Lieber Herr Dr. Posth,
mein 4,5jähriger Sohn wechselt den KIndergarten und fängt nun mit der Eingewöhnung in den neuen Kiga an. Eine sanfte Ablösung wird in unserer Stadt von keinem Kiga angeboten. Daher meine Frage, wie ich vorgehen sollte. Ich würde nicht gehen, wenn er weint -diesen Fehler hab ich in der Vergangenheit bereits begangen und bin seitdem um Wiedergutmachung bemüht. Wäre es in Ordnung, wenn ich zwar nicht im Gruppenraum, sondern in der Garderobe warte, damit er jederzeit zu mir kommen kann? Die Erzieher behaupten ja immer, wenn er 2min weint, sich aber schnell ablenken lässt, sei alles gut. Wenn ich Sie richtig verstehe, müsste ich im Grunde so lange und so viele Tage dabeibleiben, dass es aufgrund seines Vertrauens zu einer Erzieherin gar nicht erst zu Tränen kommt. Welche Ratschläge können Sie mir geben? Ich bin so dankbar für Ihre Unterstützung, die leider im Umfeld diesbezüglich fehlt!
von
Sonja75
am 01.09.2014, 07:37
Antwort auf:
Eingewöhnung mit 4,5 Jahren
Hallo, ja, das stimmt, eigentlich müsste ein Kind gar nicht weinen oder könnte allenfalls ein bisschen traurig sein, wenn die Mutter es verlässt. Das kann aber Trauer ohne Tränen sein, und wenn die Bezugserzieherin sich dann tröstend und animativ einschaltet, müsste auch diese Trauer verschwinden. Mit 4 !/2 Jahren, so alt ist Ihr Sohn jetzt, sollte das eigentlich gut funktionieren. Aber er hat, wie Sie schreiben, schlechte Erinnerungen. Das belastet natürlich den Abschied. Wenn Sie aber erreichbar bleiben, nur nicht im Gruppenraum, dann müsste das Ihrem Sohn jetzt genügen. Er wird dann ein paar Mal kommen, auch um zu kontrollieren, ob Sie auch wirklich da sind, dann aber soviel Vertrauen gewinnen (auch zu den neune Erzieherinnen), dass er auf die Kontrollen verzichtet, bzw. sie einfach vergisst. Dann wird es Zeit für ein Abschiedsritual, das Ihrem Sohn hilft, die nie ganz vermeidliche Trauer gut zu bewältigen. So müsste es jetzt problemlos klappen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.09.2014