Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Eingewöhnung 17 Mo. altes Kind

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Eingewöhnung 17 Mo. altes Kind

Pali90

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Guten Tag Frau Henkes, Ich würde Sie gerne um eine Einschätzung zu einer Situation im Rahmen der Eingewöhnung unseres 17 Monate alten Sohnes bitten. Er wird seid Februar in einer Krippe nach dem Berliner Modell eingewöhnt. Der Papa hat die Eingewöhnung übernommen. Es gab täglich Rücksprachen mit den Erzieherinnen zu der Entwicklung. Sie gaben an, dass von Tag zu Tag eine positive Entwicklung zu sehen sei und unser Kind immer weniger weine. Er isst gut, macht Mittagschlaf, lässt sich problemlos wickeln und anziehen und sucht die Nähe zu den Erzieherinnen. Im Kontakt zu den anderen Kindern sei er noch zurückhaltend, er beobachte viel. Beim Bringen am Morgen weint unser Kind immer (mal mehr, mal weniger), es erfolgt eine rasche Verabschiedung und dann kümmern sich die Erzieherinnen. Mittlerweile geht unser Kind von 9 bis 14.30 uhr in die Einrichtung. Normalerweise bringt der Papa ihn. Gestern habe ich unser Kind zum 2. Mal und etwas später als sonst gebracht und die Gruppe ist dann direkt nach draußen gegangen (sonst erfolgte die Übergabe am Gruppenraum). Ich habe nach den Kindern die Einrichtung verlassen, sodass ich aus der Ferne noch beobachten konnte wie es nach der Verabschiedung weiter ging: unser Sohn hat sehr stark geschrien. Die Erzieherin hat ihn an der Hand zu den anderen Kindern geführt und versucht ihn zum spielen zu animieren. Zeitweise stand er aber auch ganz alleine da und hat geweint. Ich vermute die Erzieherinnen haben sich in dem Moment um die anderen Kinder gekümmert, was an sich verständlich ist, aber dennoch sehr schwer für mich zu ertragen war, dass er für einige Momente (für mich gefühlt einige minuten) da so allein stand und weinte. Später saß dann eine Erzieherin neben ihm am Sandkasten. Als er nach 15 min. Immer noch weinte, habe ich kurz das Gespräch mit einer der Erzieherinnen gesucht (ohne dass mein Sohn mich sah) und dann auch am Nachmittag nochmal. Sie sagte, unser Kind weine aus Frust, nicht aus Angst. Und er wolle dann auch keine Nähe, weswegen sie ihn in dem Moment nicht auf den Arm genommen habe. Er habe einen sehr starken Willen und tue seinen Unmut kund. Er müsse lernen mit dem Gefühl umzugehen und dass in der Kita nicht so auf seine Bedürfnisse eingegangen werden kann wie zu Hause. Auf meine Frage hin, ob er in seinen Gefühlen denn begleitet wird, meinte sie ja, aber wenn ein anderes kind Hilfe braucht, müsse sie von meinem Kind eben auch weggehen. Sie meinte, dass es morgens meist so läuft, dass er 10 minuten aus Frust weint und keine Nähe möchte, sich aber anschließend trösten lässt und auch auf den Schoß der Erzieherinnen geht Bzw sich hochnehmen lässt. Sein Verhalten sei laut ihr nicht ungewöhnlich. Laut meinem Partner hat unser Sohn aber nicht immer so lange und stark geweint wenn er ihn brachte. Wenn wir ihn nachmittags abholen, hat er in der ersten Zeit öfters noch geweint, mittlerweile wirkt er aber ausgeglichen und möchte meist nicht richtig gehen, sondern möchte mir noch viele Dinge zeigen oder im Gebäude oder Garten erkunden. Seit der Eingewöhnung haben wir ansonsten keine negativen Veränderungen an unserem Sohn festgestellt, vielmehr schien er einen großen Entwicklungssprung gemacht zu haben (Sprachentwicklung, längere nächtliche Schlafphasen, Interesse am Töpfchen...). Wir haben insgesamt den Eindruck, dass er nicht ungern in die Kita geht. Dennoch ist die beschriebene Situation emotional für mich sehr belastend und verunsichert mich, insbesondere macht es mir Sorgen dass er während des starken Weinens für einige Zeit allein gelassen wurde. Wie schätzen Sie das Verhalten unserer Kindes sowie das der Erzieherinnen ein? Vielen Dank!         


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn scheint sich insgesamt sehr gut auf die Kita einzulassen. Er bleibt  schon nach kurzer Zeit problemlos für viele Stunden dort und Sie holen nachmittags ein zufriedenes Kind ab. Es ist verständlich, dass die beobachtete Situation für Sie schwer erträglich war. Aber Ihr Sohn wird jetzt in einer Gruppe betreut, in der die Erzieher/innen für alle da sein müssen und sich die Zuwendung auf alle Kinder der Gruppe verteilen muss. Da kann es vorkommen, dass Ihr Sohn für kurze Zeit weint und nicht sofort getröstet werden kann. Er scheint das jedoch gut zu verkraften und sich später wieder gut einbeziehen zu lassen. Möglicherweise braucht Ihr Sohn auch noch eine besondere Regelmäßigkeit und muss sich morgens im Gruppenraum von Ihnen verabschieden. Es ist auch möglich, dass er sich anders verhält, wenn Sie in in die Kita bringen. Für die Gesamtsituation ist es sicher wichtig, dass Sie Vertrauen zu den Erzieher/innen aufbringen. Dazu gehört auch, dass Sie die Erzieher/innen nicht beobachten und so ungewollt Eindrücke bekommen, die Sie belasten. Für Ihren Sohn ist es sehr wichtig, dass er Ihr Vertrauen in die Erzieher/innen genauso spürt wie in seine Fähigkeit, den Kitabesuch zu bewältigen.  Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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