Liebes Stillteam,
mein Sohn ist heute 12 Wochen alt und hat seit einiger Zeit Probleme mit dem Trinken an der Brust. Bis einschließlich 10. Woche war er ausschließlich gestillt worden, doch schon seit der 8. Woche schien er nicht mehr richtig satt zu werden. Schließlich war ich bei einer Stillberaterin, um herauszufinden, woher unsere Probleme kommen. Ergebnis: Trinktechnik okay, Anlegetechnik okay, Kind hat recht hohen Gaumen, was u.U. Grund für das nicht effektive Entleeren der Brüste sein könnte (allerdings hat es ja in den ersten acht Wochen auch geklappt). Da ich bereits eine 4 Jährige Tochter habe die aufgrund der ständigen Stillerei (Leonard will nachmittags meist alle 1 - 1,5 h an die Brust, dann oft für 45 min. und nur mit viel Ruhe) ziemlich aus dem Ruder läuft, hat mir selbst die LLL-Stillberaterin in meinem Fall geraten, zuzufüttern, um den Streß 'rauszunehmen. Nun hat Leo einige Mal nach dem Stillen eine Flasche abgepumpter Mumi oder Pre-Nahrung erhalten. Seit heute klappt das Stillen nur noch ganz schlecht. Er brüllt die Brust an, links bahnt sich bei mir ein Milchstau an, da durch das Pumpen der Milchfluß zusätzlich angeregt wird, aber er trinkt trotz großem Hunger max. 80 g Muttermilch, trinkt danach aber problemlos noch 160 ml abgepumpte Milch oder Pre-Nahrung. Allerdings hat er auch schon - bevor er eine Flasche bekommen hat - max. 90 g pro Mahlzeit getrunken und war meist eher unzufrieden danach - trotz Anlegen nach Bedarf über längere Zeit. Er bekommt einen Schnuller, da er sich ohne Schnuller oft nicht beruhigen läßt.
Ich möchte sehr gern weiterstillen bzw. wieder zum vollen Stillen zurückkehren, weiß unter diesen Umständen (auch die zusätzliche "Belastung" durch mein älteres Kind) aber nicht, wie.
Ich würde mich über Hilfe sehr freuen!!
Viele Grüße von Tanja
Mitglied inaktiv - 16.07.2009, 22:58
Antwort auf:
Saugverwirrung?? Was tun?? Bitte Hilfe!
Liebe Tanja,
es war kein guter Rat, in diesem Fall die Flasche zu empfehlen. Sicherlich sollte zugefüttert werden, wenn es soviel Sorgen und Stress gibt, allerdings nicht mit einer Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung".
In dieser Situation bewähren sich auch die Tipps, die bei einem Stillstreik empfohlen werden:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten bzw. wieder dem Bedarf des Baby anzupassen, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher.
Eine weitere Möglichkeit ein Kind an die Brust zu bringen ist das Brusternährungsset. Mit dem
Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt,
so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Allerdings bei der Verwendung eines Brusternährungssets wirklich die Unterstützung einer
Stillberaterin vor Ort vorhanden sein, das erleichtert sehr vieles.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 17.07.2009
Antwort auf:
Saugverwirrung?? Was tun?? Bitte Hilfe!
Liebe Biggi,
erst einmal vielen Dank für Deine schnelle Antwort und die vielen Tipps.
Das Brusternährungsset erscheint mir in meiner Situation zu aufwendig (noch mehr Reinigungsaufwand zusätzlich zu dem Abpumpgeschirr, stark erklärungsbedürftig usw.). Wie sieht es denn mit dem Füttern mit einem Becher aus? Wäre das eine Alternative, die ich - mit geringerem Aufwand - probieren könnte? Wie schwierig ist die Gewöhnung eines Babys daran?
Nochmal danke für Deine Hilfe, liebe Grüße,
Tanja
Mitglied inaktiv - 17.07.2009, 09:16
Antwort auf:
Saugverwirrung?? Was tun?? Bitte Hilfe!
Liebe Tanja,
Becherfütterung ist gar nicht so schwer und Babys lernen das ganz schnell - sogar die Früchen auf der Neonatologie schaffen es, und du ersparst euch größere Probleme... Hier siehst du, wie das gehen kann:
http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und
http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc
AUch eine Stillberaterin kann es dir zeigen.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 18.07.2009