KP2017
Sehr geehrte Frau Dr. Henkes, ein paar Monate nach der Einschulung (Sohn6 Jahre alt) haben die Lehrer mich darauf hingewiesen, meinen Sohn auf ADHS testen zu lassen. Er war immer ein wildes und lautes Kind meiner Meinung nach aber nie auffällig. Er verhällt sich zu Hause und auch heute noch immer sehr respektvoll mir gegenüber. Auch im Kindergarten hat es nie Auffälligkeiten gegeben. Wir sind gerade in der Diagnostik, wo auch Auffälligkeiten bezüglich Hyperaktivität und motorische Unruhe beobachtet worden sind. Er war immer sehr umgänglich, hatte viele Freunde war total beliebt. Auch in der Schule mochte ihn jeder. Seit kurzem ist von heute auf morgen eine drastische Verschlimmerung zu sehen. Er verhält sich grob gegenüber anderen Kindern und weiß davon da nichts mehr. Verletzt diese, und auch im Unterricht wird es immer schlimmer. Er macht zur Zeit Ergotherapie, eine Therapie bezüglich ADHS wird nach Abschluss der Diagnostik eingeleitet. Vor circa einem Jahr hat er ein traumatisches Ereignis erlebt, in welchem sein Vater festgenommen wurde. Zu diesem hat er höchstens wöchentlich einmal Kontakt in der Besuchszeit. Das macht ihm sehr zu schaffen. Circa drei Monate danach waren auch leichte Wesensveränderung im Kindergarten zu merken, in welchen er immer, auch gerne grob, Polizei spielen wollte, das bis heute anhält und immer schlimmer wird. Meine Frage kann es sein, dass ADHS Symptome, vor allem Sozial, sich plötzlich so verschlimmern? Danke und Gruß
Guten Tag, ein traumatisches Erlebnis kann durchaus zu einer Verschlimmerung einer bereits bestehenden Problematik führen. Der Schuleintritt scheint nach Ihren Angaben nicht der Auslöser für das veränderte Verhalten Ihres Sohnes zu sein. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Ihr Sohn durch das Erleben der Verhaftung seines Vaters in einen heftigen inneren Konflikt geraten ist. Er ist sicherlich altersgemäß sehr mit seinemVater identifiziert. In dieser Situation musste er erleben, dass der Vater etwas Schlechtes gemacht hat, was sein Bild von ihm erschüttert. Gleichzeitig nimmt ihm die Polizei, die das Gute vertritt, den Vater, was für ihn jedoch nicht gut ist. Ihr Sohn muss sich für seine männliche Identifizierung jetzt erst wieder neu orientieren. Das ist eine schwierige Aufgabe für ein Sechsjährigen, die er mit Unterstützung bewältigen sollte. Ihr Sohn hat sich auf die Seite der Guten gestellt, wenn er Polizei spielt. Das ist für seine Entwicklung sehr bedeutsam. Das Spiel ist aggressiv gefärbt, weil er seine Wut auf das Geschehene und vermutlich auch auf den Vater kompensieren muss. Sie lassen Ihrem Sohn bereits viele notwendige Hilfen zukommen. Ich empfehle Ihnen, sich für eine Therapie an analytische Kindertherapeuten zu wenden, damit Ihr Sohn seinen inneren Konflikt angemessen bearbeiten kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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