Liebe Biggi,
nach langer Zeit brauch ich doch noch mal dringend Eure Hilfe! Unsere To ist mittlerweile 10 Monate und mag tagsüber fast nie mehr gestillt werden (dafür nachs ganz viel, sie bekommt also genug Muttermilch). Morgens kurz vor dem Wachwerden oder Aufstehen trinkt sie das letzte Mal. Dann stehen wir zusammen auf und sie spielt eine Weile bis ich das Frühstück fertig habe oder sie zu mir krabbelt. Dann frühstücken wir zusammen, sie bekommt dann Hirsekringel oder Reiswaffel und wenn sie will noch etwas Wasser. Vormittags bekomme ich fast nie Milch in sie hinein, wenn ich 'Glück' habe trinkt sie mir zuliebe (so kommt es mir vor) zwei, drei Schlückchen. Mittags nach 12 bis 1 Uhr, jenach dem wie sie Hunger hat, bekommt sie ihren Brei, will mittlerweile weder vorher noch nachher dazu gestillt werden. Dann ist sie eine ganze Weile satt bis zum Nachmittagsbrei, den sie dann zwischen 16 und 17 Uhr will oder bekommt (wenn mir die Zeit seit dem Mittag zu lang vorkommt, mach ich ihr einfach den Obstbrei fertig). Dann geht sie ab 18 Uhr ins Bett und will ab da wieder trinken. Dann schläft sie auch superschnell innerhalb von ein paar Minuten ganz ruhig ein und ist zufrieden. Nachts dann zwischen 2 und 3 Stunden immer wieder gestillt, mal trinkt sie länger, mal nuckelt sie mehr, manchmal nuckelt sie auch sehr lange.
Wir unternehmen täglich etwas, denn sonst ist es ihr zu langweilig. Entweder haben wir einen Kurs, unsere Stillgruppe oder wir machen einen langen Spaziergang (mittlerweile mehr im KiWa, weil sie da mehr sehen kann, im Tragesack drückt sie sich jetzt meist so doll von mir weg um etwas zu sehen, dass ich das unangenehm finde und auch Angst habe, dass sie sich fast herausdrückt). Tiere ansehen macht ihr viel Spaß :-)
Wenn ich Glück habe, schläft sie dann im KiWa ein, oder wenn wir einkaufen im Autositz. Es gibt aber auch Tage, da wehrt sie sich jetzt ganz heftig gegen das Schlafen. Oder wie gerade und gestern, da weint sie schon eine ganze Weile hier zuhause und will schlafen, aber bekommt die Kurve nicht, und lässt sich auch wieder nicht stillen, und auf dem Arm oder im Tragesack klappts auch nicht gut.
Ich möchte ihr so gern das viele Weinen ersparen, und mir/uns natürlich auch auch, und ich weiß aber auch, dass sie denkt, sie verpasst etwas, oder sie hat Angst vor ihren Träumen (manchmal weint sie kurz im Schlaf und guckt dann gequält, daher denke ich, dass sie heftig träumt).
Wenn ich aber weniger mit ihr unternehme, ist sie schlecht gelaunt, also braucht sie jeden Tag etwas. Sie bekommt sonst einen richtigen Mama-Koller, wenn wir mal nicht rauskönnen :-(
Kannst Du mir vielleicht einen Tip geben, wie wir über diese Zeit kommen? Mich nimmt das vielleich mehr mit als sie, aber es ist doch auch nicht schön für sie, wenn sie sich so quält wenn sie müde ist. Sonst hat sie tagsüber viel Spaß, spielt viel, hat Freude an ihren Spielsachen und Kuscheltieren, freut sich übers Essen, freut sich wenn Papa nach Hause kommt, freut sich wenn Mama mit ihr Unsinn macht und spielt, wenn wir rausgehen....
Gerade ist sie ja im Tragesack eingeschlafen, nach 1 Stunde hin und her (und das kann auch länger gehen!), und dann wäre sie fast 10 Minuten später schon wieder wach geworden und weinte schon, da hab ich sie hingelegt bekommen und dann hat sie die Brust genommen und weitergeschlafen, aber das klappt auch nur ganz selten so.
Mich frustriert das so, denn sonst klappt alles so super und ich wünsche mir so sehr, dass sie sich 'fallen lassen kann'.
Ich danke Dir schon mal ganz herzlich! Und entschuldige, dass es so ein langer Text geworden ist!
Liebe Grüße
Britta
von
brittawirdmama
am 08.03.2012, 14:58
Antwort auf:
Hilfe, schläft tagsüber nicht mehr durch stillen ein sondern weint ganz viel
Liebe Britta,
schön, dich hier zu haben :-).
Dein Kind beginnt ganz bewusst zwischen fremd und bekannt zu unterscheiden und lernt nun auch sehr deutlich, dass es ein eigener Mensch ist. Dies kann für das Kind sehr aufregend und verunsichernd sein und dann will es natürlich nicht alleine sein, schon gar nicht, wenn es sich in den Schlaf fallen lassen soll und damit ja auch das letzte bisschen Kontrolle abgeben muss, das es in seiner Welt hat.
Eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern).
Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als einfach manchmal traurig ist, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren.
Es gibt in der Kindererziehung nie ein absolutes richtig oder falsch. Wir können uns als Eltern immer nur an den Weg herantasten, der für unser Kind gut ist (und beim nächsten Kind wird ein anderer Weg erforderlich).
Deiner Beschreibung nach stelle ich mir vor, dass es bei euch die folgende Situation gibt: Das Baby weint, Du versuchst es zu beruhigen, es gibt einen kurzfristigen Erfolg, dann weint das Baby wieder. Du versuchst erneut, das Kind zu beruhigen, bist aber selbst bereits recht angespannt. Nach einer erneuten kurzfristigen Pause ist das Kind wieder unruhig und weint. Nun bist auch Du überaus angespannt und diese Anspannung überträgt sich auf das Kind und beide schaukeln sich gegenseitig immer weiter hoch, bis keiner mehr Ruhe finden kann.
So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, umso aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr.
Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer : ) oder aber es gibt eine Großmutter oder liebe Freundin mit ausgeruhten Nerven und viel liebevoller Geduld, die das Baby in den Arm nehmen kann während die Mutter einen Spaziergang für sich alleine machen kann, in Ruhe ein Entspannungsbad nimmt oder einmal für zwei Stunden ungestört schläft.
Dieser Vorschlag mag für die Nacht recht schwierig umzusetzen erscheinen, doch vielleicht kann dein Partner dir in der Nacht beistehen und euer Baby trösten und beruhigen und am Tag hilft dir unter Umständen doch ein anderer lieber Mensch, damit Du die Chance bekommst, neue Kraft zu tanken. Sobald Du erst mal wieder eine Verschnaufpause hattest, wird der Alltag oft sehr rasch wieder einfacher und die Baby Tage und Nächte können wieder ruhiger werden.
Hab einfach noch Geduld, das ist eine weitere Phase, die vorüber gehen wird.
Ganz herzliche Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 08.03.2012