Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zufüttern nach dem 5. Monat - ja oder nein?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zufüttern nach dem 5. Monat - ja oder nein?

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Liebe Biggi, meine Tochter wird morgen 5 Monate alt. Ich stille noch voll und wollte dies eigentlich 6 Monate lang tun. Ich habe aber den Eindruck, dass ihr die Milch nicht mehr reicht. Sie schlief bereits durch, wird jetzt aber seit ein paar Tagen nachts 2x wach und will trinken. Sie trinkt auch tagsüber alle 2-3 Stunden, sitzt sehr gern auf meinem Schoß mit am Tisch und guckt sehr interessiert, was wir mit Messer, Löffel und Glas tun. Auch hat sie oft die Finger im Mund, hat großen Bewegungsdrang und dreht sich seit heute alleine auf den Bauch. Kann ich jetzt schon mit Brei anfangen oder ist es zu früh? Sie wiegt ca. 7 kg, hat immer kontinuierlich zugenommen. Die Größe weiß ich nicht, sie trägt aber Kleidergröße 68. Sie ist ein zufriedenes, ausgeglichenes Baby. Allergien gibt es in unserer Familie nicht. Danke für Ihre Antwort Ines


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? Liebe Ines, Es ist nicht immer einfach, reine Neugier von echtem Interesse an der Beikost zu unterscheiden. Für den Beginn der Beikost sollte immer das Kind und nicht nur der Kalender angeschaut werden. Mit der Einführung der Beikost solltest Du beginnen, wenn dein Kind zu erkennen gibt „Jetzt bin ich soweit". Das lässt sich an den folgenden Anzeichen erkennen: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen läßt. Dies ist bei einem gesunden, voll ausgetragenen Baby etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Eine zu frühe Einführung der Beikost ist nicht sinnvoll, da dadurch der Organismus des Kindes überfordert werden kann, vor allen der Darm und die Nieren des Kindes können überlastet werden und außerdem erhöht eine zu frühe Einführung der Beikost das Allergierisiko. Wenn ein Baby mit etwa fünf Monaten nachts wieder vermehrt aufwacht, so ist dies in aller Regel entwicklungsbedingt. Es ist geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht, sondern ist entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass ein Baby am Abend nur ausreichend „abgefüllt" werden müsse, um ruhigere Nächte zu erreichen. Wer auch immer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, dass Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung besonders lange „vorhalten" und Kinder dann länger schlafen, der hat vielleicht ein Ausnahmekind gehabt oder eventuell sogar gar keines. Ich will nicht behaupten, dass es nicht manchmal tatsächlich so ist, dass ein Baby länger schläft, wenn es am Abend einen Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung bekommt, aber es ist keinesfalls die Regel (und vielleicht sogar einfach nur Zufall) und nicht wenige Kinder schlafen nach einer „Reichhaltigen Abendmahlzeit" sogar noch schlechter. Das heißt nicht, dass dem Kind die Beikost vorenthalten werden sollte, aber dass keine großartigen Erwartungen in Bezug auf das Schlafverhalten mit der Gabe von zusätzlicher Nahrung verbunden werden sollten. Die Fähigkeit länger zu schlafen, hängt nicht von der Art der Nahrung und auch nicht von der Menge der Nahrung ab. Das wurde inzwischen in Studien hinlänglich festgestellt und haben auch schon viele Eltern erkennen und erleben müssen. Es ist ein Reifungsprozess beim Kind, der von Kind zu Kind unterschiedlich schnell verläuft. Größe und Gewicht sagen übrigens auch nichts über die Reife eines Kindes aus und sind keine Kriterien für die Bereitschaft zur Beikost. Schau dir dein Kind mal gut an und beobachte seine Reaktionen, dann findet ihr schon heraus, wann es so weit ist. LLLiebe Grüße Biggi


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