Liebes Stillteam,
ich habe eine 15 Monate alte Tochter, die noch sehr oft gestillt werden möchte, was wir beide auch sehr genießen. Sie isst nebenbei ganz normal, mal mehr, mal weniger von dem, was wir auch essen und sie trinkt auch gerne Wasser, das kann sie ganz alleine aus ihrem Becher.
Allerdings möchte sie ständig gestillt werden, ich hab noch nie mitgezählt, wie oft am Tag, also sehr oft :) und nachts auch so ca. 2 Mal, manchmal auch wesentlich öfter.
Sie kommts ständig angerannt und zieht so lange an meinen Klamotten, bis sie dann anfangen kann zu nuckeln und wenn ich versuche sie davon abzuhalten, egal ob ich sie einfach in den Arm nehme, mit ihr rede, sie versuche abzulenken oder weggehen, dann schreit sie das ganze Haus zusammen..
Ich finde das ja sehr süß und stille nach wie vor gerne, allerdings hab ich schon länger überlegt, ihre Stillmahlzeiten auf 3-4 Mal am Tag zu reduzieren. Zum aufwachen, Mittagsschlaf einschlafen und aufwachen und Abends zum einschlafen. Sie kann natürlich auch nur beim Stillen einschlafen.
Bis vor kurzem hab ich noch keinen konkreten Anlass gesehen, das kurzzeitig zu reduzieren, eher auf lange Sicht gesehen, doch seit ein paar Wochen hat sie Neurodermitis, die trotz allgemein gesunder Ernährung, Verzicht auf Schoko, Zitrusfrüchte und Kuhmilch Produkten und einer sanften Cortison Creme nicht weggeht, wir waren schon bei zwei verschiedenen Ärzten, die uns das mit der Ernährung empfohlen haben. Ich ernähre mich selbstverständlich auch so, nicht nur meine Tochter. Seitdem stelle ich das Dauerstillen auch ein bißchen in Frage, wir haben gar keine anderen Allergiker in der Familie, irgendwas muss ihr Problem ja ausgelöst haben.
Natürlich kann es jetzt nicht daran liegen, allerdings würde ich gerne mal wissen, ob so viel Muttermilch in dem Alter negative Auswirkungen haben kann und wie ich am besten vorgehen kann, das Stillen auf 3-4 Mal am Tag zu reduzieren.
Lg
von
Starshine154
am 13.04.2020, 09:46
Antwort auf:
Mache ich was falsch?
Liebe Starshine154,
generell gilt, dass gerade für Babys, welche unter Neurodermitis leiden das Stillen sehr wichtig ist. Deine Milch ist nicht wie alle anderen "artfremdes Eiweiß", und darum IMMER die beste Wahl. Die Alternativen stammen ja zumeist von der Kuh, und auch auf Soja reagieren viele Babys mittlerweile. Darum ist weiterstillen sicher besser als auf eine andere Milch umzusteigen.
Manche Kinder entwickeln trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Es gibt Kinder, bei denen sich die Symptome bessern, wenn die Mutter auf Kuhmilch verzichtet oder ihren Konsum an Kuhmilch und Kuhmilchprodukten einschränkt. Andere Kinder reagieren auf andere Nahrungsmittel und es kann helfen, wenn die Mutter auf diese anderen Nahrungsmittel verzichtet.
Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kind eine Diät der Mutter helfen wird und bei welchen nicht, das muss ausprobiert werden. Und es dauert schon gut 2 Woche, bevor man Veränderungen beobachten können dürfte, denn das artfremde Eiweiß braucht lang, bis es ganz aus deinem Körper verschwunden ist.
Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Deine Tochter verhält sich gar nicht so "brustversessen" wie Du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet.
Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen.
Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe Dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist.
Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Das Wichtigste ist dann allerdings, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin `schwach" werden.
Sicher ist ein Kind in diesem Alter noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deiner Tochter darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und mit liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen.
Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden, dass ihr wieder zu einer harmonischen Stillbeziehung finden werdet.
Eine Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung ab- oder weniger zu stillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern.
Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn Du dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug.
Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen.
Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst deine Kleine eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihr etwas zu essen anbieten.
Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 13.04.2020
Antwort auf:
Mache ich was falsch?
Hallo,
Bei meinem Sohn habe ich zunächst aufgehört, direkt vor Mahlzeiten zu stillen. Gesagt, dass es gleich doch Nudeln, Brei, Brötchen etc. gibt. Zudem gibt es bei uns die Regel, dass ICH entscheide. Wenn er an meiner Kleidung zerrt, selbst an die Brust geht, sage ich deutlich, dass ich das nicht möchte. Mein Sohn wird mit 21 Monaten immer noch gern und viel gestillt - aber Nachteil en Regeln. Ich habe gemerkt, dass sich sonst in mir Widerstand regt und wenn der Kleine das spürt, nuckelt er noch mehr.
LG
von
Naoki
am 13.04.2020, 10:55