Plötzlich unruhiges Baby beim und nach dem Stillen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Plötzlich unruhiges Baby beim und nach dem Stillen

Hallo Biggi,  ich bin vor einem Monat zum ersten Mal Mutter geworden. Das Stillen war anfangs sehr schmerzhaft (wunde Brustwarzen etc) und meine Tochter hat nicht genug zugenommen. Mir wurde dann gesagt, dass ich sie alle 2 Stunden anlegen sollte, nachts alle 3, und zusätzlich nach jedem 2. Mal stillen abpumpen sollte, um die Milchproduktion anzuregen, und diese Milch dann zusätzlich im Fläschchen nach dem Stillen geben sollte. Das hat gut funktioniert und sie nimmt mittlerweile gut zu.  Seit einer Woche habe ich an der linken Brust einen Milchstau (mittlerweile nicht mehr schmerzhaft, aber ich ertaste noch Knoten) und wenn ich abpumpe, kommt weniger Milch. Außerdem ist mein Baby oft sehr unruhig an der Brust, macht unzufriedene Geräusche und Bewegungen, lässt die Brust immer wieder los, sucht sie dann aber wieder, hustet ab und zu, macht schnalzende Geräusche beim Trinken, und insgesamt scheint das Trinken oft anstrengend zu sein. Ab und zu schläft sie dabei ein, manchmal krampft sie aber auch danach noch. Außerdem hatte sie jetzt ein paar Mal grünlichen Stuhl.  Nichtsdestotrotz hat sie in der letzten Woche weiter gut zugenommen (37g pro Tag).    Muss ich mir wegen ihres Verhaltens und des grünlichen Stuhls Sorgen machen? Habe ich ggf. "Zu viel" Milch, wie ich ab und zu in Foren lesen konnte? Was würdest du mir raten?    Vielen lieben Dank im Voraus!  Viele Grüße  ToJu

von ToJu am 17.05.2024, 13:54



Antwort auf: Plötzlich unruhiges Baby beim und nach dem Stillen

Liebe ToJu,   es kann sein, dass dein Baby durch die Flasche saugverwirrt ist und sich deshalb so irritiert an der Brust benimmt. Der grünliche Stuhlgang muss dir keine Sorgen bereiten, so lange dein Baby ausreichend zunimmt. Auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Eine andere Ursache kann tatsächlich auch der Schnuller oder die Flasche sein, auch wenn sie selten gegeben werden. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Solltest du noch zufüttern, kann eine alternative Fütterungsmethode probiert werden. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von dir bevorzugte Haltung nicht. Außerdem solltest du unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.05.2024