bezugspersonen gut und zuverlässig auf ihre Bedürfnisse eingehen und hat daher schon ein gutes Urvertrauen entwickelt. Vermutlich macht es ihr das jetzt leicht, sich auf die Tagesmutter einzulassen. Aus der Distanz betrachtet, scheint es sich auch nicht um eine Überforderungssituation zu handeln. Für Mütter ist es häufig schwierig zu akzeptieren, das ihr Kind sich auch an eine dritte Person außerhalb der Familie bindet. Das ist ein erster Schritt der Loslösung, der zunächst wehtun kann. Aber ohne diesen Schritt könnte ein Kind nie fremdbetreut werden oder autonomer werden. Vermitteln Sie also Ihrer Tochter eher, dass Sie sich freuen, dass sie so gut mit der Tagesmutter zurechtkommt. Sie bleiben die Hauptperson und der stabile Hintergrund, von dem aus Ihre Tochter ihre Umgebung zunehmend erkundet und erweitert. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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