Wie lange dauert es bis die milchproduktion wieder angeregt ist?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie lange dauert es bis die milchproduktion wieder angeregt ist?

Hallo, ich hatte vor kurzem schon eine Frage gestellt und da ich immernoch keine Hebamme habe und eine Stillberatung mir zu teuer ist, stelle ich hier nochmal ein paar fragen. Also ich gebe meiner Tochter die Brust, sie wird aber nicht satt also füttere ich sie auch zu mir aptamil pre. Ich will aber unbedingt voll stillen und gebe ihr deshalb immer vor der Flasche die Brust und ca. eine halbe Stunde später gebe ich ihr dann die Flasche, damit sie satt wird. Nebenbei Pumpe ich ab, aber ich komme ehrlich gesagt nicht so oft dazu. Da ich das ja schon Länger mache also Brust vor Flasche und nebenbei abpumpen und sie immernoch nicht satt wird, frage ich mich wielange es denn dauert bis die milchmenge steigt? Also ich weis je mehr sie saugt, desto mehr wird produziert. Aber ksnn das 1-2 Wochen dauern? Oder dauert das nur ein paar Tage?

von Vio-E am 11.07.2018, 12:59



Antwort auf: Wie lange dauert es bis die milchproduktion wieder angeregt ist?

Liebe Vio-E, Deine Brust kann tatsächlich wieder mehr Milch bilden, wenn dein Baby wieder häufiger trinkt, denn die Nachfrage regelt das Angebot. Du hast ganz sicher noch eine Chance, aber ja, Geduld wirst du benötigen! Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide zum vollen Stillen kommen könnt. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Dann gibt es weitere Tipps: 1. Füttere Muttermilchsahne: Schau, dass du Milch ausstreichst (wenn es mit der Hand gut klappt, schmeiß die Pumpe weg!) oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird Dein Baby ganz sicher einen Schub machen! 2. Setze die Brustkompression ein (siehe unten). Viel Erfolg und llliebe Grüße, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)

von Biggi Welter am 11.07.2018



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Ungleiches Stillen und Milchproduktion

Liebe Biggi, nachdem mein Junior mittlerweile 13 Monate alt ist und das Stillen läuft bei uns eigentlich sehr harmonisch, seit er vor einem halben Jahr verstanden hat, dass er seine Zähnchen dazu nicht benutzen darf :-) Jetzt habe ich aber doch nochmal eine Frage an dich. Und zwar frage ich mich zur Zeit, wie schnell oder langsam es geht, bis ei...


Wie kann ich die Milchproduktion ankurbeln / steigern?

Guten Tag Frau Welter, Ich habe einen 3-wöchigen Sohn und bin inzwischen sehr verzweifelt, da es mit dem Stillen überhaupt nicht klappt. Gefühlt kommt gar keine Milch. Er saugt auch nur ein paar Sekunden. Danach ist es nur noch ein Nuckeln und er ist auch schnell wieder eingeschlafen. Ich lege ihn ständig an, mindestens alle 1-2 Stunden (außer ...


Milchproduktion

Hallo, Meine Tochter ist jetzt 2,5 Monate. Das Stillen hat gottseidank von Anfang an super geklappt. Sie hat immer nur 1 Seite getrunken und ist eine flotte trinkerin. Seit ca. 1 Woche sind sie Stillabstände auch bei ca 4h und wie gesagt sie trinkt auch nur 1 Seite, die 2 verweigert sie mir meistens. Ich habe wirklich Angst das ich dadurch zuw...


Durchfall - milchproduktion

Hallo, Leider hab ich ziemlich wässrigen Durchfall. Essen bleibt nicht drin. Ich stille meine 11 Wochen alte Tochter voll. Ich weiß ich kann weiter stillen und gebe ihr ggf auch Antikörper mit der Milch. Allerdings mache ich mir Sorgen um die Milchproduktion, da keine Mahlzeiten drin bleiben. Was kann ich tun, damit die Milchproduktion ...


Ist meine Milchproduktion dauerhaft gehemmt?

Liebe Stillberaterin, Mein Sohn ist 11 1/2 Monate alt und es ist mein zweites Kind. Seit einigen Monaten fällt mir auf, dass meine Brüste entlang dem Bedarf meines Babys für Milch nicht nachkommen …um das Prüfen pumpe ich immer mal wieder ab (auch um die Milchmenge anzukurbeln) In der Regel sind es immer pro Brust gerade mal zwischen 40-60ml....


Reduzierte Milchproduktion nach Milchbläschen

Hallo Biggi, Seit ich vor zwei Wochen ein Milchbläschen hatte, scheint die Milchproduktion in der betroffenen Brust deutlich reduziert. (Das Milchbläschen ist weg und die Brust schmerzt auch nicht mehr). Schon zuvor produzierte diese Seite deutlich weniger (bein Abpumpen kam in der Regel rund die Hälfte). Nun kommt beim Abpumpen nur noch ein Dr...


Milchproduktion stoppen

Liebe Biggi, zunächst möchte ich dir ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr wünschen! Ich habe eigentlich seit Monaten ein Problem, vielleicht hast du noch eine Idee.... Unsere Zwillinge sind nun tatsächlich schon 19 Monate alt und eigentlich wollte ich schon vor mdst einem halben Jahr abstillen, aber ich bekomme die Milchproduktion nich...


Mastitis, Milchproduktion steigern

Liebe Biggi, mein bald 7 Monate altes und nahezu noch voll gestilltes Baby (isst nur wenig Brei) bevorzugt die Linke Brust wodurch diese auch viel größer als die rechte Brust geworden ist und deutlich mehr Milch bildet und diese schneller läuft, so dass die rechte Seite kaum Milch hat. Rechts wird sich immer schnell angedockt, so dass der Milchs...


Milchproduktion

Hallo, mein Sohn ist 8 Wochen und er wurde bisher mit Stillhut gestillt . Hat gut geklappt. Ich habe immer wieder ohne probiert aber das lehnte er ab . Aus dem nichts , trinkt er seit 2 Tagen Ohne Hüttchen. Bin total happy . Meine Frage: kann es sein , dass die Brust ohne Stillhut die Milch nun von der Menge anders produziert? Oder ist dies une...


Milchproduktion wieder steigern?

Hallo, ich pumpe seit der Geburt meiner Tochter ab, da das Anlegen leider nicht geklappt hat. Damals habe ich in einem Rhythmus von 4 Stunden abgepumpt. Aktuell bin ich bei 12 Stunden (2 mal täglich), da sie nun etwas über ein Jahr alt ist und hauptsächlich nur noch Abends zum Schlafengehen Milch bekommt. Früher habe ich auf beiden Seiten meist...