Frage: nochmal Muttermilch vs. Kuhmilch

Liebe Biggi Welter, ich möchte demnächst Abendbrei geben und diesen mit Muttermilch zubereiten, allerdings ist das sehr mühsam, weil bei mir das abpumpen (trotz Hilfe von Hebammen und Stillberaterin) nicht klappt, und ich - seit sich meine Brust an die Milchmengen gewöhnt hat und weicher geworden ist, auch nur noch kleine Mengen ausstreichen kann. Deshalb: - Was nehme ich, wenn die Muttermilch mal nicht reicht? - Gibt es darüber hinaus Möglichkeiten, wie ich etwas effektiver Milch herausbekomme? - Für Unterwegs würde ich dann doch mal gerne Fertigbrei aus dem Gläschen mitnehmen, je nach dem wo man ist. Auf den Gläschen steht als Inhaltsstoff immer "Milch", das hört sich für mich nach Kuhmilch an. Trotzdem sind sie angeblich ab dem 4.ten Monat geeignet (meine Tochter ist jetzt 6 Monate) Noch was zum Thema Kuhmilch: es heisst ja, dass Kinder nicht vor dem ersten Geburtstag Kuhmilch bekommen sollten. Allerdings lese ich in Rezepten immer wieder als Zutat Butter oder Sahne, ab wann würden sie das empfehlen? Auch habe ich gehört dass Kinder mit 8-9 Monaten schon Käse knabbern könnten, auch der ist ja aus Kuhmilch? Vielen Dank, Susanne Metzger

Mitglied inaktiv - 19.03.2003, 20:38



Antwort auf: nochmal Muttermilch vs. Kuhmilch

? Liebe Susanne, das Ideal wäre eine absolut kuhmilchfreie Ernährung des Kindes bis zum ersten Geburtstag bei der der Milchbedarf des Kindes durch Muttermilch gedeckt wird. Wenn keine oder nicht genügend Muttermilch zur Verfügung steht, dann braucht das Kind einen Ersatz und dieser Ersatz heißt in der Regel künstliche Säuglingsnahrung und diese wiederum wird auf der Basis von Kuhmilch hergestellt (abgesehen von einigen Spezialnahrungen). Der Punkt ist also der, dass Kuhmilch „eigentlich" gemieden werden sollte, aber andererseits Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis als Ersatz für die Muttermilch und Kuhmilch in Milchbreien für Baby angeboten werden, weil eben nun einmal nicht alle Mütter ihre Kinder so lange stillen wollen oder können, bis sie alt genug sind, um Kuhmilch zu bekommen oder komplett milchfrei ernährt zu werden (der Mensch ist das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch die Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat). Ich würde keinem Baby unter einem Jahr Sahne oder Käse geben. Ein Kind kann gestillt werden, so dass sein Milchbedarf direkt an der Brust gestillt wird und die übrige Ernährung kann - wenn ausreichend oft gestillt wird - milchfrei gestaltet werden. Für unterwegs kann ebenfalls ein milchfreier Brei (oder schlicht und ergreifend eine zerdrückte Banane o.ä.) angeboten werden. Die Rezepte, die es in vielen Büchern und Broschüren gibt, sind leider meist auf nicht gestillte Kinder abgestimmt und die müssen ihre Milch ja irgendwo herbekommen. Wenn das Abpumpen nicht gut klappt, ist das Handausstreichen (richtig durchgeführt) auch bei weichen Brüsten eine Alternative zum Abpumpen. Interessant ist auch die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkund und Jugendmedizin zu diesem Thema, die ebenfalls vor zu viel Kuhmilch warnt. LLLiebe Grüße Biggi Welter Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkund und Jugendmedizin e.V. (Prof. Dr. B. Koletzko) zu Beikostprodukten auf Milchbasis http://www.dgkj.de/stellen.htm Beikostprodukte auf Milchbasis Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin: Hans-Josef Böhles, Jobst Henker, Mathilde Kersting, Berthold Koletzko (Vorsitzender), Michael J. Lentze, Reinhard Maaser, Friedrich Manz, Frank Pohlandt, Hildegard Przyrembel (Gast) Kuhmilch in der Ernährung im 2. Lebenshalbjahr Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin hat zum Einsatz von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten sowie von milchhaltiger Beikost Stellung genommen (1). Bis zum Ende des ersten Lebensjahres soll mindestens eine Milchmahlzeit pro Tag gegeben werden, die aus Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung besteht (2,3). In den ersten 10-12 Lebensmonaten wird die Verwendung handelsüblicher Trinkmilch nicht empfohlen (4,5), vor allem weil Trinkmilch einen niedrigen Eisengehalt hat, die Resorption von Nichthämeisen auch aus anderen Lebensmitteln behindert, und bei Säuglingen gehäuft okkulte Blutverluste im Stuhl induziert (6-8). Vorläufige, bisher nur in Abstractform mitgeteilte Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Eisenversorgung im zweiten Lebenshabjahr nicht nur durch Trinkmilch, sondern in gleicher Weise auch durch fermentierte Milchprodukte beeinträchtigt werden kann (9). Auch hinsichtlich der Zufuhr anderer Nährstoffe ist Trinkmilch für die Säuglingsernährung insgesamt deutlich ungünstiger als Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrungen, u. a. ist der Proteingehalt der Kuhmilch mehrfach höher als in der Muttermilch. Mit der Beikost erhält der Säugling im 2. Lebenshalbjahr einen Getreide-Milch-Brei mit ca. 200 ml Milch/Tag, der selbst zubereitet oder industriell hergestellt (Trockenprodukte, Gläschenkost) sein kann. Ein zusätzliches Angebot von Milch und Milchprodukten (z. B. Joghurt, Quark) mit der Beikost ist nicht erwünscht, denn im 2. Lebenshalbjahr wird mit der derzeitigen Ernährungspraxis bereits eine weit über dem Bedarf (10) liegende Eiweißzufuhr bis zu täglich 5g/kg Körpergewicht und mehr erreicht (11-13). Ein zusätzlicher Verzehr von Milch und Milchprodukten würde zu einer weiteren Erhöhung der Eiweisszufuhr führen, die keinen Nutzen hat, aber vermeidbare renale und metabolische Belastungen mit sich bringt. Eine den Bedarf überschreitende Eiweisszufuhr erfordert eine Steigerung der renalen Harnstoffausscheidung. Bei Erwachsenen führte eine mässige Steigerung der Eiweisszufuhr zu einem adaptiven Anstieg der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und der Nierengrösse (14,15). Die potentielle renale Molenlast der Kuhmilch ist mit 46 mosm/100 kcal mehr als dreimal so hoch als bei Muttermilch (14 mosm/100 kcal) und etwa doppelt so hoch wie bei üblichen Beikostprodukten (23 mosm/100 kcal) und Säuglingsmilchnahrungen (20-39 mosm/100 kcal), so dass für eine ausgeglichene Wasserbilanz eine höhere Flüssigkeitszufuhr erforderlich werden kann (16). Eine hohe Proteinzufuhr im Säuglingsalter erhöht die Konzentrationen zirkulierender Aminosäuren und stimuliert die Insulinsekretion (17). Epidemiologische Studien zeigten eine Assoziation zwischen hoher Eiweisszufuhr im Säuglings- und Kleinkindalter und einem erhöhtem Adipositasrisiko im späteren Lebensalter (18-20). Als zugrundeliegender Mechanismus wird eine durch Protein stimulierte IGF-1-Sekretion mit Auswirkungen auf das Gewebewachstum diskutiert. Diese Hypothesen lassen sich mit der Beobachtung vereinbaren, dass gestillte Kinder im späteren Alter ein niedrigeres Adipositasrisiko aufweisen als flaschenernährte Kinder, die eine höhere Eiweisszufuhr erhalten . Vergleichbare Effekte wurden in experimentellen Untersuchungen beobachtet . Zudem verdrängt in der Praxis der Säuglingsernährung ein übermässiger Verzehr von Milch und Milchprodukten andere, vollwertige Beikostmahlzeiten mit hohen Gehalten von Kohlenhydraten und anderen erwünschten Bestandteilen und beeinträchtigt somit die Qualität der Nährstoffzufuhr. Insgesamt ergibt sich also durch reichlichen Verzehr von Milch und Milchprodukten im Säuglingsalter kein Vorteil, aber es besteht begründete Besorgnis über mögliche Nachteile. Produktangebot In jüngerer Zeit werden neue Formen von verzehrfertigen Beikostprodukten angeboten, die als wesentlichen Bestandteil Kuhmilch und Kuhmilchprodukte enthalten und zum Einsatz schon ab dem 7. bzw. 8. Monat als Zwischenmahlzeit oder als "Dessert" ausgewiesen werden. Produkte mit Bezeichnungen wie "Joghurt-Töpfchen", "Quark-Töpfchen", "Früchte Duett" (mit Joghurt bzw. Quarkcreme) oder "Frucht und Joghurt" (bzw. Quark) enthalten zu je etwa einem Drittel Joghurt bzw. eine Milch-Quarkmischung und Früchte verschiedener Art, mit einem hohen Proteingehalt von bis zu 3 g pro 100 g Produkt. "Pudding" bzw. "Dessert" enthalten weit überwiegend Kuhmilch. "Meine ersten Fruchtzwerge" sind Frischkäseprodukte mit sehr hohem Gehalt an Eiweiss (4,3 g/100g), Fett (4,7 g/100g), Zucker (14,8 g/100 g) und Energie (133 kcal/100g). Ein Einsatz von proteinreichen Beikostprodukten ist in der Säuglingsernährung überflüssig und nicht erwünscht. Zwischenmahlzeiten sollten bevorzugt aus Obst und Getreide oder Getreideprodukten bestehen. Sie werden beim Übergang auf die Familienernährung gegen Ende des 1. Lebensjahres eingeführt . In der Familienernährung kann die Milch mit Beginn des 2. Lebensjahres in Form von handelsüblicher pasteurisierter Trinkmilch oder ultrahocherhitzter (H-)Milch, z. B. als Getränk im Rahmen von Brotmahlzeiten, gegeben werden. Ein Austausch im Verhältnis 1 : 1 gegen Joghurt ist möglich. Quark ist aufgrund des relativ hohen Eiweiß- und Caseingehaltes und des niedrigen Calciumgehaltes nicht zu empfehlen. Empfehlung: Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin spricht sich dafür aus, Kuhmilch und Kuhmilchprodukte im ersten Lebensjahr nur in sehr begrenztem Umfang und in denaturierter (erhitzter) Form im Rahmen eines Getreide-Milch-Breis einzusetzen. Eine Einführung weiterer milchhaltiger Beikost wird nicht empfohlen. Anschrift für die Verfasser: Univ.-Prof. Dr. Berthold Koletzko Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München Lindwurmstrasse 4, D-80336 München Fax: 089 – 5160 3336 E-mail:Claudia.Wellbrock@kk-i.med.uni-muenchen.de

von Biggi Welter am 20.03.2003



Antwort auf: nochmal Muttermilch vs. Kuhmilch

Hallo Susanne, wegen Käse, Sahne und Butter - stimmt die sind meistens aus Kuhmilch gemacht. Aber der Käse ist weiterverarbeitet (ähnlich wie der Joghurt - vorverdaute Laktose). Sahne und Butter enthalten in erster Linie Fett, was für Babys bekömmlicher ist, als das unverarbeitete Eiweiß in der Kuhmilch. Wer an einer Milcheiweißunverträglichkeit leidet, darf Sahne und Butter zu sich nehmen.

Mitglied inaktiv - 20.03.2003, 07:54



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