Meine Tochter (25 Wochen) wird seit zwei Tagen nachts jede Stunde wach und wird dann auch meistens gestillt. Sie trinkt dann auch richtig an der Brust und nuckelt nicht einfach nur. Letzte Nacht war sie jede Stunde wach und hat herzzerreißend geweint. Ich habe vermutet, dass sie zahnt, da sie letzte Woche tagsüber schon solche Schmerzschübe hatte und immer auf ihrer Hand oder unseren Fingern herumkaut. Aber sie hat ihre Beinchen auch immer angezogen und trotz Bauchmassage und Chamomilla wurde es nicht besser. Heute morgen ist dann auch wieder viel Luft entwichen. Dazu muss ich sagen, dass sie in den ersten 4 Monaten sehr starke Probleme mit ihrer Verdauung hatte. Sie bekommt seit 3 Wochen mittags auch Beikost seit zwei Wochen Pastinake und Kartoffel von Hipp,(etwa ein halbes Glas) und danach nochmal die Brust. Sonst wird sie noch vollgestillt.Ich biete ihr auch immer beide Seiten an, ist das vielleicht zu viel?
Tagsüber trinkt sie eigentlich normal (etwa alle 2 bis drei Stunden) und ich habe nicht den Eindruck, dass sie hungert.
Nun steckt sie ja auch mitten in einem Wachstumsschub, aber dass sie sich die Nächte über jetzt immer so quält und nicht zur Ruhe kommt,auch nachdem ich sie gestillt habe, kann ich mir nicht erklären. Ist es vielleicht zu viel, wenn ich sie jedes Mal, wenn sie nachts wach wird anlege? Oder kann es am Zahnen, Schub, oder dass sie die Beikost aufeinmal nicht verträgt liegen? Soll ich sie tagsüber wieder häufiger anlegen, ich möchte sie ja nicht zum trinken zwingen.
Ich weiß, man soll nicht auf seine Umgebung zu viel hören, aber ich bekomme auch immer wieder gesagt, dass es nicht gut sei, dass ich Emma nachts noch so oft stille. Aber Stillen nach Bedarf zählt doch eigentlich auch nachts oder? Und auch noch mit fast 6 Monaten?
Ich hoffe, ich habe nicht zu konfus geschrieben.
Vielen Dank für Ihre Hilfe
von
bummelotti
am 14.12.2011, 11:34
Antwort auf:
Seit zwei Nächten Baby jede Stunde wach und weint
Liebe bummelotti,
keine Sorge, Sie machen nichts falsch und dieses Verhalten ist VÖLLIG normal!
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten
laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 14.12.2011