Hallo,
ich habe folgendes Problem:
Mein Sohn wurde bei 38 + 1 per Kaiserschnitt geholt und er hat von Anfang an sehr zögerlich an der Brust getrunken und ist darüber nach ca. 2 Minuten eingeschlafen. Er trinkt meist nur 40 ml. Er kommt auch mit dem Milchspendereflex nicht klar. Ich streiche vorher extra schon die Milch aus. Trotzdem kommt es oft vor, dass er die Milch einfach raus laufen lässt. Im Krankenhaus bekam er die Flasche und Pre die ersten Tage, da ich noch keine Milch hatte und er Unterzucker.
Dann kam der Milcheinschuss und ich pumpte ab. Die abgepumpte Milch trinkt er super. Allerdings entleert er die Brust nicht. Gestern war es so, dass ich ihn um 18.00 Uhr angelegt habe. Er hat nur 30 ml geschafft. Ich habe 90 ml abgepumpt bekommen und die hat er auch per Flasche genommen. Nach einer Stunde hatte er wieder Hunger. Ich habe ihn wieder angelegt. Aber es kamen nur 10 ml. Ich glaube, dass die Milchproduktion nachlässt. Da er vor Hunger schrie, habe ich ihm 90 ml Pre Nahrung gegeben. Die hat er auch genommen. Was noch wichtig ist zu wissen: Er hat Neugeborenengelbsucht. Der Wert war von 14 auf 13,9 runter gegangen. Eine Nachkontrolle sei laut Arzt nicht notwendig. Aber das würde halt das zögerliche Trinken erklären.
Nun meine Frage: Ich würde gerne weiterhin stillen. Ich habe meinen ersten Sohn bis zum 6. Lebensmonat voll gestillt und bei Bedarf noch bis zum 2. Lebensjahr. Er war bislang nie wirklich krank und hatte noch nie Fieber,, was ich auf das Stillen zurückführe.
Macht dieses Teilstillen überhaupt Sinn aus medizinischer Sicht? Weil voll gestillt ist er leider nicht mehr, was mir wirklich sehr zu schaffen macht.
Vielen Dank und V.G.
Ela
von
Lissje1980
am 02.05.2019, 11:40
Antwort auf:
Teilstillen sinnvoll?
Liebe Ela,
wenn Du zunächst weiterhin abpumpen möchtest und kannst, dann mach es, denn jeder Tropfen Muttermilch ist wichtig und gut für Dein Baby!
Und Du kannst die Milchmenge ganz sicher auch wieder steigern.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger oder Hütchen Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Du hast ganz sicher noch eine Chance, aber ja, viel Geduld wirst du benötigen!
Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist.
Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss.
Die Kollegin kann Dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Dir erklären, woran Du erkennst, ob Dein Kind korrekt saugt und Dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 02.05.2019