Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie Dauerstillen reduzieren?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie Dauerstillen reduzieren?

Mabisiwi

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Guten Tag, Mein Sohn 15 fast 16 Monate wird noch sehr oft gestillt. Seit seiner Geburt schläft er bei uns im Bett. Er hat ein großes Stillbedürfnis. Gerade in Krankheitsphasen (Erkältung, Magendarm, Corona) hat er fast Dauergenuckelt. Ich habe versucht die Still Abstände zu verlängern über Tag, dann kamen jedes mal Krankheitsphasen und somit war alles wieder beim alten. Ich zähle nicht, aber ca alle zwei Stunden will er trinken. Auch Nachts hat er noch nie länger als 2 Stunden am Stück geschlafen. Gegen morgen werden die Still Abständen sogar oft noch kürzer. Ich fühle mich trotzdem relativ fit ( bis auf die Stilldemenz) er trinkt meist nur sehr kurze Zeit, sodass ich nicht richtig wach werde. Nun muss ich dieses Jahr im September wieder arbeiten und mein Sohn soll ab August in die Kita. Ich möchte eine schonende Abstill Möglichkeit für uns beide schaffen. Noch haben wir ja viel Zeit Bis dahin, aber die Zeit fliegt immer.. Mein Sohn ist sehr fixiert auf mich, mein Mann wird von ihm zum trösten, einschlafen nicht akzeptiert. Unser Sohn macht seinen Mittagsschlaf auf dem Sofa zw 1 und 2,5 Stunden (aber mit stillen dazwischen) und schläft dort auch meist abends ein und geht dann mit uns ins Bett, da er nicht allein geschlafen hat bisher und mit uns ins große Bett geht. Er isst alles, aber in kleinen Spatzenhappen, danach oft auch stillen. Ich liebe das Stillen, unsere gemeinsame Zeit und weiß dass es auch für meinen Sohn viel mehr ist als Nahrungsaufnahme. Aber ich möchte auch dass mein Mann, Oma u Opa mehr mit ihm machen können und er sich trösten lässt, einschläft ohne Brust zu benötigen.. Das nagt nämlich auch an der Beziehung zum Rest der Familie.. Ich wäre dankbar für eine Rückmeldung bzgl eines sanften abstillens, welches sich auch über längere Zeit ziehen kann, und um eine grobe Einschätzung zu meinem Vorgehen bisher.. Viele liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe Mabisiwi, das Verhalten Deines Babys IST NORMAL, da kann ich Dich beruhigen, es wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Dein Kind ist ja tagsüber schon gerne beim Papa und diese Zeit wird sich von ganz alleine vermehren und irgendwann wird Dein Baby auch beim Papa einschlafen! Das hat nichts mit einer Schlafstörung zu tun und ihr habt Eurem Kind auch nichts Falsches angewöhnt!!! Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttersöhnchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du Dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. In der Kita gelten ganz andere Regeln und Dein Kind wird auch dort schlafen, denn es weiß ja, dass es nur bei Dir an die Brust kann. Du wirst sehen, dass die Kleinen sehr flexibel sein können und sich auch schnell umstellen, wenn es eben sein muss. Es kann gut sein, dass die ersten Tage sehr unruhig sein werden und Dein Kind sich nach der Kita auf Dich stürzen wird, aber das ist in Ordnung so. Wichtig ist, dass die Erzieherin liebevoll und geduldig ist und Deinem Baby eine Alternative anbietet (z.B. einfach mal eine Banane oder so) und Dein Baby dann zu Hause wieder Sicherheit tanken kann. Wenn DU allerdings etwas ändern möchtest, dann ist das völlik okay, am besten wäre es dann, wenn Du schrittweise vorgehen würdest und anfangs stillfreie Stunden einführen würdest. Kennst Du Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte“? Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre Deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich Dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von Dir aus Deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf Dein Wort verlassen kann. Die ersten paar Nächte werden nicht einfach werden und Dein Kind wird erst einmal toben. Vielleicht kannst Du an einem Wochenende beginnen, damit Du tagsüber etwas ausruhen kannst. Lieben Gruß Biggi


Mabisiwi

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Oh vielen lieben Dank für diese schnelle und tolle Antwort.. Ja es ist schon mal nicht so ganz einfach, da das "LÄNGERE" Stillen oft nicht anerkannt wird und es nun "ja langsam mal gut sein Muss".. Aber zum Glück habe ich eine tolle Familie die mich unterstützt und weiß, dass ich als Mutter instinktiv dass Beste für mein Kind und seine Bedürfnisse tun will.. Die Antwort unterstützt mich dennoch noch einmal. Ich werde versuchen etwas längere Still Pausen erstmals über Tag Einzubauen, durch Aktivitäten und anbieten von Nahrung etc u d mich dann evtl mal an die Nächte begeben damit vll, doch etwas mehr Zeit als 1-2 Stunden Schlaf drin sind ... Vielen lieben Dank!!


Biggi Welter

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:-))) Danke für die liebe Rückmeldung! Biggi


Mabisiwi

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Unser Kleiner hat sehr gut auf das liebevolle langsame schrittweise abstillen nachts reagiert, leider kamen genau dann 3 Tagefieber und Zähne, wie immer passend . Aber er hat sich tapfer geschlagen.. Nun trinkt er noch 2-3x ca Wasser nachts. Mein Mann hat ihn ein paar Mal Nachts bei sich "halten" müssen weil er angefangen hat nachts auf mir rum zu krabbeln und zu klettern und dann völlig quer und eingeengt auf mir geschlafen hat und auch mich ziemlich eingequetscht hat. Die erste Nacht war mit Weinen begleitet, aber schon in der nächsten Nacht hat er gemerkt dass man auch wo anders als auf oder nur dicht an der Mama schlafen kann. Glaube das war sein sicherer Hafen, als Ersatz fürs Stillen? Wir sind immer noch nicht so ganz mit der Wurst über den Zaun, aber es wird.. Auch tagsüber trinkt er nun nur noch nach dem Aufwachen Im Bett und Abends zum einschlafen. Das ist gerade noch im Werden, seit 3 Tagen. Auch hier der erste Tag heftig dann wurd es schon besser.. Ich finde er schlägt sich wirklich gut. Seit wir das Stillen stark reduziert haben klappt auch die Betreuung von unserm Sohn durch meine Eltern besser und er lässt sich mehr auf Schwimmen, spielen mit anderen etc ein. Es war einfach der Zeitpunkt gekommen, dass ich etwas machen musste da er sich selbst sehr eingeschränkt hat, da er nur das Trinken im Kopf hatte und dann zu nichts anderem mehr fähig war. Mein Mann hat gesagt ich muss mich durchringen auch wenn es schwer fällt. Und durch seinen "Anstoß" haben wir den Stein ins Rollen gebracht.. Dafür bin ich ihm dankbar und er unterstützt mich nachts gut dabei! Ich danke Ihnen schon mal sehr für Ihre bisherigen Tipps!! Sollte man das Wassertrinken nachts einschränken? Und ich kann seitdem ich nachts abgestillt hab nachts viel schlechter schlafen. Woran kann das liegen? Liege nachts oft wach. Mfg


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