Hallo Dr. Paulus,
Ich nehme Fluanxol (2 mg pro Tag) und Lorazepam ( 2-3 mal die Woche, eine halbe Tablette (0,5 mg)). Vor einem Monat hatte ich eine Fehlgeburt.
Wirken die beiden Medikamente in dieser Dosis teratogen auf den Embryo?
Wenn ja, können Sie mir bitte insbesondere ein Schlafmittel, Medikament der 1. Wahl in der Schwangerschaft, empfehlen. Denn ich habe starke Probleme mit dem Einschlafen.
Oder können Sie bitte ein Neuroleptikum empfehlen, das sedativ wirkt, dass man in der Schwangerschaft nehmen kann, da ich gehört habe, dass Schlafmittel abhängig machen können.
Vielen Dank !
von
NovaCanto
am 06.01.2012, 12:10
Antwort auf:
Fluanxol und Lorazepam in der Schwangerschaft
Bei dem Wirkstoff Flupentixol, einem Thioxanthen, hat sich bisher weder im Tierversuch noch nach Anwendung in der menschlichen Schwangerschaft ein Anhaltspunkt für fruchtschädigende Effekte ergeben.
Benzodiazepine werden als Tranquilizer, Schlafmittel und Antikonvulsiva eingesetzt. Im Laufe der letzten 30 Jahre wurden von der Muttersubstanz Diazepam zahlreiche Derivate (z. B. Lorazepam) entwickelt, die sich in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften unterscheiden.
Anfängliche Berichte über eine Häufung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten unter Diazepam ließen sich bei therapeutischer Dosierung nicht bestätigen. In neuerer Zeit wurden jedoch auffällige Gesichtszüge, geistige Retardierung und Überaktivität bei Kindern beobachtet, deren Mütter während der gesamten Schwangerschaft einen Missbrauch mit hohen Dosen von Benzodiazepinen betrieben hatten.
Bei Einnahme in höheren Dosen über längere Zeiträume (z. B. Diazepam 15-20 mg pro Tag) bis zur Geburt muss man mit einer Atemdepression beim Neugeborenen rechnen. Im Rahmen einer Entzugssymptomatik werden Unruhe, Zittern, Muskelhypertonie, Erbrechen, Durchfall und zerebrale Krampfanfälle beim Neugeborenen beschrieben. Ein weiteres Problem stellt die als „Floppy-infant-Syndrom“ bekannte Symptomatik dar, die mit Muskelhypotonie, Lethargie, Temperaturregulationsstörungen und Trinkschwäche über Wochen bis Monate anhalten kann.
Gegen eine sporadische Anwendung von Lorazepam bestehen keine Einwände, eine tägliche Anwendung bis zur Geburt kann jedoch zu Gewöhnung und anschließenden Entzugssymptomen beim Neugeborenen führen.
Einige ältere Antihistaminika wie Diphenhydramin (z. B. Dolestan) und Doxylamin (z. B. Hoggar) eignen sich auch als Schlafmittel in der Schwangerschaft. Im Gegensatz zu den Benzodiazepinen entsteht keine Abhängigkeit.
Auch die Einnahme von sedierenden Neuroleptika wie Promethazin (z. B. Atosil) wäre vertretbar.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 09.01.2012