Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie zählt man die Stillabstände???

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie zählt man die Stillabstände???

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Hallo! Eine Frage: wie zählt man genau die Stillabstände? Wenn ich sage, mein Sohn trinkt alle 3 Stunden, heisst das ich zähle ab da wo er angefangen hat das letzte mal zu trinken oder ab da wo er fertig war? Momentan zähle ich so: wenn er fertig ist trinken an beiden Seiten (was so insgesamt 25 min dauert), fange ich an zu zählen und nach spät. 3 Stunden hat er wieder Hunger. Die Ärztin meinte nur, ich sollte versuchen auf 4 STunden zu kommen, da er so starke Blähungen hat, damit er besser verdauen kann. Herzlichen Dank! Kathrin (mein Sohn ist 4 Wochen alt)


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? Liebe Kathrin, Stillabstände werden jeweils vom Beginn des letzten Stillens bis zum Beginn des nächsten Anlegens gerechnet. ABER: bei einem gesunden und gut gedeihenden Kind gibt es KEINEN Grund überhaupt auf die Uhr zu schauen, sondern das Kind sollte nach Bedarf gestillt werden. Stillexperten sind sich seit langem einig, dass Stillen nach Bedarf empfehlenswert ist und so sicher gestellt wird, dass das Baby die Milch, die es braucht auch dann bekommt, wenn es sie braucht. Eine Ausnahme sind lediglich nur zögernd zunehmende oder schlecht gedeihende Kinder, bei denen unter Umständen ein HÄUFIGERES Anlegen notwendig sein kann. In dieser Situation muss die Mutter die Initiative ergreifen und das Kind zum häufigeren Stillen anregen. Lassen Sie sich wirklich von Ihrem Kind leiten und vertrauen Sie auf die Kompetenz Ihres Babys. Es wird Ihnen und Ihrem Kind besser gehen, wenn Sie alles, was Sie je über einen angeblich notwendigen „Rhythmus" gehört oder gelesen haben, vergessen. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Beste ist, die Uhr überhaupt zu vergessen und das Baby immer dann anzulegen, wenn es nach der Brust verlangt und es solange trinken zu lassen, wie es selbst möchte. Dieses „Stillen nach Bedarf" wird von allen Stillexperten einhellig empfohlen und hat sich eindeutig bewährt. Stillen nach der Uhr kann in manchen Fällen funktionieren, doch es kann genau so gut auch zu einem Rückgang der Milchmenge und allen daraus resultierenden Stillproblemen führen. Es stimmt auch nicht, dass „zu häufiges" Anlegen zu Bauchproblemen führt. Bei Bauchproblemen wird eine Stillberaterin als erstes die Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes überprüfen. Sehr oft liegen Bauchprobleme nämlich daran, dass das Kind an der Brust zuviel Luft schluckt. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Auch wird der Einfluss der Ernährung der Frau auf das Baby fast immer maßlos überschätzt. Allerdings sollte der Einfluss von Tees wie Milchbildungstee, Fencheltee usw. nicht unterschätzt werden. Nicht wenige Kinder reagieren genau auf diese Teemischungen - vor allem wenn mehr als zwei bis drei Tassen täglich getrunken werden - mit massiven Bauchproblemen. Lassen Sie deshalb diese Tees einmal komplett weg, falls Sie davon trinken. Nun kann ich weder sehen, wie ihr Kind an der Brust angelegt ist, noch beurteilen wie es trinkt. Deshalb sollten Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ich hänge Ihnen noch einen Text zum „Mythos Mindestabstand" an. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


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Also, man zählt von Anfang bis Anfang der Stillmahlzeiten, somit bist Du bei ca. 3,5 STunden. Und das, was Deine Ärztin sagt, halte ich vorsichtig gesagt für fragwürdig! Ich finde, dass 3,5 Stunden schon ein ganz schön großer Stillabstand sind, mein Sohn hat bis zum 5.Monat alle 2 Stunden getrunken und davon auch keine Blähungen gehabt (obwohl er eine Mimose ist...) Gegen Blähungen probier z.B. lieber mal Kümmelöl auf den BAuch (z.B. windsalbe aus der Apotheke). U-Hörnchen


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Hi! Wie man Stillabstände mißt hat meine Vorrednerin ja schon beschrieben. Das mit den Blähungen hat man mir auch gesagt. Ich kann aber im Nachhinein nur sagen daß die Blähungen bei meiner Tochter nichts mit der Zeitspanne zwischen den Mahlzeiten zu tun hatten und haben. Das mit dem Kümmelöl machen wir auch, wobei ich denke, daß dabei am effektivsten die Massage des Bäuchleins im Uhrzeigersinn ist. Stille Dein Kind wann es Hunger hat und nicht nach Zeitplan! Alles Gute


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