Familienurlaub in den Tropen?

Papagei mit Sonnenhut am Strand

© Adobe Stock, Thaut Images

Große Reisveranstalter und günstige Last-Minute-Angebote machen es möglich: Fernreisen zu tropischen Zielen sind heute selbst für Familien erschwinglich. Auch die Eltern kleiner Kinder überlegen da, ob so ein warmes Urlaubsziel unter Palmen nicht ideal wäre.

Kinder- und Reisemediziner sehen diesen Trend allerdings mit gemischten Gefühlen. Denn zweifellos sind bei exotischen Zielen gerade für Babys und junge Kinder die Gesundheitsrisiken und die Belastungen der Reise besonders hoch. In der Regel raten Mediziner daher von solchen Reisen mit Babys und Kleinkindern rundweg ab.

Das sollten Sie bedenken, falls Sie samt Anhang in tropische Gefilde reisen wollen:

Keine Kurztrips

Die Strapazen der Reise und die Klimaumstellung machen sonst jeden Erholungseffekt zunichte. Mal eben zehn Tage auf die Malediven - das ist, vor allem für sehr junge Kinder, eher ein Gesundheitsrisiko statt einer Wohltat. Je länger Sie an Ort und Stelle bleiben können, desto besser.

Kinder infizieren sich schneller mit Krankheiten und sie erkranken schwerer

Gegenden mit Malaria sollten Sie komplett von ihrer Liste streichen. Auf keinen Fall sollten Sie eine Reise überstürzt antreten, sondern sich frühzeitig (mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt, aber besser noch vor der Buchung) von einem erfahrenen Reisemediziner beraten lassen. Er wird den aktuellen Impfschutz aller Familienmitglieder prüfen (z.B. Tetanus, Diphterie, Polio) und Ihnen sagen können, welche speziellen Impfungen nötig und ab welchem Alter sie zugelassen sind.

Klicken Sie hier für die Adressen reisemedizinisch fortgebildeter Ärzte oder deutscher Tropeninstitute.

Guter Insektenschutz ist das A und O

Ein zerstochenes Kind leidet Qualen. Außerdem können Stechmücken und andere Blutsauger eine ganze Reihe von Infektionen übertragen. Moskitonetze gehören auf alle Fälle in den Koffer, ebenso ausreichend Mückenschutzmittel. Das Problem: Sanfte Mittel wie Aromaöle bieten kaum Schutz, andererseits sind chemische Mittel bei Daueranwendung für Säuglinge und Kleinkinder recht bedenklich. Vor allem in der Dämmerung und am Abend Kleidung tragen, die möglichst viel Haut bedeckt.

Super Hygiene ist ein Muss

Das gilt für alle Reisenden, aber ganz besonders für die Jüngsten. Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur lästig, sie können für Babys und Kinder lebensbedrohlich werden. Die sanitären Bedingungen am Zielort sollten mindestens so gut sein, dass es fließendes Wasser und funktionierende Toiletten gibt.

  • Viel Händewaschen hilft viel:

    Wer die Hände nach jedem Toilettengang (bzw. Windelwechsel) sowie vor jedem Snack oder Essen gründlich wäscht, senkt das Risiko von Magen-Darm-Infektionen bereits erheblich.

  • Getränke:

    Auf keinen Fall unabgekochtes Wasser trinken oder zur Zubereitung der (Baby-)Nahrung verwenden. Erst Wasser, das ein paar Minuten lang sprudelnd gekocht hat, ist fast völlig frei von krankmachenden Keimen. Auch zum Zähneputzen nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus industrieller Flaschenabfüllung nehmen. Heißgetränke sind meist unbedenklich, Kaltes sollte aus einer ungeöffneten, fabrikabgefüllten Dose oder Flasche stammen. Tipp: Vorsicht bei Eiswürfeln. Sie können Krankheitserreger übertragen, falls das Wasser vor dem Einfrieren nicht abgekocht wurde (auch der Alkohol im Drink tötet Keime nicht ab!). Auch Milch darf nur pasteurisiert und aus ungeöffneten Flaschen bzw. Packungen getrunken werden. Ist nur unbehandelte Milch erhältlich, muss sie abgekocht werden.

  • Essen:

    Bei Säuglingsmilch und -brei ausreichend Vorräte mit in Urlaub nehmen. Erstens ersparen Sie Ihrem Kind so die zusätzliche Belastung einer Nahrungsumstellung. Zweitens ist nicht gewiss, dass Sie im Ausland gleichwertigen Ersatz finden. Spezielle Babyprodukte können zudem sehr teuer sein.

    Generell sollten Reisende in tropischen Gefilden die schlichten Regeln beherzigen, die schon die Engländer in ihren Kolonien aufgestellt haben: Was man nicht schälen oder kochen kann, wird nicht gegessen. Frisch gekochte oder (durch-)gebratene Speisen sind in Ordnung, ebenso alles, was Sie selbst schälen können. Dagegen lieber Finger weg von allem, was schon länger gestanden hat, von rohen Nahrungsmitteln (dazu gehören auch Salate bzw. Obstsalate) und von Milchprodukten.

    Natürlich bleibt es letztlich Ihnen überlassen, wie weit Sie der Hotelküche trauen und wie wagemutig Sie in Garküchen sind. Aber bei Babys und Kindern sollten Sie absolut kein Risiko eingehen.

    Das gilt ganz besonders auch bei Speiseeis: wenn überhaupt, dann nur orignalverpackte Industrieware. Kenner halten aber auch das für bedenklich, unter anderem, weil die Kühlkette unterbrochen worden sein kann.

Auf Sonnen- und Hitzeschutz achten

Nicht nur Sonnenbrand droht, sondern vor allem auch Erschöpfung und Kreislaufkollaps durch die Hitze, gekoppelt mit Salz- und Flüssigkeitsmangel. Selbstverständlich sind gute Kopfbedeckung und (Kinder-)Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor unentbehrlich. Sinnvoll ist auch luftige Kleidung, die möglichst wenig Sonne an die Haut lässt. An den Strand am besten nur früh morgens oder spät am Nachmittag gehen, wenn die Sonne schwächer wird.

Passen Sie sich dem lokalen Lebensrhythmus an: Sie werden sehen, dass die Menschen in heißen Regionen den Schatten oder das Haus aufsuchen, wenn die Sonne hoch steht. Reichlich trinken ist ein Muss, denn der Körper verliert selbst im Schatten viel Flüssigkeit durchs Schwitzen.

Die goldenen Regeln für eine gesunde Reise (Auszug aus einer Liste der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Universität München):

  • Vor der Reise individuell reisemedizinisch beraten lassen, vorbeugende Maßnahmen treffen
  • Guter Mücken- und Insektenschutz
  • Konsequente Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene
  • Nicht in tropischen Gewässern baden
  • Nicht barfuß laufen (Gefahr von Parasiten und Verletzungen, etwa durch Seeigelstacheln)
  • Guter Sonnen- und Hitzeschutz
  • Eine angemessen sortierte Reiseapotheke einpacken
  • Adresse der deutschen Botschaft im Reiseland mitnehmen (für Notfälle)

Zuletzt überarbeitet: Dezember 2018

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