Gipsy-jessy
Guten Tag, mein Sohn ist 9 Monate alt. Woran würde man eine gute Bindung erkennen ? Gibt es vielleicht kleinere Situationen im Alltag die das erkennen lassen? Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen da: vor ca 2-3 Monaten kümmert sich meine Schwiegermutter ca. 1 Woche bei uns um unseren kleinen, da es mir sehr schlecht ging. Sie bemühte sich sehr, aber es gab viele Momente da weinte er und ich konnte nicht zu ihm. Ich habe deshalb immer noch ein schlechtes Gewissen und frage mich ob unsere Bindung dadurch einen Schaden bekommen haben könnte. Ein weiteres Problem war bis vor kurzem meine Blase. Es gab nachts immer oft die Situation wo ich das stillen unterbrechen oder er kurz warten musste, weil ich auf Klo sprinten musste. Das Geschrei war natürlich groß und wie fühlt es sich wohl an liegen gelassen zu werden und Mama rennt weg!? Ich rede dann natürlich mit ihm aber geholfen hat das in der Situation nicht. Oft ist es immer noch so das ich ihn abrupt ablegen oder aus der Trage beim spielen oder nach dem Spaziergang legen muss und aufs Klo sprinte und er in seinem Laufstall liegt und dann protestiert und weint. Ich gehe gleich wieder zu ihm aber einen Moment dauert das doch schon. Ich habe ihren Text zum Thema Bindung gelesen. Aber vielleicht haben sie noch ein paar Hinweise wie ich eine gesunde Bindung fördere oder was Hindernisse für eine gute Bindung sind, die man dringend vermeiden sollte? Mfg
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, Winnicott, ein bekannter Kinderpsychoanalytiker, hat immer von der hinreichend guten Mutter gesprochen. Das bedeutet, dass es immer wieder nicht-ideale Erfahrungen gibt, die die Kinder mit uns Eltern machen. Diese sind dann ein Teil der Beziehung, die trotzdem ausreichend Sicherheit und Grundvertrauen geben kann. Wir müssen auch nicht immer auf den Teil focussieren, in dem z.B. die Mutter wegrennt, es gibt auch die Seite, wo die Mutter wiederkommt und das Leid mindert bis aufhebt. Auch das stärkt i.d.R. die Bindung. Wenn Sie die Bedürfnisse des Kindes wahrnehmen und hinreichend liebevoll befriedigen, dann wird Ihr Kind dieses Mutterbild auch überwiegend innerlich bilden und speichern. Wenn Sie da sind, wenn das Kind seine Bedürfnisse (Kontakt, Hunger, Schmerzlinderung usw.) nicht alleine befriedigen kann,wenn Sie das Kind nicht als Last, sondern mit Freude erleben, wenn Sie diese Freude auch (mit-)teilen können, dass das Kind es spürt, dann werden auch Einzelfrustrationen diese Bindung nicht nachhaltig belasten müssen. Ich wünsche Ihnen genügend Zuversicht und freudvolles gegenseitiges Entdecken. Dr.Ludger Nohr
Curcuma
Hallo, ich hoffe, es ist okay, wenn ich einen spontanen Gedanken poste, auch wenn ich nicht Dr. Nohr bin. Warum nimmst Du Deinen Kleinen nicht einfach mit ins Bad? So fühlt er sich nicht alleine bzw. im Stich gelassen. Machen wir auch so. Wir haben einiges an Spielzeug da liegen, aber das Wichtigste für ihn ist, so scheint mir, bei uns zu sein. Viele Grüße!
Dr. med. Ludger Nohr
Vielen Dank für den praktischen Tip, der meine Gedanken konkret ergänzt.
Fleur85
Hallo Gipsy-jessy, Ich habe so eine ähnliche Frage auch hier im Forum mal gestellt, ich habe eine chronische Darmerkrankung und muss leider auch sehr oft zur Toilette. Bei mir ging es soweit, dass ich tagsüber nichts mehr aß, aus Angst zur Toilette zu müssen oder ich vermied das Essen gänzlich um den Bedürfnissen meines Kindes gerecht zu werden. Das Ergebnis daraus wurde eine völlig essgestörte, erschöpfte, kraftlose und traurige Mutter. Leider gibt es auch hier im Forum einige User , die solche Probleme bagatellisieren und ihre eigene Situation mit der anderer Familien gleichstellen. Meine Tochter schrie auch, wenn ich sie mit ins Bad nahm. Erst durch mehrere Gespräche mit Psychologen, Familientherapeuten und Experten hier im Forum Taste ich mich ganz langsam daran zu erkennen, dass auch ich Bedürfnisse habe und es in der Bedürfnisoriebtierten Erziehung um die Bedürfnisse von allen geht. Ich möchte dir einfach nur gerne mit auf den Weg geben, dich selbst nicht zu vergessen, dein Kind braucht eine starke Mutter und das kannst du nur bleiben, wenn du auch auf deine Bedürfnisse achtest.
Gipsy-jessy
Danke für die Ratschläge. Ich werde mir die Worte zu Herzen nehmen. Nun zum Vorschlag das Baby mit auf die Toilette zu nehmen : nun ja wenn es abzusehen ist habe ich und nehme ich den kleinen mit auf die Toilette. In der Nacht und zb nach dem Spaziergang geht es manchmal ums trocken bleiben! Also sprinte ich aufs Klo. Es hat sich schon gebessert, nach der Geburt war es sehr schlimm. Ich wurde wach und musste sofort da ging nix mehr. Hätte ich den kleinen da noch schreiend in seine Liege legen müssen oder auf den kalten Boden im Badezimmer gelegt hätte ich mir schon 3 mal in die Hose gemacht. LG
Curcuma
Liebe Fleur85, falls Du mich (mit)meinst mit bagatellisieren - das war sicher nicht meine Absicht. Ich zumindest kenne nämlich nicht die Hintergründe und Motive der Fragestellerin. Sie hat ein konkretes Problem geschildert (Bedenken, dass die Bindung leidet), dazu habe ich einen spontanen Gedanken gepostet, wie man die Situationen, für die diese Bedenken gelten, vielleicht auflösen oder zumindest verbessern könnte. Ich stimme Dir absolut zu, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten wichtig zu nehmen sind und sich die Mütter nicht in Selbstaufgabe verlieren dürfen. Ob das in diesem Fall überhaupt ein Thema ist, wissen wir aber nicht. Viele Grüße!
Curcuma
Liebe Gipsy-jessy, Deine Antwort habe ich erst gesehen, nachdem ich meinen Beitrag schon gepostet hatte. Das klingt nach schwierigen Umständen! Es freut mich für Dich, dass es sich etwas gebessert hat. :) Ich wünsche Dir, dass es immer weiter ein bisschen besser wird und Du und Dein Sohn schöne Zeiten verbringt.
Gipsy-jessy
Vielen Dank
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