Hallo Frau Welter,
meine Tochter ist sechs Wochen alt und mich plagen schlimme Schuldgefühle, da ich sie nicht voll stille.
Das Problem begann am 4. LT im KH als sie ziemlich stark abgenommen hatte (von 3700g bei Geburt auf 3350)g, da ich wohl noch keinen richtigen Milcheinschuss hatte. Man sagte uns, dass sie sich nur müde trinken würde, da ich den Tag nahezu durchgängig gestillt habe. Uns wurde dringend geraten zuzufüttern und in so einer Situation ist man dann sehr hilflos und stimmt zu. Obwohl ich immer voll stillen wollte.
Zu Hause habe ich dann zuerst nur abgepumpt, da ich extrem wunde und kaputte Brustwarzen hatte. Zusätzlich hat sie PRE bekommen. Leider auch keine HA, da man im Krankenhaus sagte, wir könnten jede PRE Nahrung füttern. Da haben wir dann kein HA gekauft, da die Hebamme aus dem Vorbereitungskurs meinte man solle nicht sofort HA kaufen, da man dann bei Problemen keine Ausweichmöglichkeit mehr hätte. Das dies vollkommen falsch ist weiss ich leider erst heute.
Nach einer Woche habe ich dann mit Stillhütchen gestillt und kurz danach auch ganz ohne. Tageweise hat alleiniges Stillen ausgereicht aber momentan füttere ich abends etwa 100ml PRE zu.
All diese Dinge nehmen mich heute sehr mit. War das Zufüttern wirklich notwendig?! Heute würde ich mich nicht mehr so schnell überreden lassen und auch viele andere Dinge anders machen.
Zu Hause habe ich mich zuerst auch noch an den Mindestabstand von zwei Stunden gehalten (laut Hebamme) und das passte natürlich nicht. Heute weiß ich das das ganz normal ist und alle das Problem haben. Ich hätte mich einfach ins Bett legen sollen mit ihr an der Brust.
Vor allem die Tatsache, die ja auch Sie betonen, dass schon eine Flasche PRE (vor allem so früh) die Vorteile des Stillens (Allergieschutz, Darmflora...) zu Nichte macht. Ich habe das Gefühl meiner Tochter nicht den bestmöglichen Start zu geben. Zudem denke ich oft, dass es jetzt auch schon egal ist, da die Vorteile ja eh weg sind und ich dann auch ganz auf PRE umsteigen kann. Denn das Stillen ist teilweise sehr anstrengend, da sie sehr oft kommt und dann auch oft nicht 100% zufrieden wirkt. Nach dem Fläschchen wirkt sie zufriedener und schläft gut.
Ich habe das Gefühl alles falsch gemacht zu haben, obwohl ich für meine Tochter doch alles richtig machen wollte
Hat den Teilstillen überhaupt noch Vorteile?
Beste Grüße,
surikate
von
surikate
am 20.03.2014, 13:43
Antwort auf:
Schuldgefühle da nur Teilstillen
Liebe surikate,
es gibt überhaupt keinen Grund für Schuldgefühle. Was für eine tolle und liebevolle Mutter du bist kann doch jeder sehen, wenn er deine Zeilen liest. Was hättest du denn anders machen können?
Quäle dich nicht mit der Frage, ob es notwendig war oder nicht. Auch die Krankenhäuser sind gezwungen, gewissen Vorgaben zu folgen, und dein Kind hatte tatsächlich zu viel abgenommen. Da MUSS erst einmal sichergestellt werden, dass es genügend Milch bekommt. Woher die kommt ist dann zweitrangig. (Allerdings ist es keineswegs so, dass du von Anfang an hättest HA geben müssen!).
JETZT hast du die Chance daran zu arbeiten, dass es vielleicht doch noch ganz klappt. Schau doch mal, ob es nicht eine Stillberaterin in deiner Nähe gibt, die dir dabei zur Seite stehen kann. Du findest sie unter: http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Es lohnt sich tatsächlich, denn jedes bisschen Muttermilch, das dein Kind bekommt, ist GOLD wert für seine gesunde Entwicklung!
Wenn alle Stricke reißen sollten, oder du beschließt, ganz abzustillen, tröstet dich vielleicht dieser Text von Márta Guóth-Gumberger, IBCLC aus Rosenheim, mit dem Titel "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt":
"Die biologische Möglichkeit, Ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zuwenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter-Kind-Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden. "
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 20.03.2014
Antwort auf:
Schuldgefühle da nur Teilstillen
Hallo,
Ich geb mal kurz meine Erfahrung wieder - weil meine Ausgangssituation ähnlich war wie bei Dir:
Geburt Mitte Oktober, im Krankenhaus schon PRE-Nahrung zugefüttert. Zu Hause gepumpt, zugefüttert, angelegt - ich bin nach drei Wochen echt fast verzweifelt weil alles anstrengend war. Anfang November gat mir eine Stillberaterin der LLL (Danke!) nochmal das richtige Anlegen gezeigt, das richtige Abpumpen erklärt etc. Alles lief besser - trotzdem weiter zufüttern. Ende Dezember wurde er überhaupt nicht mehr satt. 600 ml am Tag zugefüttert und ich dachte die Milch bleibt bei mir ganz weg. Habe trotzdem eiter angelegt - und sie da seit Anfang Februar bin ich Vollstiller! Das war so eine Überraschung, dass immer weniger zusätzlich aus der Flasche nötig war.
Du siehst es kann noch alles kommen!
Geduld mit mir selbst zu haben habe ich darüber glernt.
Wünsche Dir alles gute!
von
lieblingstante
am 20.03.2014, 21:44