Ist meine Milchproduktion dauerhaft gehemmt?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Ist meine Milchproduktion dauerhaft gehemmt?

Liebe Stillberaterin, Mein Sohn ist 11 1/2 Monate alt und es ist mein zweites Kind. Seit einigen Monaten fällt mir auf, dass meine Brüste entlang dem Bedarf meines Babys für Milch nicht nachkommen …um das Prüfen pumpe ich immer mal wieder ab (auch um die Milchmenge anzukurbeln) In der Regel sind es immer pro Brust gerade mal zwischen 40-60ml. Nur wenn er länger nicht getrunken hat oder ich abgepumpt habe und somit die Brust voll ist, kommen pro Brust 120ml maximal raus. Das ist für den Idealfall gut aber für den Regelfall 40-60ml doch zu wenig. Zudem wacht er nachts zu oft auf - vor allem wenn er nicht so viel tagsüber isst, kriegt er gegen 4uhr morgens bis zum aufwachen um 9 Uhr Hunger und wacht alle 1,5-2std auf. Das ist für mich wie für ihn sehr anstrengend und erschöpft mich umso mehr. Zu mir: ich habe seit der Geburt wechselhaft leider viel Stress und schlafe (neben seinem aufwachen) leider sehr schlecht und überlege, ob meine Milchproduktion deswegen so limitiert ist?! Ich mache mir sogar Vorwürfe ob er bei dieser im Regelfall 40-60ml Milchmenge Bis zum 6. Monat überhaupt genug Milch bekommen hat und ggf nicht unterversorgt war?! (denn er wachte dort auch sehr sehr oft auf)! Zu ihm: seitdem die Welt so interessant und zu entdecken ist (seit dem 5./6. Monat) lässt er sich tagsüber zuhause nur schwer richtig und gut stillen bis zur Sättigung (Leerung der Brust), draußen schon gar nicht, stillen. Die Einzige Zeit wo er sich gut stillen lässt ist spät abends bzw nachts, dass dann aber bis zum einschlafen bzw während des Schlafs. Kann es auch vielleicht daran liegen, dass durch das nicht Leeren auch nie mehr produziert wurde und ich somit immer bei den im Regelfall 40-60ml stehen bleibe? Ich bin etwas verzweifelt, möchte aber wie bei meinem ersten Kind voll Muttermilch geben und nicht Zufüttern mit PreMilch (da komme ich mir falsch vor) :( Woran könnte dieser Umstand liegen und was könnte ich tun? Es aktuell auch sehr extrem weil ich gerade mit ihm einen Magen Darm Virus durch habe.Mich hat es sehr stark erwischt, ihn aber nicht so sehr zum Glück ( Muttermilch sei Dank ), aber seit dem ist meine Brust noch viel schlaffer kleiner und füllt sich gefühlt gar nicht mehr und er wacht gegen morgens oft auf. Ich würde mich freuen wenn sie mir weiterhelfen, Rat geben oder einfach nur ihre Expertise zu diesem Umstand mitgeben könnten Vielen Dank vorweg

von Fulya2018 am 09.11.2023, 08:29



Antwort auf: Ist meine Milchproduktion dauerhaft gehemmt?

Liebe Fulya2018, der „Abpumptest“ ist nicht aussagekräftig, wenn es darum geht, festzustellen, wieviel Milch eine Frau bildet. Abpumpen muss gelernt und geübt werden, es muss eine für die Frau passende gut funktionierende Pumpe verwendet werden und selbst die beste Pumpe der Welt kann die Brust nicht so effektiv leeren und zur Milchbildung anregen, wie ein Baby. Immer wieder wird geglaubt, dass man durch Abpumpen erkennen könne, wie viel Milch eine Frau bildet, aber das Abpumpen sagt nie etwas über die wirklich gebildete Milch aus und so hat schon mancher „Abpumptest“ für viele unnötige Tränen gesorgt. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Auch eine weiche oder nicht mehr tropfende Brust ist kein Hinweis auf zu wenig Milch. Es ist absolut normal, dass die Brust nach einiger Zeit wieder weich und bei manchen Frauen auch wieder kleiner wird und nicht mehr ausläuft. Das ist eher ein Zeichen, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat, aber nicht, dass die Milchmenge zurückgegangen ist. Du schreibst, dass dein Baby nur am Abend und in der Nacht die Brust gut annimmt, auf Anhieb gibt es dafür mehrere mögliche Ursachen. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Es gibt einige Kolleginnen, die von einer „Brustschimpfphase" sprechen. Damit sind Kinder gemeint, die Angst haben, beim Trinken an der Brust etwas zu verpassen. Als erste Maßnahme ist dann zu empfehlen, das Baby auch am Tag unter den Bedingungen zu stillen, wie sie in der Regel nachts herrschen: in einem ruhigen, ablenkungsarmen, abgedunkelten Raum. Neben dem Tipp, möglichst gelassen zu bleiben ist dies die nächste Empfehlung, die dem Kind und damit auch der Mutter in solchen Zeiten helfen kann. Am besten wendest du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch besser trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Schau dir dein Baby an, hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kann frau sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn du sehr besorgt bist, kannst du auch Muttermilchsahne geben.
 Du streichst dazu Milch aus oder pumpst sie ab, gibst sie dann in 10 ml Spritzen und stellst sie dann kopfüber in ein Glas t (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und Deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Du wirst sehen, damit wird dein Baby bald einen Schub machen. Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 09.11.2023



Antwort auf: Ist meine Milchproduktion dauerhaft gehemmt?

Danke vielmals für die schnelle Antwort Also trotz Stress physischer wie psychischer Natur schließen wir aus, dass meine Milch reicht? Das mit dem Test über nasse Windeln ist schwierig, denn er trinkt mit fast 12 Monaten ja auch Wasser Wenn ich abpumpe und ihm 120ml über die Flasche gebe, schläft er nämlich am Stück bis zu 4 Stunden Daher bin ich immer im Zwiespalt : Abpumpen bis ich die 120ml erreiche, was enorm mühsam ist oder einmal morgens um 4 Uhr Pre-Milch/ fertige Milch gebe, womit ich emotional eigentlich überhaupt nicht klar komme aber andererseits macht es mich auch fertig, weil ich nicht zum schlafen komme Würde mich Diesbzgl nochmal um Rat/ Empfehlung freuen.

von Fulya2018 am 09.11.2023, 11:25



Antwort auf: Ist meine Milchproduktion dauerhaft gehemmt?

Liebe Fulya2018, wenn das Kind nicht korrekt und effektiv saugt, kann es sein, dass die Milchmenge tatsächlich nicht reicht und du zusätzlich abpumpen solltest. Welche Pumpe verwendest du denn? Wie oft pumpst du? Verwendest du ein Doppelpumpset? Ich glaube, es wäre sinnvoll, wenn du dich mal an eine Kollegin vor Ort wenden würdest, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter helfen kann! Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 09.11.2023



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