Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zufüttern?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zufüttern?

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Welter, meine Tochter (19 Wochen) schläft seit 3 Wochen nicht mehr durch. Sie wiegt bei einer Grösse von ca. 64 cm 6000 g und sieht ganz gesund aus und ist recht munter. Jetzt meine Frage....kann ich abends evtl. etwas Pre-Nahrung geben damit sie mal wieder durchschläft? Oder soll ich bereits mit Brei anfangen? Allergien sind bei uns keine vorhanden. Vielen Dank im voraus für die Antwort. Viele Grüße, Nicole


Biggi Welter

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? Liebe Nicole, wenn Sie mir nicht geschrieben hätten, wie alt Ihr Kind ist, hätte ich auf etwa vier bis fünf Monate getippt, denn Ihr Kind verhält sich ganz typisch für dieses Alter. Es ist geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ein Baby am Abend oder aus über den Tag verteilt nur ausreichend „abgefüllt" werden müsse, um ruhigere Nächte zu erreichen. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Selbst wenn Sie jetzt am Abend eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung oder Beikost geben würden, dann wäre das keine Garantie für ruhigere Nächte. So anstrengend es auch sein kann: es ist nicht unnormal, dass ein so kleines Baby nachts mehrfach - auch im Zweistundenrhythmus - aufwacht. In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Und auch eine Flasche oder ein Brei am Abend sind keine Garantie für lange Schlafphasen in der Nacht. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Außerdem ist das Stillen ja nicht nur reine Nahrungsaufnahme sondern viel mehr, so dass es sich keineswegs mit einer nächtlichen Flasche gleichsetzen lässt. Die Kunst besteht nun darin, einen Weg zu finden, dass sich Mutter und Kind wohl fühlen können. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Auch tagsüber können Sie versuchen, sich selbst Nischen zu schaffen, die Sie ganz gezielt für Ihre Erholung nutzen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo, ich bin nicht Biggi, kann dir aber von meiner Tochter berichten, daß durchschlafen und Essen nicht unbedingt zusammenhängen und daß der lange "ersehnte" Milchbrei bei uns am Schlafen gar nichts geändert hat - im Gegenteil, wenn sie den abends isst, schläft sie die ersten 4 Stunden nur sehr unruhig, so daß wir ihn jetzt weggelassen haben. viele Grüße Jutta


Mitglied inaktiv

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Hallo, meine Tochter ist jetzt 8 Monate und echt proper. Seit drei Wochen ist sie nachts im zwei-Stunden-Rhythmus wach, und ich dachte auch, daß ich mit Abendbrei daran was ändern kann. Hab aber auch die Erfahrung gemacht, daß sie davon solche Bauchprobleme bekommt und noch schlechter schläft. Habs also wieder aufgehört. Nächster Versuch war, ihr nachts die MuMi einfach zu verweigern, aber Händchenhalten und Trösten ist noch stressiger als stillen und weiterschlafen! Hab mich auch damit verrückt gemacht, daß sie ja schließlich nachts nicht mehr braucht, und sich nur so sehr dran gewöhnt hat, kuschelig an Mamas Brust wieder einzuschlafen. 'Schlaftraining' habe ich ganz schnell wieder abgebrochen, das ist ja wohl nur grausam! Sie hat bislang bei mir mit im Bett geschlafen, und jetzt ist meine nächster Versuch, daß sie vielleicht ruhiger schläft, wenn ich nachts nicht neben ihr schnarche. Ändert aber auch nichts, sie ist zu den selben Zeiten wach und macht auch noch ein riesen Theater, weil das Kinderbettchen eben nicht ihr gewohnter Schlafplatz ist. Was ist dran an der Theorie, daß alles nur eine Frage von Gewohnheit(en) ist, die man ändern kann (und sollte). Hört sie denn irgendwann von ganz alleine auf, nachts nach MuMi zu verlangen?? Das kann ich mir kaum vorstellen. Ab wann kann ich ihr zumuten, sich an ihr eigenes Bett zu gewöhnen? Ich merke, daß ich nachts auch langsam ärgerlich werde, wenn ich ständig um meinen Schlaf gebracht werde, und eine total genervte Mutter kann fürs Kind doch auch nicht gut sein, oder? Das klingt immer so einfach mit dem 'Zufüttern und dann wird alles gut. Sie findet das ganz lustig, aber zum Sattwerden will sie die Brust. Hab ich weniger Stress, wenn ich sie selber bestimmen lasse und nicht versuche, ihr was aufzudrängen? Geduldig am Ball bleiben, oder erstmal wieder aufhören? Und dieser Wettbewerb zwischen den Müttern, wieviel Gramm ihr Kind schon isst, furchtbar! Aber auch schwer, sich davon zu lösen und dem eigenen Rhythmus zu folgen. Tapfer sein! Mit müden Grüßen, Tanja1971


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