Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zufüttern /Periode

Biggi Welter

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Frage: Zufüttern /Periode

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Liebe Biggi, ich habe zwei Fragen. 1.Mein Sohn ist jetzt genau zwei Monat alt und ich stille ihn voll. Sowohl meine Mutter als auch meine Schwiegermutter (gelernte Kinderkrankenschwester) erzählen mir, daß ich und mein Mann ab dem dritten Monat Möhrensaft bekommen haben. Nun wird ja heute geraten, am besten sechs Monate voll zu stillen bzw. frühestens nach dem vierten Monat zuzufüttern. Welche medizinischen Argumente sprechen denn für die späte Einführung von Beikost (außer Allergierisiko)? Wie ist das mit dem Eisenmangel, der (laut einiger Literatur) ab dem vierten Monat auftritt, ist das wirklich so gravierend bzw. bekommt er über die Muttermilch gar kein Eisen? 2. Mir scheint, ich habe 7 Wochen nach der Geburt, kaum war mein recht lang anhaltender Wochenfluss vorbei, schon wieder meine PEriode bekommen, jedenfalls hatte ich eine etwa 5-6 Tage dauernde periodenähnliche Blutung. Kann das denn trotz Stillen sein, wie schade, ich hatte mir gewünscht, etwas länger davon verschont zu blieben. Vielen Dank für Deine Antwort, viele Grüße Krissie


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? Liebe Krissie, die aktuellen Empfehlungen sind ganz eindeutig, das ein Kind in den ersten SECHS Monaten entweder ausschließlich Muttermilch oder - wenn die Muttermilch nicht oder nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht - künstliche Säuglingsnahrung erhalten sollte. Die zu frühe Einführung von Beikost (auch Saft) fördert nicht nur das Allergierisiko, sie überlastet auch Darm und Nieren (erhöhte Molenlast) und ist deswegen in keinem Fall zu empfehlen. Es stimmt keineswegs, dass Kinder mit vier Monaten prinzipiell einen behandlungsbedürftigen Eisenmangel entwickeln. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen und da bei voll gestillten Babys kleine Darmblutungen sehr viel seltener sind als bei mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Kindern, verlieren Stillkinder auf diese Weise auch kein Blut. Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Pisacane anlässlich der 15.internationalen LLL-Konferenz in Washington: „Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden. Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat." Wie schnell die Fruchtbarkeit einer Frau wieder zurückkehrt und die Periode wieder einsetzt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Neben der Häufigkeit des Stillens spielt die individuelle Körperchemie der Frau eine Rolle, auch zum Beispiel der Anteil an Körperfettgewebe usw. Es gibt Frauen, während vollem Stillen bereits nach zwei Monaten wieder eine Periodenblutung und einen Eisprung haben, andere wiederum haben ein Jahr oder länger keine Menstruation. Beides ist normal. LLLiebe Grüße Biggi


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