Frage:
Kindergärtnerin: Gehen Sie zum Arzt
Hi,
meine Tochter wird im September 5 Jahre alt. Bruder Franz ist 10 Monate jung. Meine Frau 38, ich 39. Tochter Anne macht öfter nicht, was man ihr sagt. Dann hilft zuverlässig zählen auf 3 und konsequentes Fernsehverbot. Sie darf sonst pro Tag 0,5h fernsehen. Anne quasselt gern ohne Punkt und Komma. Neuerdings macht sie Pause, wenn jemand anderer spricht. Dann hört sie zu. Sie ist motorisch geschickt (Klettermeisterin), kann Bilder in facettenreichen Details beschreiben. Auffällig ist, dass sie in Gruppen oft nicht das tut, was Erzieherinnen sagen. Alle anderen Kinder machen jedoch mit. Das fällt seit etwa einem Jahr auf. Die Kindergärtnerin meinte daher es bestünden Probleme mit der Wahrnehmung. Hören, sehen, verstehen tut sie aber aus meiner Sicht gut. Sie sagte, dass Anne daher vermutlich nicht im kommenden Jahr eingeschult werden sollte (was ich entspannt sehe) und dass wir wegen dieser "Wahrnehmungsdefizite" mal zum Kinderarzt gehen sollten. Sonst fällt noch auf, dass Anne schwer zur Ruhe findet (schläft spät ein und hat oft zu wenig Schlaf). Und Anne ist körperlich sehr aktiv (was ich bei Kindern für normal halte). Anne sagt oft, dass sie traurig ist und so müde, dass man sie tragen soll. Jetzt beginnt sie auch zu grinsen, wenn Papa, oder Mama schimpfen. Dazu die Kindergärtnerin: Fehlendes Schuldbewusstsein. Ich denke, es ist eher ein abstecken von Grenzen. Man empfindet das natürlich als Respektlosigkeit. Ruft auch gern 10 x Mamamamamamama, oder Papapapapapapa, obwohl sie weiß, dass man sie gehört hat. Es ist mir auch schon aufgefallen, dass sie das tut, um uns zu foppen.
An ADHS glaube ich nicht bei ihr, weil sie nicht schlägt und vor dem Leben von Tieren und Pflanzen sehr wohl Respekt hat. Hier und da gibt es Wutanfälle. Sie kommt - anders, als vor einem Jahr - auch schnell wieder heraus aus so einem Anfall.
Was meinen Sie zur "Diagnose" der Kindergärtnerin?
Mitglied inaktiv - 10.05.2010, 14:07
Antwort auf:
Kindergärtnerin: Gehen Sie zum Arzt
Hallo Ratsuchende
Unter einem ADHS wird Ihre Tochter sicherlich nicht leiden, da sie scheinbar auch recht ruhig Bilder beschreiben oder fernsehen kann. Kinder mit genanntem Ryndrom sind IMMER in Bewegung, können nicht stillsitzen, schaffen es selten, zwei "Aufträge" auf einmal zu erfüllen, wie z.B. zur Toilette gehen -anschließend Hände waschen oder Schuhe ausziehen -dann ins Zimmer kommen.
Warum tut Ihre Tochter in der Gruppe nicht das, was erwünscht ist? Hat sie wirklich die Bitte der Erzieherin nicht gehört, bzw. nicht wahrgenommen oder WILL sie nicht hören? Hat sie sich gerade auf eine andere Aktivität stark konzentriert, sodass sie die Bitte der Erzieherin nur dann wahrnimmt, wenn direkter Blick-Kontakt zu ihr aufgenommen wurde? Sieht sie die Notwendigkeit gar nicht ein, einer Bitte nachzukommen?
Das Grinsen nach einer Aussage wie: "Bitte tragt mich; ich bin müde" KANN durchaus ein Ausprobieren Ihrer Reaktionen sein, kann aber auch tatsächlich Müdigkeit und zusätzlich unsicheres Verhalten bedeuten.-
Um sich aber später keine Vorwürfe machen zu müssen wegen Unterlassung, rate ich Ihnen, sich mit einem Kurzbericht seitens der zuständigen Erzieherin in die Sprechstunde des behandelnden Kinderarztes zu begeben.
Er wird Anne schon eine Weile kennen und sie mit Ihnen nur dann an einen wohnortnahen Therapeuten weiter empfehlen, wenn er es für notwendig hält.
Auch zur Schuleingangs-, bzw. Schulfähigkeits-Untersuchung werden die ErzieherInnen Bericht erstatten, sodass eine Zweitmeinung durch einen Arzt ganz bestimmt von Vorteil sein wird.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 10.05.2010
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Kindergärtnerin: Gehen Sie zum Arzt
Tja, meine Tochter ist selten krank gewesen. Die Kinderärzte kennen sie von den U-Untersuchungen, also man kann nicht sagen, dass die Kinderärzte meine Anne kennen. Also nehme ich an, dass sie sie testen werden und im Anschluss zum Psychologen schicken werden. Ja und dieser wird dann sicher etwas finden, wenn er es nur ganz fest will. Dann lasse ich das lieber und tu Anne den Mist nicht an.
Mitglied inaktiv - 10.05.2010, 18:46
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Kindergärtnerin: Gehen Sie zum Arzt
Wenn ich kurz noch einen "Senf" dazugeben darf:
Probiert es doch mal aus, dass das Kind genügend schläft. Schlafdefizite gleichen die Kinder doch auch oft mit überdreht sein aus, in ruhigeren Situationen können sie dann durchaus "müde, schläfrig" werden und dadurch unkonzentriert sein. Bzw. ich kann mir dann schon vorstellen, das so ein Kind wegen Übermüdung sich aus einer Gruppe raushält und abwesend ist und dadurch "wahrnehmungsgestört" wirkt (ist es in diesem Moment ja auch im wahrsten Sinne des Wortes).
Ich würde die Worte der Erzieherin schon ernst nehmen und mal schauen, was man machen kann. Deinem Kind tust Du damit nichts an, im Gegenteil! Jetzt kannst Du noch etwas tun, in einem halben Jahr, kanns dann schon zu spät sein, weil dann sollte Dein Kind schulreif sein und dazu gehört nunmal auch, sich in einer Gruppe angesprochen zu fühlen.
Mitglied inaktiv - 10.05.2010, 19:16
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Kindergärtnerin: Gehen Sie zum Arzt
Hallo,
ich finde auch, dass man die Berichte der Erzieherinnen nicht einfach so abtun sollte. Schließlich verbringt das Kind einen Großteil des Tages im Kindergarten. Und dort wird sie ja auch von den Erzieherinnen beobachtet. Und wie Frau Schuster schon schreibt, ich würde sie auch untersuchen lassen, nicht damit ihr euch später Vorwürfe macht.
Mitglied inaktiv - 11.05.2010, 09:52
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Kindergärtnerin: Gehen Sie zum Arzt
Anne wurde krank und wir waren bei der Kinderärztin. Die rollte die Augen, als wir von den diagnostizierten Wahrnehmungsstörungen berichteten. Sie sah in den Unterlagen der letzten U-Untersuchung nach und wollte wissen, ob wir denn Wahrnehmungsstörungen feststellen. Das tun wir nicht. Die Ärztin meinte, dass das Wort "Wahrnehmungsstörung" bei Kindergärtnerinnen derzeit hipp sei und dass sie keinen Handlungsbedarf sieht. Man muss auch sagen, dass Anne ganz hell ist. Sie macht eben nur gern was sie will. Da beißen wir uns selbst, wie andere Eltern auch, oft die Zähne aus. "Anne Zähneputzen" sagt man dann schon 10 mal, bis einem der Kragen platzt. Ich bin ein sehr geduldiger Mensch. Ich glaube, Anne hält sich für sehr großartig und sehe eher darin das Problem. Sie wird noch manchen Schuss vor den Bug bekommen, um mit Herman van Veen zu sprechen. Irgendwie fehlt ihr - so scheint es - ein gewisses Maß an Schuldgefühl. Wenn mir mal der Kragen platzt und ich auf den Tisch haue und dann auch sehr laut werde, weint sie kurz und ist 5 Minuten später wieder quietschvergnügt. Ich habe da als Kind schon mal etwas nachgedacht, wenn mein alter Herr mal einen Brüller abgelassen hatte. Die Kinderärztin war jedenfalls der Ansicht, dass wir jetzt erst einmal gar nichts machen sollten, dass die Kindergärtnerin wenig Einfluss auf die Schulfähigkeit habe und wir bei der nächsten U-Untersuchung dann auch diese gezielte Vermutung noch einmal abklopfen werden. Whatever, je mehr ich über die Aussagen der Kindergärtnerin nachgedacht habe, desto sauerer wurde ich, weil sie sich in vielen Punkten selbst widersprochen hat. Könnte ja auch sein, dass sie mit Anne einfach nicht klar kommt. Ich kann diese Frau seit der ersten Begegnung auch nicht so gut riechen. She´s a monster ; )
Naja, ich werde die Kindergärtnerin kommende Woche ansprechen, ihr von der Reaktion der Kinderärztin berichten und sie darum bitten, dieses Portrait, dass die uns da gemalt hat, noch einmal schriftlich in ein paar knappen Sätzen festzuhalten, damit wir das mitnehmen können zur nächsten U.
Kindergärtnerinnen in Ehren. Lehrer auch. Aber ich habe da meine eigenen Erfahrungen gemacht und weiß: Sie haben nicht immer Recht - manchmal auch öfter. Ernst nehmen tu ich das allemal, gerade weil ich davon ausgehe, dass sie mein Kind einen bisher relativ großen Teil der Zeit beobachtet. Wie intensiv das allerdings bei so vielen möglich ist, und ob man da nicht gerade etwas ganz atypisches festhält, da bin ich mir nicht sicher. Wir werden sehen. Über noch mehr Senf zum Thema freut sich der Till.
Mitglied inaktiv - 14.05.2010, 22:57