Hallo!
Ich habe einen 2 jährigen Sohn und wir stillen noch. Mittags und Abends und auch mal Nachts oder zum Aufstehen.
Nun habe ich außen an der rechten Brust über Nacht einen Abszess bekommen, der einen Tag später von alleine aufgegangen ist. Da das ganze nach zwei Tagen entzündet aussah, bin ich zum Arzt. Der hat mich zum Frauenarzt geschickt, um per Ultraschall festzustellen, ob unter dem Abszess noch ein anderer Entzündungsherd liegt oder nicht.
Natürlich hat er mir gleich ein Antibiotikum verschrieben. Und mir gesagt, daß Stillen ab sofort nicht mehr möglich sei ( wie stellt der Kerl sich das vor??!!) und ich mit Stillen mein Kind schädigen würde, da es die ganzen Bakterien (wohl Streptokokken) abbekommt.
Hmm... habe die letzten zwei Tage mit diesem Busen auch gestillt und kann noch keine negativen Auswirkungen beobachten.
Das Rezept fürs Antibiotikum habe ich nicht eingelöst. Heute Abend gabs nur die eine Brust. Und morgen gehe ich zum FA.
Was meint ihr?? Ist Abstillen nötig???
LG
Mitglied inaktiv - 02.05.2011, 22:52
Antwort auf:
Abszess am Busen und Stillen?
Liebe annalena_2003,
erstaunlicherweise nutzen viele Ärzte, die vom Langzeitstillen wenig wissen und noch weniger halten solche Situationen aus, um die Mütter zum Abstillen zu "zwingen". Dabei gibt es genügend stillverträgliche Antibiotika.
Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("mbryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030 30308 111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Bestehe ruhig darauf.
Und vorab schon mal diese Informationen:
aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, 7. Auflage 2006:
Antibiotika allgemein
Bei vielen Antibiotika erhält ein gestilltes Kind unter Behandlung der Mutter weniger als 1 % der auf das Körpergewicht bezogenen therapeutischen Dosis. Damit werden allenfalls minimale, in keinem Fall Bakterien hemmende Konzentrationen im Säuglingsplasma erreicht.
In der Literatur werden immer wieder folgende Risiken diskutiert:
Beeinflussung der Darmflora (ggf. "dünnere" Stuhlkonsistenz, selten Durchfall),
Beeinflussung bakteriologischer Untersuchungen, die im Fall einer Erkrankung des Säuglings erforderlich werden könnten,
Entwicklung resistenter Keime,
Sensibilisierung.
Als klinisch relevant oder gar therapiebedürftig haben sich alle diese Nebenwirkungen bisher nicht erwiesen. Am ehesten ist mit einer vorübergehenden Auswirkung auf die Stuhlkonsistenz zu rechnen (Ito 1993).
Penicilline, Cephalosporine und andere ß Lactam Antibiotika
Erfahrungen. Bei allen gängigen Penicillinderivaten (z.B. Isocillin®, Amoxypen®) liegt der M/P Quotient unter 1. Der voll gestillte Säugling erhält in der Regel deutlich weniger als 1 % einer therapeutischen Dosis (Übersicht in Bennett 1996).
Ähnliches gilt für Cephalosporine, die zum Teil im Darm des Säuglings inaktiviert werden (Übersicht in Bennett 1996). Benyamini und Mitarbeiter (2005) haben 67 Mütter mit Amoxicillin plus dem Enzyminhibitor Clavulansäure (in Augmentan®) sowie 38 mit Cefuroxim nach Nebenwirkungen bei ihren gestillten Kindern gefragt. Bei der ersten Gruppe wurden mit 22 % häufiger Symptome berichtet als bei Amoxicillin alleine. Die Symptome waren dosisabhängig, bedurften aber keinerlei Intervention. Bei Cefuroxim wurden in knapp 3% der Fälle leichte Nebenwirkungen berichtet, die im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit Cefalexin nicht häufiger auftraten.
Bei Aztreonam (Azactam®) sind nach einer Einzeldosis an die Mutter 0,2 % als relative Dosis für das Kind in der auf die Applikation folgenden Stillmahlzeit ermittelt worden (Ito 1990).
Bei lmipenem (Zienam®) wurden in einer japanischen Untersuchung durchschnittlich 0,8 % einer gewichtsbezogenen, i.v. verabreichten Dosis in der Tagesmilchmenge gemessen (Ito 1988).
Von Sulbactam (z.B. Unacid®) beträgt die relative pro Tag übergehende Dosis maximal 1 % (Foulds 1985).
Enteral werden die zuletzt genannten Substanzen kaum resorbiert. Dies spricht zusätzlich für eine geringe biologische Verfügbarkeit beim gestillten Kind.
Zu anderen ß Lactam Antibiotika liegen keine ausreichenden Daten vor. Bisher gibt es keinen Anhalt für toxische Effekte beim gestillten Kind.
Empfehlung für die Praxis: Penicillinderivate und Cephalosporine gehören zu den Antibiotika der Wahl in der Stillzeit. Soweit möglich, sollten länger eingeführte Substanzen bevorzugt werden, d. h. im Fall der Cephalosporine solche der 2. Generation. Wenn erforderlich, können auch andere ß Lactam Antibiotika und Clavulansäure verwendet werden."
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 02.05.2011