Frage: Große Unsicherheit

Liebe Frau Welter, ich bin sehr verunsichert was das Stillen betrifft und habe fast immer Sorge, dass mein Baby nicht genug Milch bekommt. Nur nachts läuft es einigermaßen gut, da saugt mein Sohn meiner Meinung nach lange genug und ich höre Schluckgeräusche. Tagsüber ist es so, dass er ab morgens wirklich am liebsten ohne Unterbrechung an die Brust möchte. Das ist an sich auch kein Problem, ich möchte ja nach Bedarf stillen, aber was mich irritiert ist, dass er meist nur vier bis fünf Züge mit deutlichen Schluckgeräuschen nimmt und dann anfängt zu nuckeln und ich kein Schlucken mehr höre. Meist schläft er dann nach einer Weile ein. Wenn es wenigstens zwei bis drei Minuten deutliches Trinken wäre... aber es sind wirklich nur maximal fünf Züge. Meine Brust fühlt sich auch nur sehr selten voller an (so richtig voll nie), sondern ist sehr weich und zwar nicht erst seit ein paar Tagen, sondern eigentlich schon von Anfang an. Ich habe schon so viel übers Stillen gelesen und lese bei solchen Problemen wie meinen auch immer, dass das alles ganz normal sei, aber meine Unsicherheit bleibt leider und irgendwie kann mich nichts wirklich beruhigen. Ich habe eine erfahrene Hebamme, mit der ich sehr viel darüber spreche und die auch eine Still-Fortbildung gemacht hat sowie selbst drei Kinder gestillt hat. Mein Kleiner hatte mit 12 Tagen sein Geburtsgewicht wieder erreicht und nimmt seitdem kontinuierlich zu, allerdings macht er dabei keine großen Sprünge, aber es ist wohl alles im Rahmen. Meine Hebamme meint, es sei Kopfsache, dass die Milch bei mir nicht richtig fließt. Dazu muss man wissen, dass meine zweite Tochter vor eineinhalb Jahren im Alter von 18 Tagen wegen eines Herzfehlers gestorben ist und ich natürlich deshalb einiges an Belastungen mit mir herumtrage. Alle Anzeichen von genug Gewichtszunahme bis genug Pipiwindeln sprechen dafür, dass mein Sohn genug bekommt. Mein Problem ist aber, dass ich das irgendwie trotzdem nicht glaube. Selbst der Gewichtszunahme traue ich nicht, weil es ja niemals die selben Voraussetzungen beim Wiegen sind. Einmal hat er vielleicht tatsächlich mehr getrunken und macht erst nach dem Wiegen die Windel voll, einmal wiegt man dann vielleicht, wenn es andersrum ist. Ich weiß, dass hier die langfristige Tendenz gilt, aber was ist, wenn er in der Zwischenzeit nicht genug bekommt, weil man es vielleicht erst später merkt?? Mit dem Stuhlgang läuft es tatsächlich nicht so wie es sein sollte. Er hat anfangs mehrmals täglich kleinere "Portionen" gemacht und nun hat er schon das zweite mal seit zwei Tagen keinen Stuhlgang. Beim ersten Mal mit zweitägiger Pause war die Windel am dritten Tag dann aber richtig voll. Wir haben schon ab und zu abends ein Fläschchen gegeben, weil meine Unsicherheit so groß war. Da hat er dann ca. 50 ml getrunken und war danach sehr ruhig und zufrieden. Als "Ausgleich" habe ich versucht abzupumpen, bekomme aber dabei maximal 10 ml raus. Ich wünsche mir so sehr eine entspannte und schöne Stillzeit... Wie schätzen Sie die Situation ein? Wie kann ich Sicherheit gewinnen? Was kann ich noch tun? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen penny

von penny2013 am 05.10.2018, 12:06



Antwort auf: Große Unsicherheit

Liebe penny, ich kann Deine Angst gut nachvollziehen und hoffe, dass ich Dich ein wenig beruhigen kann. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Auch eine weiche oder nicht mehr tropfende Brust ist kein Hinweis auf zu wenig Milch. Es ist absolut normal, dass die Brust nach einiger Zeit wieder weich und bei manchen Frauen auch wieder kleiner wird und nicht mehr ausläuft. Das ist eher ein Zeichen, dass sich die Stillbeziehung eingespielt hat, aber nicht, dass die Milchmenge zurückgegangen ist. Und es gibt viele Frauen, die keinen Tropfen abpumpen können, obwohl sie reichlich Milch haben. Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen. Für mich hört sich alles wunderbar an und ich denke, dass Du Dir keine Sorgen machen musst, aber es ist wichtig, dass Du Dich sicher fühlst und Hilde und Unterstützung bekommst Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Sie kann dir Tipps zum Pumpen geben, um die Milchmenge zu erhöhen, wenn es nötig ist. Außerdem kann sie einfach für Dich da sein! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Gerne kann ich Dir auch anbieten, dass Du mich einfach anrufst :-). LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 05.10.2018



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