Hudi
Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 20 Monate und stillt wieder mehr. Ich mache mir Sorgen dass ich ihm damit nichts Gutes tue, weil er ja in dem Alter eigentlich schon mehr essen sollte. Wenn wir daheim sind isst er kaum bis wenig, mal ein paar Heidelbeeren, Gurke, Ei. Aber so gut wie kein Brot oder Ähnliches. Er will dann immer lieber stillen. Sonst stillen wir immer zum einschlafen/aufwachen und in der Nacht noch recht viel. Bei der Tagesmutter sowie Oma und Opa isst er je nach Tagesform gut. Dort schläft er auch ohne stillen. Ich wollte eigentlich auch abstillen, schaffe es aber nicht, weil ich das weinen dann nicht aushalte :( jetzt mache ich mir natürlich immer Gedanken ob das schlecht ist und ich es einfach "aushalten" müsste, damit er eben auch besser isst. bei mir schläft er natürlich nur mit der Brust ein. Tragen findet er doof😅 ich bin hin und her gerissen und weis nicht recht was ich machen soll. Ich will ihm auf keinen Fall schaden. aus dem Bauch heraus möchte ich aber auch irgendwie nicht mehr stillen wenn er dann etwas älter ist. eigentlich hoffe ich dass er sich alleine abstillt, aber damit ist glaube ich nicht zu rechnen🫣 Aber es ist schon so, dass unser Stillen am Essen "hindert" oder? leider habe ich gerade wenig Ressource und Kraft für "Kämpfe".
Liebe Hudi, während der gesamten Stillzeit wird das Stillen nach Bedarf empfohlen und dein Kind wird von ganz alleine auch bei dir mehr essen und irgendwann weniger stillen. Du hast NICHTS falsch gemacht! Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Dein Sohn verhält sich gar nicht so "brustversessen" wir du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hochgeschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist. Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Wichtigste ist dann allerdings, dass du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und du wirst weiterhin „schwach" werden. Sicher ist ein Kind in diesem Alter noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, wie es dir geht und was du nicht mehr möchtest. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Abstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Und ja, es ist normal, wenn dein Kind noch deine Nähe sucht und die Geborgenheit an der Brust vermisst und vehement einfordert! Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden, dass ihr wieder zu einer harmonischen Stillbeziehung finden werdet. Wenn für dich allerdings passt, dann schadest du deinem Kind sicherlich nicht! Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus so lange Mutter und Kind es wollen. Vielleicht noch als erstaunliche Feststellung: In älteren Schriften aus Österreich findet sich der Spruch „drei Karfreitag soll das Kind ziehen", was ebenfalls auf eine mindestens zweijährige Stillzeit hinaus läuft. Wenn das längere Stillen tatsächlich negativ wäre, würden kaum renommierte Organisationen wie WHO und AAP dazu raten. Statistisch gesehen stillen sich die Mehrzahl der Kinder, denen der Zeitpunkt des Abstillens selbst überlassen wird irgendwann zwischen den zweiten und vierten Geburtstag ab, wobei es Abweichungen nach unten wie nach oben gibt. Wenn es dir und deinem Kind beim Stillen gut geht, dann gibt es keinen Grund, dass du jetzt abstillst. Du schadest damit weder dem Kind noch dir, im Gegenteil es gibt eine ganze Reihe von gut dokumentierten Vorteilen sowohl für dich als auch dein Kind, die sich aus einer längeren Stillzeit ergeben. Wenn du allerdings abstillen möchtest, dann ist auch das völlig ok! Ganz liebe Grüße Biggi
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