Juli7263747
Lieber Herr Dr Nohr, Unsere Tochter,3, geht seit einiger Zeit in den Kindergarten. Sie ist das jüngste Kind dort, hat sich gut eingelebt und geht sehr gerne. In ihrer Gruppe ist auch ein Nachbarsjunge,4, leider immer sehr frech und ungezogen, oft sogar richtig boshaft. Vor sie zusammen in den KG kamen, liess er sie in Ruhe, aber seit sie dort in der gleichen Gruppe sind, ruft er ihr immer böse Worte nach, wenn wir ihn sehen (zB Scheiss-XXX), schubst sie, und das alles in unserem Beisein. Er kommt aus einem sehr liebevollen, wenngleich auch völlig konsequenzlos erziehenden Elternhaus. Da er genau weiss, dass sein Verhalten eh keine Konsequenzen hat, hört er absolut gar nicht auf seine Eltern. Auch im KG ist er frech zu unserer Tochter. Immerhin finden die Erzieherinnen den richtigen Ton bei ihm, so dass er auf sie - im Gegensatz zu seinen Eltern - hört, aber bei 3 Erzieherinnen auf 20 Kinder können sie natürlich auch nicht immer alles mitbekommen. Wie verhalten wir uns am besten? Bisher schimpfen wir ihn, wenn er in unserem Beisein etwas macht, versuchen aber, nicht vor unserem Kind schlecht über ihn zu reden. Eigentlich möchte ich mich nicht so gern in die Konflikte meiner Kinder einmischen, weil es bestimmt nachhaltiger ist, wenn sie selbst eine Lösung finden, aber ich kann ja nicht kommentarlos akzeptieren, wenn er in meinem Beisein böse zu ihr ist. Kann ich ihr irgendwie helfen, sich selbst zu helfen? Danke, J
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, solche Verhaltensweisen sind oft unbeholfene Kontaktversuche, Trotzdem finde es gar nicht falsch, dem Jungen in einer solchen Situation deutlich zu sagen, dass Sie das nicht möchten. Sie müssen nicht schimpfen, ihn nicht abwerten oder kränken, aber sehr klar machen, dass das nicht geht. Gerade wenn er das in Ihrem Beisein tut, ist es ja fast ein Versuch, eine Reaktion zu erzeugen. Wenn er die Erfahrung machen kann, dass Sie ihn bremsen ohne ihn zu entwerten, kann etwas ganz Neues passieren. Oft erleben diese Kinder viele negative Reaktionen, was sie in ihrem störend sein (die finden mich eh alle doof) sogar bestärkt. Freundlich aber klar, vielleicht ergänzt mit einer Bemerkung wie "ich glaube, dir macht das eigentlich auch keinen Spass nur zu ärgern, geh doch mit uns mit" o.ä. haben oft überraschende positve Folgen. Das meine ich, überraschen Sie ihn mit einer unerwarteten Reaktion und Haltung. Dr.Ludger Nohr
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